CRE060 Retrofuturismus

Eine Diskussion über die Vergangenheit und Zukunft der Zukunft

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Tim Pritlove spricht mit Gregor Sedlag und Christian Heller über die Zukunft - genauer das Phänomen des Retrofuturismus und das Problem der Science Fiction Literatur, mit der technischen und gesellschaftlichen Entwicklung nicht mehr mithalten zu können. Steampunk ist ein romantischer Blick in die Technikvergangenheit, doch entfaltet tatsächlich das Alte häufig erst dann seinen Reiz, wenn es durch etwas neueres verdrängt zu werden scheint. Das wirft fragen auf: ist das Web 2.0 der Rock'n'Roll des 21. Jahrhunderts? Werden die Singularitarianer alle in einem hellen Punkt verpuffen? Wer züchtet künftig die Brieftauben für die Geheimdienste? Würde der Wegfall des Internet die Welt mehr verändern als der Wegfall von Geld?

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Tim Pritlove
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Christian "plomlompom" Heller
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Gregor Sedlag
Shownotes

Links:

21 Gedanken zu „CRE060 Retrofuturismus

  1. Danke für die Sendung. Bin zwar erst kurz vor der Hälfte, aber es ist schon jetzt großartige Unterhaltung! Überhaupt habe ich, wenn ich so die letzten CRE-Ausgaben im Geiste nochmal durchgehe, das Gefühl, dass meine Spende an dich mehr als nur gut angelegt war. Danke für die viele Arbeit, die du dir mit CRE machst!!

  2. Joho, da möchte ich doch ganz spontan und kräftig zustimmen. Es gefällt mir sehr gut wie du Tim das ganze moderierst und gestaltest. Leider bin ich momentan nicht in der Lage finanziell etwas beizusteuern, sobald dieses Jammertal ein Ende hat könnt ihr aber auch von mir mit entsprechender Hilfe rechnen.
    So und jetzt hör ich mir die neue Sendung an :)

  3. Hat mir gut gefallen.

    Die Anpassung an Google ist evident, denkt man nur an die vielen namenslosen Online-Buden, deren Existenz schlicht an ihrer SERP hängt und was das mit deren Content, Ängsten, Handlungen anstellt. Diese Menschen machen sich dem Google Untertan, weil es ihr täglich Brot und Familienglück verlangt. Untertanen sind sie weniger im Denken sondern ganz praktisch: Die Äußerung von Kritik bedeutet ja noch lange nicht ihre Berücksichtigung und jedes Zuwiderhandeln bekommt allein den Delinquenten schlecht. Jeden Tag an dem man sein Suchergebnis im Browser erscheinen lässt, mag genau diese Anordnung an Bytes einem Menschen gerade die Existenz kosten. ;-)

    Naja. Es hat mir übrigens auch gefallen, dass ihr den Marx erwähnt und kurz die Menschennatur berührt. Der Alte sah die Menschennatur als das Produkt gesellschaftlich-historischer Praxis; meint, dass der Mensch den Menschen macht. Er erschafft seine Umwelt – aber gleichzeitig wirkt sie so auf ihn zurück und entwickelt ihn in seinen Normen, Werten, Verhaltensweisen, Fähigkeiten usw.

  4. Sehr angenehm zu hören. Ich hör mir Podcast öfter zum einschlafen, nicht weil es so langweilig ist, sondern zum abschalten. Das hat den netten Nebeneffekt, dass ich nicht mehr weiß, wann ich eingeschlafen bin und mir vieles nochmal anhöre. Auch dann wieder ohne Langeweile. Bei alltäglichen, monotonen arbeiten ist das echt eine Abwechslung und ich freue mich über die Form der Wissensvermittlung. Auch wenn es für meinen Geschmack zu sehr I-Pod und Apple – lastig ist. Aber Ehre, wem Ehre gebührt.

    Mich würde interessieren, wie andere User an ihre Podcasts kommen. Welche Software wird wie genutzt. Welche Software nutzt Du für die Aufnahme, den Schnitt, bis hin zur Veröffentlichung. Das würde vielleicht andere Leute motivieren Inhalt in ähnlichem Niveau unter die Leute zu bringen.

    Und das mit den Comments im Blog… naja Referenziere es einfach im Podcast. Sobald jemand merkt, man kann hier aktiv dran teilnehmen. „Ey, der Typ da im -Radio- redet von mir“ — Dass ist für viele nicht selbstverständlich.
    Auf andere Podcast verweisen, schadet auch nicht. Sehr schön zu hören, was die Leute so in Österreich, Ulm oder Taiwan so alles bewerkstelligen. Man kann das Globale Dorf reden hören und ich bin ein Teil davon. Tolle Sache.

    In diesem Sinne, schöne Feiertage, zum Congress schaffe ich es mal wieder nicht, ich hoffe die Videos kommen schnell.

  5. Wunderbarer Podcast. Unterhaltsam und für mich sehr erhellend. Ein Thema mit dem ich mich vorher noch nie so beschäftigt habe. Grosses Lob an Tim und den beiden Gäste, die mit adäquater Ausdrucksweise glänzen und sich hervorragend ergänzen.

  6. Gemeinsam angehört mit einem älteren Freund, Dr. der wasweißichnichtalles, der sich hellauf begeistert zeigte von so viel Kompetenz und Frische „der Jungen“. Chaosradio ist eine singuläre Erscheinung im Netz. Ich höre das fast nur auf dem Fahrrad, oft zur Verwunderung der Passanten vor mich hin gackernd..

    Am meisten freue ich mich über die absolut nerdigen Sendungen, die sich einen Dreck scheren um Kompatitibilität zu breiten Hörerschichten, sondern angstfrei eintauchen in die Tiefen von VoIP, GSM, esoterischen Dateisystemen, MESH Networks oder die Wunder linguistischer Methoden und Forschungsweisen. Wer was nicht kapiert, kanns ja nochmal hören oder sich einen netten Abend mit den Shownotes machen.

    Im Grunde ist das für mich einfach die Vergewisserung: „Hey, es gibt da draußen noch andere, die auch so sind“…

  7. Tolle Sendung!

    Bloss: Science Fiction ist nicht tot, Gregor Sedlag und Christian Heller sollten diesbezüglich ihren Horizont erweitern … unter anderem glaubte man schon einmal, ALLES erfunden zu haben, ein paar Jahre und Jahrzehnte später ist man jeweils schlauer.

  8. Diese Folge hab ich mir noch aufgespart und im Moment fertig gehört… Da kann man nur mal wieder gratulieren, sehr interessant und lehrreich. Danke Tim für die Mühen und die vielen guten Folgen CRE in letzter Zeit – wirklich klasse!

  9. Auch von mir: schöner Beitrag!

    @mds: auch schon im europäischen Mittelalter glaubte man, es sei schon alles Wissen in den Schriften der Alten, der griechischen Philosophen, römischen Historiker usw. enthalten; nicht umsonst gab es jene Phase des fast vollständigen Stillstands in Kunst und Wissenschaft zwischen dem 5. und dem 15. Jahrhundert — lies nur mal nach, was Eco im „Namen der Rose” dazu schreibt. Dennoch kam die Renaissance, und es hagelte förmlich Neuerungen. Das Phänomen ist also nicht neu oder gar SF. ;-)

  10. Vielen Dank an den Moderator und die Interviewten bzw. Referierenden! Die Nr.60 fande ich mal so richtig unterhaltsam, fesselnd und interessant, wirklich ein Highlight bis jetzt!

  11. Ein kleiner Nachtrag von mir zu allen, die zu Recht darauf hinweisen, das meine These vom „Tod der SF“ so nicht stimmen kann. Dies sollte auch mehr ein Hinweis auf die Krise der audiovisuellen SF sein, wenn man einmal zurückdenkt an die bildmächtige Wirkung von „2001 – A Space Odissey“, „Tron“ oder Ridley Scotts „Alien“ und „Blade Runner“. Das Design dieser Filme hat das Bild der Zukunft weltweit für Jahrzehnte geprägt – auch wenn es (wie im Falle „Alien“ und „Blade Runner“) auf dden graphischen Arbeiten von H.R. Giger und den Comicwelten von Moebius & Co. beruht. Für die letzten zehn Jahre fällt mir da nur „Gattaca“ ein, der Retromodernismus in Perfektion war. Und die „Matrix“-Trilogie ist nicht umsonst nur noch wegen ihres „Matrix-Effekts“ des rasenden Stillstands stilbildend gewesen.

    Aber viellicht gibt es Hoffnung: Autor und Kritiker Dietmar Dath (u.aa. „Schöner rechnen“, „Waffenwetter“) hat vor einigen Tagen in der FAZ den schon in Cannes 2007 vorgestellten Film „Southland Tales“ von Richard Kelley (http://en.wikipedia.org/wiki/Southland_Tales) besprochen:
    http://www.faz.net/s/Rub8A25A66CA9514B9892E0074EDE4E5AFA/Doc~E8588F240DA78408C9318A9486CA38DF4~ATpl~Ecommon~Scontent.html

  12. Hi,

    habe inzwischen fast die Hälfte des Podcasts angehört, aber jetzt juckt’s mir doch in den Fingern für einen Kommentar.

    Immer wieder wird im Gespräch erwähnt, dass wir angeblich in einer Zeit der Hyperbeschleunigung leben, der expontentiell ständig verkürzten Innovationszyklen. Dass sich die Dinge in der Geschichte nie so schnell wie heute geändert hätten.

    Leider wird dies von den Gesprächspartnern undwidersprochen als Fakt hingenommen, obwohl genau dies ja die Grundannahme für die Erwartung einer „Technologischen Singularität“ ist.

    Und diese Erwartung wurde nur am Anfang des Gesprächs noch als quasi-religiös kritisiert, obwohl im weiteren Gespräch genau diese quasi-religiöse Haltung vom Ende aller Erartungen und Voraussagen übernommen wird.

    Ich denke, dass dieses ständige Betonen der angeblichen Hyperbeschleunigung unserer Zeit im Rückblick etwas sein wird, worüber sich zukünftige Retrofuturisten ebenso amüsieren werden wie wir heute über den Disney-Clip am Anfang des Podcasts.

    Es gibt da ein ganz nettes Buch namens „Future Hype“, wo der Autor darlegt, dass die Hyperbeschleunigung ein Mythos ist.

    Sein Argument: Ja, es gibt immer wieder große, plötzliche Innovations-Wachstumsschübe in bestimmten (Technologie-) Bereichen, die aus Sicht des jeweils zeitgenössischen Beobachters revolutionär, unglaublich, exponentiell aussehen.

    Aber sobald dieser jeweilige Schub vorbei ist, verlieren die Exponential-Fanboys das Interesse und kehren unter den Teppich, dass der für ihre Argumentation notwendige /weitere/ Schub in dieser Technologie einfach aufgehört hat.

    Er hat dafür auch einige schöne Beispiele. So gab es ein Dampfmaschinenzeitalter ebenso wie ein Industrie-, Atom-, Plastik-, Raumfahrt- und jetzt das Computer- / Internet- / Informations-Zeitalter.

    Jeder dieser Innovationsschübe war für die jeweils betroffene Generation unglaublich, unerwartet und – natürlich – großartig, nie dagewesen und ein Versprechen auf eine bessere Zukunft.

    Der Autor des Buchs stellt z.B. (leider ein wenig zu oft) dar, wie naiv man während des Innovationsschubs der Atomenergie davon ausging, das „in Kürze“ sämtliche Energieprobleme gelöst sind und alles – vom Auto bis zum Staubsauger – in „wenigen Jahren“ von einem eigenen Reaktor betrieben sein wird.

    Und bei jedem Innovationsschub gibt es einzelne, die argumentieren, dass /diese/ Technologie sämtliche Probleme der Welt (wie z.B. Hungersnöte in der 3. Welt) abschaffen und Kriege unnötig machen wird.

    Erst später stellt die jeweilige Generation dann fest, dass es so toll doch nicht war und die neue Technologie auch ihre Schattenseiten hat.

    „Anything that is in the world when you’re born is normal and ordinary and is just a natural part of the way the world works. Anything that’s invented between when you’re fifteen and thirty-five is new and exciting and revolutionary and you can probably get a career in it. Anything invented after you’re thirty-five is against the natural order of things.“

    Das Industriezeitalter hat uns ein modernes Leben erst möglich gemacht, aber der Schub war geprägt von rücksichtsloser Umweltzerstörung und Arbeiterausbeutung. Atomenergie hat nicht alle Energieprobleme der Menschheit gelöst und wir haben ein Entsorgungsproblem. Plastik ist praktisch und vor allem hygienischer als frühere Materialien, aber leider auch schwer loszuwerden. Das Raumfahrtzeitalter hat nicht den versprochenen Weltfrieden gebracht, sondern ein Wettrüsten der Nationen und auch die Militärtechnologie weit voran gebracht.

    Die im Podcast öfter erwähnte Katerstimmung ist deshalb wohl, dass wir nach einer Zeit der überschwänglichen Begeisterung gerade genau diese Entzauberung in Bezug auf das Internet- / Informations-Zeitalter erleben. Das Internet ist praktisch, aber es wird jetzt /normal/. Es hat uns nicht befreit, die Menschheit ist durch das Internet nicht schlauer oder besser geworden. Aber wir erleben nun auch Probleme wie Informationsüberflutung, Datenschatten, Identitätsdiebstahl und Überwachung.

    Die These vom Ende des Science Fiction finde ich ebenso naiv.

    Die Frage wäre eher, wie lange SciFi für den Leser interessant ist. Während meiner Teenagerzeit habe ich SciFi-Bücher verschlungen, heute langweilt es mich. Ich kenne nur wenige, die nach der Pubertät weiter in die SciFi-Abteilung der Buchläden tigern.

    Das gleiche gilt für Filme, egal ob SciFi oder nicht. Viele neue Filme und Bücher langweilen, weil man inzwischen die Basisbausteine der Geschichten kennt.

    Matrix war für mich ein (gut gemachter) Aufguss von Welt am Draht und diversen anderen Filmen, aber ich erinnere mich gut an Teenager, für die dieser Film eine ultimativ brandneue Idee umsetzte. Aber das auch nur, weil sie die alten Geschichten vorher nicht kannten.

    Wenn man älter wird, wiederholt es sich einfach. Ich unterstelle, dass es den Gesprächspartnern ebenso geht und sie sich mehr und mehr über SciFi langweilen, weil sie halt keine Teenager mehr sind. (Einer der Gesprächspartner erwähnt ja auch, dass er 22 Jahre alt ist – passt ins Bild…)

  13. Pingback: Die Zukunft ist nicht tot, aber Du bist halt keine 15 mehr | Hanno’s Blog | Hanno Zulla, Hamburg, Germany

  14. Ich glaube nicht, dass man zwischen Email und Myspace Eintrag von einem Technologiesprung oder Generationenwechsel sprechen kann. Technisch gesehen liegt das jetzt nicht so weit auseinander, dass man Angst haben muss nicht mehr mithalten zu können nur weil man nicht bei jedem Trend im Internet mitmacht. Im Prinzip beruht alles noch auf der gleichen Basis die sich schon seit mehr als 20 Jahren im Kern nicht revolutioniert hat. Also kein Grund zur Panik.

  15. Pingback: LNP019 Mimimi on Steroids | Logbuch:Netzpolitik

  16. Hi Tim, ich habe gerade die Folge wiedergehört und finde, dass die Episode schon selbst langsam Retrofuturismus ist. Damals am 19.12.2007 bin ich auf den Punkt 35 Jahre alt geworden (musste ich mit leichtem Schreck heute feststellen) und es ist viel passiert seitdem privat, regional, global, technologisch etc. Mich würde interessieren, wie ihr heute mit den 25 Jahren Abstand nochmals über genau das gleiche Thema sprechen würdet (ich meine es geht damals noch um myspace und blogs…) und wie heute ganze Themengruppen irrelevant geworden sind und eher abseitiges (Singularität) komisch nahe rückt. Alles sehr interessant mit dem Abstand. Danke und Grüße aus Pankow / Lutze

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