Von der schwierigen Aufgabe, Kinder und Jugendliche mit Technologie und Kommunikation vertraut zu machen
Kinder und Jugendliche an Computer, Medien und Internet heranzuführen ist nicht immer einfach, besonders in den bildungsfernen Bereichen der Gesellschaft und in einer Jugendkultur, die Technik unreflektiert als blosses Gebrauchswerkzeug betrachtet. In speziellen Jugendeinrichtungen wird versucht, diesen Jugendlichen Interesse an Technik und ein Verständnis für die Implikationen der offenen Kommunikation im Netz entgegenzubringen.
Im Gespräch mit Tim Pritlove berichtet Sozialpädagoge und Leiter eines Berliner Medienkomptenzzentrums Bernd Dörr von der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und von den Erfordernissen in Hinblick auf Erziehung und politischer Gestaltung der Thematik in der Gesellschaft.
Themen: Medienkompetenzzentren in Berlin; Sozialpädagogie; wer geht in Medienkompetenzzentren; Interesse für Technik vs. Kommunikation; wie man Grundkenntnisse vermittelt; Computerführerschein; Motivation und Frust von Betreuern; die Entwicklung des Verstehens bei Kindern und Jugendlichen; Problemfeld Fernsehen; Lernen am Computer; wie Kinder lernen und wann sie lernen wollen; Lern- und Unterhaltungsspiele; Lernsoftware; Serious Games; Netzsperren, Filter und jugendgefährdende Inhalte; der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag; angemessener Jugendschutz im Internet; Soziale Netzwerke; digitale Hilfsmittel beim Lernen und in der Schule.
Shownotes
Links:
- Bernd Dörr
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Interessant soweit. Aber ein Einwurf: Fachhochschulabschlüsse sind natürlich auch akademische Abschlüsse – egal ob Diplom (FH) oder Bachelor/Master. Dass die Berliner Fachhochschulen mittlerweile nur noch „Hochschulen“ sind, hat außer dem Namen nichts geändert. Der Rechtsstatus lautet immer noch „Fachhochschule“.
Danke für den interessanten Podcast. Ich bin ja selber noch Schüler auf einem Gymnasium. Dabei fällt mir zunehmend auf, wie schlecht anpassungsfähig die Lehrer sind – auf den meisten Rechnern läuft noch ein Windows 95, ein ebensoaltes Office-Paket von Microsoft und ein vorsteinzeitlicher Browser, der sich Internetexplorer nennt. Programmiert wird übrigens in Delphi…
In so gut wie jedem Computerkabinett gibt an die 5 Rechner, die man nicht benutzen kann, da sie sich ständig aufhängen, etc.
Auf die nachfrage hin, ob man wenigtens einen Teil der Rechner auf eine Linuxdistribution, die auch für Schüler ansprechend ist (Ubuntu, etc.) umstellen könnte, wurde dieser Vorschlag mit der Äußerung, dass Linux ja ein Bastlersystem wäre und niemand damit zurechtkommt, zurückgewiesen.
In der jetzigen Form bringt der Info-Unterricht einfach rein gar nichts. Nicht nur, dass ein fast alle in der Klasse ein gut 10 Jahre neueres System einsetzen (und sich mit diesem auch gut auskennen); was bringt es mir, wenn ich eine kaum mehr zeitgemäße Programmiersprache wie Delphi erlerne? Doch hier ist es wieder das selbe. Würde beispielsweise Python eingesetzt werden, müsste der Info-Lehrer ja etwas neues lernen…
Danke für die interessante Sendung. Ich hätte mir noch einen Hinweis auf die „Khan Academy“ gewünscht, die einerseits „Bildung Open Source“ darstellt und andererseits vorführt wie einfach und effektiv Technik und Bildung zusammen arbeiten können. Aber vielleicht wäre das ein Thema für eine Extrasendung…
@archuser: Mit der Betriebsumgebung magst du recht haben, die Delphikritik finde ich aber nicht unbedingt nachvollziehbar. Es dürfte zunächst einmal nicht Ziel des Informatikunterrichts sein, Programmierer heranzubilden, sondern Konzepte zu vermitteln. Delphi in Anbetracht der allgegenwärtigen Verbreitung von Java, C++ oder gar C als „kaum mehr zeitgemäße Programmiersprache“ zu bezeichnen, zeugt eher von Unkenntnis. Was die Unbenutzbarkeit der Computer angeht, wäre natürlich ein etwas fähigerer Systemadministrator wünschenswert. Der Unterricht selbst dürfte eher durch die landesspezifischen Rahmenpläne bestimmt sein, die es im Zweifelsfalle zu kritisieren gälte, auch wenn gewiss einige Lehrer ebenfalls engagierter sein könnten.
Interessantes Thema mit vielen Aspekten. Ich frage mich, ob der Ansatz „ich bin schon froh, wenn die Kids den Computer als Werkzeug benutzen, um etwas kreativ zu schaffen, Film, Text, Comic etc“ dem beschriebenen sozialne Milieu geschuldet ist und die Idee, dass die Kinder auch das Programmieren lernen sollten (oder zumindest die Moeglichkeit dazu bekommen sollten), wie Tim das ja mehrfach wohl gerne reingerufen haette, woanders verbreiteter ist oder doch die Juniorhacker generell so selten sind, dass sie fuer Medienpaedagogik gar keine Rolle spielen (oder fuer sich selber sorgen koennen).
Ich habe vor kurzer Zeit noch diesen Beitrag bei TED zu Video- und Webgestütztem Lernen gesehen:
http://www.ted.com/talks/salman_khan_let_s_use_video_to_reinvent_education.html
http://www.khanacademy.org/
was mir aufgefallen ist, dass die da von porno, ok, das gibts haufenweise, aber diese nazi seiten, also davon habe ich keine einzige gesehen. im ganzen leben bin ich nur ueber diese gestossen -> http://freiewelt.net/ aber selbst die ist nicht sehr radikal.
Der Podcast ist interessant, aber er zeigt auch wie unterschiedlich die Situation an Schulen und in der freien Arbeit mit Kindern ist. An der Schule, die ich kenne, gibt es zwei Computerräume, zwei mobile Computerräume (Laptopwagen) und etliche fest installierte Rechner/ Beamer-Kombinationen in Klassenräumen.
Alle Rechner laufen über einen Filter, der Time for Kids heißt und manchmal den Unterricht erschwert. Z.B. klappte im Religionsunterricht eine Recherche zum Thema Satanismus nicht, weil alle Seiten gesperrt waren.
Mich beschäftigt allerdings, was heute eigentlich zur Allgemeinbildung gehört.
Wenn zum Bespiel im Deutschunterricht über Zeitungen gesprochen wurde und wird, müsste dann nicht auch zusätzlich über Blogs und Webseiten gesprochen werden und in diesem Zusammenhang auch Grundkenntnisse in html etc. gelehrt werden?
Wenn die Digitalisierung immer mehr Lebensbereiche verändert, müsste dann nicht eine vertieftes Verständnis in der Schule vermittelt werden?
Schließlich halte ich es schon für sinnvoll, dass Pornografie Kindern nicht zugänglich ist, obwohl ich weiß, dass dies kaum durchsetzbar ist und dass jetzt schon 7. Klässler ihr Bild von Sexualität darüber beziehen.
Sehr gutes Thema! Sehr interessantes Gespraech. Über die Details kann man sich natuerlich streiten. Aber ich finde den Einblick sehr hilfreich! Gerade, weil ich bisher wenig in dieser Form zu diesem Thema gefunden habe.
Ich könnte mir vorstellen, dass mit Touchscreens Kinder gut angesprochen werden könnten. Nur sind die Geräte wohl noch zu teuer.
Hallo!
als angehöriger derselben Berufsgruppe wie Bernd Dörr ein kleiner Nachsatz zum Thema: was tun Sozialpädagogen oder was ist Soziale Arbeit.
Sozialarbeit als Disziplin stellt die Wissenschaft und Praxis des Beschreiben und Lösens Soziale Probleme dar. Sozialarbeiter werden eingesetzt um Menschen jedweder Altersgruppe in sozialen Schwierigkeiten zu unterstützen (Einzelfallhilfe), sie Arbeiten mit Gruppen um ein Lernumfeld zur Steigerung sozialer Kompetenzen zu schaffen (Soziale Gruppenarbeit) und Arbeiten in Gemeinwesen (Stadtteilen, Quartieren oder Einrichtungen) um diese positiv zu beeinflussen.
Mehr informatives gibt es z.B. in der Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Soziale_Arbeit
Ich fand den Podcast eigentlich ganz schick. Vielen Dank dafür!
Hi,
es passt nur bedingt zum Thema, aber die DDR produzierte in den 80er Jahren ihre eigene Computer-Radiosendung für Jugendliche namens „REM“ … die lief im Sender „DT 64“.
Weiss jemand wer/wo die einzelnen Folgen im Archiv haben könnte oder wie man sonst irgendwie da ran kommen könnte?
Viele Grüße..
Peter
Jetzt habe ich es auch endlich geschafft die Folge zu hören und muss ein paar Sachen ansprechen:
1. Ich habe ein zwei Sätze zu „Chaos macht Schule“ vermisst.
2. Digitale Whiteboards: Oftmals werden aber nur die Miniversionen gekauft, die kaum brauchbar sind, man aber dann sagen kann „Hey, wir sind modern“. Ausserdem verfahren viele Schulen nach der Devise, die auch schon die COmputerraeume zu Grunde gerichtet haben: Einmal kaufen, dann bis zum nächsten Geldsegen vergammeln lassen.
3. Dass das Medienkompetenz-Problem sich bei den kommenden Generationen rauswächst, sehe ich eher nicht. Das Bedienen, das Anwenden, das bringen die KInder immer haeufiger mit, aber eine wirkliche kritische Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten und Risiken passiert nicht.
Eine weitere Schwierigkeit Medienkompetenz im schulischen Bereich zu vermitteln ist: mit der Einführung des achtjährigen Gymnasiums fällt Neues gerne mal unter den Tisch und wird gar nicht erst Teil des Lehrplans. Der Grund? Niemand will bei seinen etablierten Inhalten Abstriche machen, aber irgendwo muss halt gekürzt werden, wenn ein Jahr wegfällt. In den Lehrplankommissionen kommt daher ein Kompromiss zustande, bei dem jeder von seinem Fach möglichst wenig abgibt. Im Einzelfall noch mehr zu streichen um neue Lehrinhalte zu etablieren, die u.U. auch noch schneller altern als sonst, fällt ungemein schwer – kann ich mir vorstellen.
@Bernd
Wenn du Erfahrungen damit hast, kannst du mal ein Beispiel für ein gutes digitales Whiteboard nennen?
@Olli Medienkompetenz ist ein Querschnittsaufgabe und es kommt darauf an sie in der Schule zu verankern, so dass es nicht im belieben der einzelnen Lehrkraft ist, was sie macht. Zur Zeit ist die Schule aber immer noch inhalts- und nicht kompetenzorientiert organisiert.