CRE210 Die Jagd

Über die Gestaltung von Lebensraum und dem Leben in und mit der Natur

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Kaum ein Beruf ist so nah an der Natur wie der des Jägers und die Jagd lässt sich bis in den evolutionären Ursprung des Homo sapiens zurückverfolgen. Die Jagd hat dem Menschen erst die Entwicklung zum heutigen Menschen ermöglicht und war und ist auch die Basis für den Aufbau und Betrieb der Landwirtschaft. Sie brachte auch die Evolution des Hundes und dessen Symbiose mit dem Menschen hervor. Heute wird die Bedeutung der Jagd nur selten gesehen und spielt sich jenseits der Öffentlichkeit ab.

Ich spreche mit Jäger und Podcaster Jochen Schumacher über Geschichte, Ausbildung, Ausübung und Bedeutung der Jagd, über das schwierige Verhältnis der modernen Gesellschaft zum Jägertum und vor allem was man persönlich aus der intensiven Begegnung mit der Natur für sich und das Leben lernen kann.

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Tim Pritlove
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Jochen Schumacher

Für diese Episode von CRE: Technik, Kultur, Gesellschaft liegt auch ein vollständiges Transkript mit Zeitmarken und Sprecheridentifikation vor.

Bitte beachten: das Transkript wurde automatisiert erzeugt und wurde nicht nachträglich gegengelesen oder korrigiert. Dieser Prozess ist nicht sonderlich genau und das Ergebnis enthält daher mit Sicherheit eine Reihe von Fehlern. Im Zweifel gilt immer das in der Sendung aufgezeichnete gesprochene Wort. Formate: HTML, WEBVTT.


Transkript
Tim Pritlove
Ihr hört CRE, Technik, Kultur, Gesellschaft.Mein Name ist Tim Pritloveund ich begrüße alle hier zur 210. Ausgabe vom CRE.Und nachdem die letzte Sendungsich mal wieder so richtig schönin die Hardcore Computertechnologiewelt reingelegt hatund alle wahrscheinlich schon ein bisschen unter Schock stehen,wie es denn jetzt hier weitergeht,breche ich mal zu komplett anderen Ufern aufund führ die Naturverbundenheit hier im Programm wieder ein.Heute soll es gehen um die Jagd.Oder sagen wir mal auch um die generelle Frage,wie es eigentlich so steht mit dem Menschen und der Natur,der Umwelt und all diesen ganzen Fragen, die dahinter stehen,die vielleicht noch ein bisschen vielfältiger sind,als man auf den ersten Blick glauben möchte.Und dazu begrüße ich Jochen, Jochen Schumacher. Hallo.
Jochen Schumacher
Hallo Tim.
Tim Pritlove
Willkommen bei CRE.Ja Jochen, du bist Jäger.Kann man sagen?
Jochen Schumacher
Ja auch, auch Jäger.
Tim Pritlove
Auch Jäger, genau.Auf keinen Fall nur.Unter anderem bist du auch Podcaster, machst den "Jagd Funk".Seit wann jetzt?
Jochen Schumacher
Seit drei Jahren jetzt bald ja.
Tim Pritlove
Auch so ähnlich CRE.So ein Interviewformat, wo du quasi nochmal so in diese Nische abtauchstund da ja eigentlich auch schon sehrbreitbandig an dieses Thema herangegangen bist.
Jochen Schumacher
Ja es ist eine vielfältige Welt.Der Mensch in der Welt und wie er sie gestaltet und davon gestaltet wird.Da bündelt sich halt einfach viel in diesem Thema undich habe immer so das Gefühl,nach jeder Antwort, die ich bekomme tun sich drei bis fünf neue Fragen auf und...ein Füllhorn.
Tim Pritlove
Vielleicht mal zu dir erstmal.Wie muss man dich eigentlich so verorten?Also es ist ja nicht unbedingt die einzige Welt, an der du so teilnimmst.Und du warst da auch nicht immer schon oder?
Jochen Schumacher
Ja, ich bin schon heterogen.Also groß geworden bin ich mit dem Spruch meiner Mutter:"Die Engel backen Plätzchen."Und das war der Fall, wenndie August Thyssen-Hütte ihre Hochöfen angestochen hatte.Ich bin also im Duisburger Norden groß geworden, in Duisburg Alt-Hamborn genau.Meine Eltern hatten einen Elektroinstallationsbetrieb.Ich bin der mittlere von drei Brüdern.Und ich sage mal so, dieser Luxus praktisch jeden Tag alle drei Mahlzeitenim Kreise der vollständigen Familie einzunehmen,wie so ein Handwerksbetrieb halt früher funktionierte,das ist aus heutiger Perspektive schon eine tolle Sache.Also dieses Zuhause sein einfach,mittags geht die Tür irgendwie auf und man verschwindetund wenn man sauber wieder nach Hause kam,dann sah man die Zweifel im Blick der Mutter.
Tim Pritlove
Welche Zweifel?
Jochen Schumacher
Ja irgendwie: "Du bist sauber, das kann doch nicht sein."Also wir sind ja überall rumgeturnt und dieKreise wurden immer größer und die Abenteuer immer spektakulärer.Die Werkstatt, die elterliche, die standvollständig zur Verfügung nur das Material für die Kunden,das war unter Strafe natürlich verboten dort dranzugehen.Aber aus Resten mit Schleifstein, Standbohrmaschinen und Schweißgeräten irgendwas zusammenzudengelnund damit Spaß zu haben.Also das waren so ja das Erkunden der Welt eben.
Tim Pritlove
Das hast du dann betrieben?
Jochen Schumacher
Ja ja das habe ich so mit meinen Brüdern und mit Freunden betrieben.Nicht immer zur Freude aller aber...
Tim Pritlove
Aber so eine Elektroinstallationskarriere hast du dann nicht eingeschlagen?
Jochen Schumacher
Ja ich sage immer, ich bin mit 220 Volt und im rechten Winkel erzogen worden.Mein Vater war ein sehr ausgeprägter Handwerkerund ich habe im Grunde ab dem es gesetzlich möglich und erlaubt war,habe ich meine Ferien auf der Baustelle verbracht,um halt auch meine Mopeds zu finanzieren,mit denen dann wieder weiterer Unfug möglich war.Also wir haben zum Beispiel bei Schneelagen im örtlichen StadtparkSkiringe hinterm Mofa betrieben mit einem Abschleppseil und solche Späße gemacht.Und halt so die üblichen Dinge.Welches ist die optimale Düse im Vergaser?Wie dick darf der Krümmer werden und wie weit kann man ihn absägen?Mit Ansaug- und Ablasskanälen.
Tim Pritlove
Dabei bist du sauber geblieben?
Jochen Schumacher
Ja ich sage ja, wenn es sauber zu Hause wieder angekommen ist das Kind,dann war was nicht in Ordnung.
Tim Pritlove
Also das war dann doch nicht so oft?
Jochen Schumacher
Ja, eher selten.Ja und ich sage mal vom also es gibt so eine Anekdote.Einer meiner also meiner bewusster Erstkontakt mit Tieren warmeine Tante wohnte nicht weit wegund es gab in Alt-Hamborn eine Einkaufszone, die Jägerstraße.Ich sage mal so, im Kindergartenalter hat man sich damals ja schon getraut,die Kinder alleine von A nach B laufen zu lassen.Und ich weiß noch es war ein Wintertag und ich kam wohl irgendwie nicht zuhause an.Und dann ging der Alarmruf los und man suchte das Kind.Wo ist der Jochen?Und dann fanden die mich halt wieder in dieser Fußgängerzone.In der Linken hatte ich eine Sammeldose, in der Rechten ein LamaUnd es stellte sich halt heraus,der also dieser Zirkusmitarbeiter, der da eben sammelnd mit dem Lama stand,man sieht das ja heute noch manchmal, nicht?Wenn auch nicht oft...
Tim Pritlove
Jetzt demnächst wieder.Im Winter immer gerne.
Jochen Schumacher
Ja, dem war halt furchtbar kaltund ich stand halt staunend mit großen Augen vor diesem Tierund dann hat er die Gelegenheit beim Schopfe ergriffen.
Tim Pritlove
Und hat gesagt: "Hier Junge, mach du mal."
Jochen Schumacher
Und ich war stolz wie Bolle.
Tim Pritlove
Funktioniert vielleicht auch besser das Sammeln mit so kleinen Kindern.
Jochen Schumacher
Ja, weißt ja also kleine Hunde funktionieren noch besser als Kinder habe ich gelernt.
Tim Pritlove
Ach echt?Oh ha.Das sieht schon bald wieder ??? sozusagen.Einfach einen Hund ans Lama binden und ab geht es.
Jochen Schumacher
Ja, das hat aber wieder eine Eigendynamik oder kann es zumindest kriegen.Ja und ich bin dann,also ich habe eine IT-Ausbildung gemacht damals bei Nixdorf Computer in Paderborn.Die hat von 1988 bis 91 gedauert.Eigentlich für den Kundendienst gedacht,dass man mit Ersatzteilen halt durch die Kundschaft,also ich habe mich eine Zeitlang mit den Aldis dieser Welt beschäftigtund den Supermärkten und mein Rekord war glaube ich malneun Aldi-Kassen an einem Tag zu reparieren.Quer durchs Ruhrgebiet, durch Essen, Mülheim, Oberhausen,in der Gegend war ich unterwegs.Bin nach also eigentlich schon während der Ausbildunghabe ich eine Vertriebsorientierung gewählt,bin Anfang 1991 in den neuen Bundesländern nach Leipzig,hab da den Sparkassen-Markt betreut.Und ich weiß noch, die ersten Geldautomaten in Dresden aufgestellt.Da gabs an den Geldautomaten Durchlaufzeiten von sechs Stunden bis man dran war.Und diese Geduld dieser Menschen, die fand ich wirklich bewundernswert.Das waren schon wilde Zeiten.Mit C-Netz Autotelefon musste ich auch geduldig sein.Bis zu zwei Stunden für ein Gespräch auf irgendeiner Autobahnbrücke verbringen.Einen erhöhten Punkt finden, um genug empfangen zu haben.
Tim Pritlove
Oh Gott, die dunklen Zeiten.
Jochen Schumacher
Ja, ja, das war schon ganz großartig.Ja, dann bin ich irgendwann wiederzurück in den Westen nach so etwa zwei drei Jahrenund bin dann eigentlich so durch die IT- Welt, wie sie sich damals entwickelte,immer mehr in Richtung Softwareund hab mich immer mehr in Richtung Vertrieb verhaftet,bis ich dann so mitetwa Mitte 30 also war ich so einer dieser ich nenne das immerObdachloser im Armani Anzug.Also man hängt irgendwie an den Flughäfen abund fährt eigentlich im klimatisierten Auto von einer Tiefgarage in die nächste,fährt in den Aufzug in den klimatisierten Büros, sieht kein Draußen mehrund ich war damals glaube ich dreimal in Londonund das Einzige was ich kannte, war das Marriott Hotel am Flughafen.Und dann fängt man ernsthaft an, über den Sinn des Lebens nachzudenken.
Tim Pritlove
Ja, kann ich mir vorstellen.
Jochen Schumacher
Also dieser Duft der Hotel Bettwäsche da.Also ich kenne Leute, die haben davon Ausschlag bekommen.Also es ist einfach eine Welt, der ich dann zu entfliehen suchteund hab dann halt eine Zeitlang im IT-Bereich ein Software-Unternehmen aufgebautund das ist dann irgendwanneben auch wieder abgeschlossen gewesen diese Atmosphäreund dann hab ich so vor etwa drei Jahren halt eben:"Wow was machst du jetzt mit dem Rest deines Lebens?"Hab ich mit einem Podcast angefangenund kümmere mich seitdem zunächst mal um die Jagd.
Tim Pritlove
Aber dann ist ja die Jagd jetzt auch nicht erst vor drei Jahren in dein Leben getreten.
Jochen Schumacher
Nein nein, die ist immer wieder,also ich sage mal eigentlich vielleicht noch ein bisschen weiter gefasst,das ist eigentlich das Thema mit Leben und Tod und Fürsorge für Tiere.Also die erste Anekdote mit dem Lama war ja noch unterhaltsam.Wir hatten in der Familie später mal einen Rauhaardackelund ich weiß noch wie halt, also meine Eltern hatten damals ein Hausim Landkreis Cloppenburg gekauftund für die Abwässer gab es so ein Drei-Kammern-Systemen nennt man es glaube ich.Mittlerweile wird es gerade wieder verboten.Aber auf jeden Fall war da gerade der Aushub dafür gemacht,senkrechte Wände etwa zwei Meter tiefund unten in dieser Grube auf flitzte halt eine Maus rumund unser Dackel lag oben an der Kante,Kopf und Pfoten unten drüber und hatte fernsehen.Erstmal dachten wir.Der lag da stundenlang und beobachtete diese Maus,wie sie versuchte da raus zukommen.Und irgendwann hat dieser kleine Hund mit seinen kurzen Beinenhalt seinen gesamten Charakter in eine Tat verpackt und ist darunter gesprungenUnd die Maus hatte es hinter sich.Ich meine da dem Hund konnte man natürlich einfach diese Passion auch ansehen.Und ich meine natürlich auf der anderen Seite der Maus als Beute auchdie Not, die sie hatte.Klar.Aber da merkte man auf einmal, da ist irgendwas auf einer ganz tiefen Ebeneauf einem gemeinsamen Nenner miteinander angekommen.Ja und dieser Hund,der ist später halt irgendwie am Rücken erkrankt und war mehrfach in einer Klinikund hatte einen kahl rasierten Rücken und dann haben die Sonden ins Rückenmark,um da irgendwas herauszufinden und zu untersuchen.Also ich erinnere mich nicht an Details.Ich war da so 13/14 Jahre altund ab irgendeinem Zeitpunkt war einfach klar,dass dem Hund nicht mehr zu helfen ist.Und jetzt war einfach ein Punkt eingetreten,also wo ich damals eigentlich schon gesagt, also gedacht und gesagt habe:"Lass, erlöst das Tier."Weil also dann ist der Tod halt einfach die bessere Option.Und mein Vater war einzwar handwerklich sehr Korrekter mit einem rechten Winkel unterwegs,aber halt eben auch sehr, der tat sich sehr schwer dieses Leben loszulassenund diese Entscheidung zu treffenund den Hund dann halt einschläfern zu lassen.Ich weiß noch, dass ich da wirklich überja ich glaube über mehrere Wochen sogar halt wirklich:"Echt ey, warum macht er das nicht?"Also das fordert ja dann auch Mut und Entschlossenheit und eine Tatkraft,wo man halt einfach man sagen muss:"So, jetzt muss ich da drüber weg und dann muss ich es halt tun."Also das warschon etwas, was mich mitgenommen hat unddann vergingen wieder ein paar Jahre und ichalso meine erste große Liebe war die Tochter eines Oberförster am Niederrhein.Also ich war einige Zeit Anwärter auf die Position des Schwiegersohns in dieser Familie.
Tim Pritlove
Okay.
Jochen Schumacher
Und ja, da war Jagd eben Bestandteil des Alltags.Und da gab es eben auch einen sehr alten Hund, ein Deutsch-DrahthaarUnd eines Abends ging er halt mit dem Hund los und kam ohne Hund zurück.Und das wurde in dieser Familie auch gar nicht groß groß besprochen, aber...Also ging auf die Jagd und kam ohne Hund zurück oder.Ja, ob er auf die Jagd ging oder nicht weiß ich nicht.Ich weiß nur mit Hund los und ohne Hund zurück.Und die diskrete Information hintenrum war halt eben,dass er den Hund persönlich erlöst hat
Tim Pritlove
Von seinem Alters...
Jochen Schumacher
Irdischen Dasein.Also der hatteja einfach eine Altersstufe erreicht, wo klar war, wir reden über Tage vielleichtwenige Wochen, aber nicht mehr über eine Lebensqualität.Und ich erinnere mich eigentlich noch gut das hat michauch in einer gewissen Hinsicht befremdet.Andererseits ist es aber natürlichein Stück Verantwortung, also wenn man einen Hund hat,der zum Beispiel vom Tierarzt eine große Panik hat,dann ist es eigentlich eine ja vielleicht auchein Dankeschön an dieses Tier, was einen über viele Jahre in oft kritischen,abenteuerlichen Situationen begleitet hat,wo man eine große Verlässlichkeit brauchtauch eine Art des Letzt Verneigens, dass man diese diese Last auf sich nimmt.Es hat viele Aspekte und ich weiß,das kann man auch sehr kritisch sehen.Also habe ich damals ja auch selber, sehe es auch heute noch so.Also ich sagen wir, wenn der Notstand so wäre, könnte ich es wahrscheinlich auch,aber...
Tim Pritlove
So oder so, es war so in diesem Moment.
Jochen Schumacher
Ja und ja gut das war jetzt so ebenAbitur, Bundeswehrzeit so bei mir die Größenordnung.Ja und dann bin ich eben in diese IT-Karriere rein gerutschtund dann war über Jahrzehnte halt Ruhe,bis dann irgendwann mit Mitte 30 war es so:"Was machst denn hier den ganzen Tag?"Obdachloser im Armani Anzug eben.Und: "Du kannst ja noch nicht mal ein Hund haben."Also in dieses Leben passt halt einfach kein Hund hinein geht ja nicht.Da habe ich gedacht:"Was ist das für eine Existenz?"Also wie abstrus ist denn das, dass man dieses Leben führt?Also ich war damals auch durchaus wohlhabend, da war relativ viel Geld da.Noch nicht mal so etwas ganz Einfaches geht und dann...
Tim Pritlove
Da fehlt dir die Freiheit sozusagen.
Jochen Schumacher
Ja.Also sich einfach mal authentisch mitWärme, Kälte empfinden, Wind im Gesicht spüren, Duft vonBoden und Holz und was auch immeraußerhalb dieser Kästchen die wir uns hier ja sovermeintlich bequem...
Tim Pritlove
Man will dann dreckig sein auch.
Jochen Schumacher
Ja, damit habe ich ja geübt viele Jahre lang.Ja und der Hund,den hab ich mir halt über Monate ausgesucht nach Rasse und wo ist derZüchter und was will ich überhaupt damit machenund eigentlich war es ein ganz einfaches Ziel.Ich wollte den, egal in welcher Situation, ohne Leine bewegen können.
Tim Pritlove
Ja, was ist da die Anforderung an so einen Hund?Oder ist das mehr eine Anforderung an einen selbst?
Jochen Schumacher
Beides.Also es gibt, also Hunde sind ja eigentlich eine Kulturleistung des Menschen.Man hat Wildtiere zu seinen eigenen Zwecken selektiertund so lange miteinander verpaart bis die das...
Tim Pritlove
Diese Eigenschaften hatten, die man haben möchte.
Jochen Schumacher
Was man möchte.Und ich wollte erst einmal einen guten Begleiter habenmit einem guten Gehorsam und das warehrlich gesagt eine Kleinigkeit.Wenn man sich ein bisschen rein denkt in diese Welt und wiekonditioniere ich ein Kommando, wie verfestige ich es und wie sichere ich es hinterherwieder ab mit Konflikten.Also wenn man diese Prinzipien einmal verstanden hat,dann ist es gar nicht so wahnsinnig schwer.
Tim Pritlove
Das war aber etwas, was du schon kanntestim Prinzip aus der Hundezeit vorher oder es war etwas...
Jochen Schumacher
Nee, das hab ich dann gelernt.
Tim Pritlove
Indem du jetzt ein Hundetraining gemacht hastoder ist es jetzt nur eine Frage, welche Hunderasse geht man überhaupt erst an oder...
Jochen Schumacher
Es ist eine Kombination aus beidem.Also ich habe einen Labrador Retriever, eine Hündin, die ist heute elf Jahre altund ich könnte,wenn ich jetzt zum Beispiel das andere Extrem den Deutschen Jagd Terrier nehme,der ist halt einfach darauf selektiert alleine klarzukommen.Also ich kenne auch Leute, da gehen die frei bei Fuß,aber das ist eine unglaubliche Arbeitsleistung, die sehr viel mehrEinsatz und Kenntnissenatürlich auch erfordert, als ein Hund, der ohnehin darauf selektiert ist,den ständigen Kontakt zu seinemMenschen zu halten und Kooperation quasi in die Gene transportiert bekommen hat.Ja und in der Ausbildung dieses Hundesstand ich halt irgendwann mal vor der Frage, will icheinen Jagdhund oder einen Sporthund.
Tim Pritlove
Was war denn jetzt nochmal genau die Entscheidung für den Retriever?Also was, welche Eigenschaft bringtdiese Hunderasse so mit, dass das für dich jetzt interessant war
Jochen Schumacher
oder warum hat das deine Kriterien erfüllt?Eine gute Alltagstauglichkeit, weil die erstmal die bellen nicht viel.Also ich wohnte damals in einer Mietwohnung in der zweiten Etage.Also da ist jetzt kein Terror in der Nachbarschaft zu erwarten.Die sind leichtführig eher, trotzdem verbunden mit einer Arbeitspassion.Also die Rasse hat einen sogenannten will to please, also einen Wunschin diesem Umfeldihrem Menschen zu gefallen.Das ist ein Rassemerkmal.Ja gut, dann gibt es ein paar Äußerlichkeitenwie Fellpflege also ein Golden Retriever hatein relativ langes Fell wo natürlich alles mögliche drin hängenbleibt.Das hat man beim Labrador nicht so sehr, also man muss da keine Zöpfe flechten.Da bin ich sowieso nicht so gut
Tim Pritlove
Ja also kurzhaarig und so ja.
Jochen Schumacher
Solche Dinge eben.Ja und ich hatte mir damalssogenannte Working Test, also das sind ein Apportier-Spezialisten,eigentlich Hunde, die aus England kommen,das ist auch ein Unterschied im Hundewesenzwischen England und Deutschland.Die Engländer haben gerne einen Spezialisten der eine Sache richtig gut kann.Also ein Pointer ist ein Vorstehhund, ein Retriever ist ein Apportier-Spezialistin diesem Umfeld also immer ein Experte für irgendwas oder einSpaniel ist ein Buschierhund eigentlich der sehr kurzund sehr geländegängig durch die Büsche geht,um irgendwelches Wild da aufzustöbern.Und der Deutsche hat gerne den sogenannten Vollgebrauchshund.Der kann alles ein bisschen, aber nichts richtig sag ich dann immer.
Tim Pritlove
Also der Schäferhund oder der Terrier...?
Jochen Schumacher
Nee, das ist zum Beispiel, also der Standard,den die meisten haben, ist ein Deutsch-Drahthaar.Der apportiert ganz leidlich.Der hat eine ziemlich ausgeprägte Raubwildschärfe,also die haben auch immer so Bandbreiten innerhalbder Rasse, der ist relativ schnell der ist wasserfreudig,der arbeitet auch noch ganz gut als Vorstehhundin der Quersuche unter der Flinte, also du merkst, es kommen ganz viel...
Tim Pritlove
Kommen geile Wörter.Was ist denn eine Raubwildschärfe?
Jochen Schumacher
Naja, ich habe jetzt meine zum Beispiel,wenn ich einen Hasen bekommt, also der jetzt verletzt ist,ich brauche den Hund vor allem aus Tierschutzgründen, um einem verletzten Tier auchwirklich habhaft zu werden,dann tanzt die so lange drumrum, bis die denen am Rückenpacken kann, damit sie nicht verdroschen wird.
Tim Pritlove
Der Retriever?
Jochen Schumacher
Der Retriever.Also das ist, das nennt man Bildschärfe.Also Schärfe hört sich jetzt immer sehr brutal an.Ich mein, ist es ja im gewissen Umfang auch, aber der muss natürlich den Willen haben,das Wild zu kriegen undwieder nach Hause zu bringen und nicht damit durchzubrennenund eine Raubwildschärfe ist, Raubwildwie ein Fuchs zum Beispiel oder ein Marder ist natürlich noch einmal wehrhaft und diemüssen natürlich mit dieser...
Tim Pritlove
Also so eine Konfliktbereitschaft.
Jochen Schumacher
Eine Konfliktbereitschaft, also das sind...
Tim Pritlove
Weil du hast ja jetzt gerade über ein Drahthaar und bei diesenUniversal-Rassen der Deutschen..Also der Deutsche hält sich also sozusagen gerne so einen All-in-One-Hund und die Brieten spezialisieren sich mehrund du bist dann quasi mit dem Retriever auf ein Spezialist für Retrieving sozusagen.Der Name ist Programm.Kann gut Beute bringen.Okay.
Jochen Schumacher
Also wenn man noch ein bisschen einsteigen wolleneigentlich drei Disziplinen, das ist dassogenannte Markieren,also die merken sich Fallstellen,laufen da hin und bringen es nach Hause.Die Freiverlorensuche.Also hier ist ein Gebiet,geh hinein und finde irgend alles, was da drin ist und die Königsdisziplinist das sogenannte Einweisen auf Blinds, wie man sie denn nennt.Also ich als Mensch weißdie Fallstelle, der Hund hat nichts gesehenund ich kann den Hund im Grunde mit Handzeichen undPfeifensignalen zu dieser Fallstelle hinlenken zumindest in die Witterung,sodass er dann halt am Ende eben Erfolg hat.
Tim Pritlove
So fernsteuerungsmäßig.So links, rechts, weiter hinten.
Jochen Schumacher
Ja ich nenne es lieber Kooperationen aber...
Tim Pritlove
Ja, okay.
Jochen Schumacher
Also dieses, das ist eine Eigenart, die in der Ausbildungsehr viel Mühe braucht, weil ich schick einen Hundhundert Mal auf in die Richtung der Handund der Hund muss immer Erfolg habenund dann läuft er beim hundert-ersten Mal weißte halt wennder nicht schickt, ist da auch was.Also deshalb ist Fernsteuerung so ein bisschen despektierlich dem Hund gegenüber.Ich empfinde es eher als eine sehr hohe Stufe der Kooperation mit dem Tierund das istauch das Beglückende übrigensmit Hunden.Diese Symbiose die daraus entsteht
Tim Pritlove
Ja, macht man sich ja selten klar,hast du ja schon angedeutet, dass sozusagen alle Hunde heutzutage eigentlich mal Wölfe warenund dass das alles so hervorgegangen ist aus so einzelnen Wölfen, die in irgendeiner Form sich gesagt haben:"Naja ist ja hier gar nicht so schlecht beim Menschen, vielleicht ergibt sich da was draus."Und daraus hat sich ja im Prinzip diese ganze Hundewelt eigentlich erst erichtet und ist eigentlich auchdas beste Beispiel für wie der Mensch sich so quasi der Natur auch, wie er sich die Natur angeeignet hatund zwar jenseits der reinen Landnahme, sondern eben auch an der Stelle eben auchdiese Kooperation mit den Lebewesen, die ja bis hin in ihre Evolution eingreifen.Wenn man sich heutzutage die Unterschiedlichkeit von Hunden anschaut,ich meine von so kleinen Pinschern und Chihuahuas bis hin zu Deutschen Doggen, da fragt man sich halt,wie kann denn das überhaupt einen gemeinsamen Stamm haben?Ich weiß jetzt nicht, ob das biologisch tatsächlich so ist,aber ich glaube so ja unterschiedliche Wölfe wird es gegeben haben,aber die werden sich nicht so sehr unterschieden haben, wie das Hunde heute tun, oder?
Jochen Schumacher
Also ja die haben, also wenn man, also ich bin jetzt kein Experte im Thema,aber wenn man sich mal dieKooperation eines Wolfsrudels anguckt, dann findet man zum Beispiel dieses Einrudeln.Also die arbeiten ja auch im Team miteinanderund wenn die jetzt auf eine Herde Tiere stoßen,dann rudeln die die ein.Das ist zum Beispiel eine Eigenschaft, daraus hat man die Hütehunde entwickelt.Die tun ja nichts anderes als das.Also ein Hütehund ist im Grunde auch ein Jagdhund, wo mangenau diese eine Eigenschaftherausgezüchtet hat, zusätzlich eine Beißhemmung geförderthat, weil man will ja nicht, dass die Tiere verletzt werden und das so in den Dienst desMenschen gestellt.Oder ganz krass ist die Nasenleistung.Also das ist eigentlich für mich nach wie vor immer noch.Da kriege ich Gänsehaut und falle auf die Knie.Also ich erinnere mich wie die ersten Arbeiten mit Wild,also das war, das muss ich jetzt mal akustisch beschreiben.Eine Situation, also zu einem Apportieren schicken,aber über einen Hügel hinweg und dann wurde eine Ente glaube ich geworfen.Die wurde aber wieder eingesammelt und dahinter war abereine sogenannte Schleppe,also eine Schleifspur mit einer Ente,die dann 50 Meter weiter in irgendeinem Gebüsch gelegt wurde.
Tim Pritlove
Also eine tote Ente.
Jochen Schumacher
Eine tote Ente.So, der Hund sah die Ente fliegen, okay da ist was. ja und dann schicke ich
Tim Pritlove
Also man hat die hochgeworfen sozusagen, ja.
Jochen Schumacher
Und dann schicke ich ihn losund jetzt kommt der irgendwo auf diese Spur.So und der Hund braucht keinen Meter, um die Fluchtrichtungzu identifizieren und in die richtige Richtung loszulaufen.
Tim Pritlove
Weil hätten ja beide Richtungen sein können.
Jochen Schumacher
Ja und jetzt versuchst du das mal mit deiner Nase
Tim Pritlove
Ich hätte schon Schwierigkeiten mit der Schleppspur.Also die überhaupt zu finden natürlich.
Jochen Schumacher
Und ich sag mal diese, wenn man sich aber erst mal wieder klarmacht, dassdie Chance,die eigene Existenz ja im Grunde fortsetzen zu dürfen durch die Nahrungsaufnahme fiftyfiftyist, je nachdem welche Richtung ich nehme.Ist das ein überlebenswichtiges Ding.Wenn man es jetzt nochmal auf die andere Ebene, die Anzahl der Riechzellen,die wir Menschen so haben, die liegt glaube ich irgendwie bei 200000so und ein Hund hat weit über 2 Millionen Riechzellen und einen ganzen Gehirnbereich,der den auswertet.Also eine ganz andere Auflösung wie wir in der Computerwelt sagen.Diese Wahrnehmung der Welt ist alsoeine, die im Wesentlichen durch die Nase geprägt ist,während wir ja eher optische gesteuerte Lebewesen sind.Und die Spitze dabei sind ebenalso Schweißhunde, also Fährtenhunde.Der Jäger nennt Blut, was außerhalb des Körpers ist Schweiß,also feinere Auflösung.Und man hat, also das Härteste, was ich mal gehört habe,war eine Nachsuche, die 30 Stunden gedauert hat.Im Hochgebirge.Der Hund war über Nacht weg.Also man geht im Grunde blind hinter dem Hund herund muss an den Reaktionen des Hundesablesen, ob er noch auf der Fährte istoder sich von irgendeiner kreuzenden Verleihtspur hat ablenken lasst.Mancher zuckt dann mit den Ohren, der andere wedelt mal aufgeregt mit der Rute.Also das sind so Hundeführerkünste undhat teilweise auch überhaupt gar keine Schweißspur mehr.Also ein Hund, eine Wunde macht auch irgendwann wieder zu bei einemverletzten Tierund dann sind die in Fluchtverhalten ja auch noch, so die kreuzen teilweisedie Rudel der eigenen Art,um halt eben ihre eigene Spur zu verwischen und so ein Hund ist in derLage diese individuellen Trittsiegelbis zu 48 Stunden oder manche, ich habe auch schonlängeres gehört, nachzuarbeiten.Und ich sage mal diese Nachsuche, von der ich da jetztgerade sprach, die hat 30 Stunden gedauertam Ende und der gleiche Hund, der dann noch nachts wegwar, den fand man morgens,die haben am Anschluss also da, wo das Tier getroffen wurde, an dem Örtchen,den Mantel des Hundeführer hingelegtund die fanden den Hund morgens eingeschmolzen inden Schnee wieder und der gleiche Hund ist dann noch die Fährte weiter,wollte unbedingt.Also das sind,das ist so die Dimension der Erlebnisse und diese Kooperationen mit Mensch und Tier,die also die einfach irre ist.
Tim Pritlove
Jetzt hast du dich für diesen Labrador entschieden, für diesen Retrieveraus zahlreichen Gründen, die wir jetzt schon angerissen haben,aber es war jetzt eigentlich gar nicht deine eigentliche Intension,
Jochen Schumacher
damit in die Jagd einzusteigen, oder?In dem Moment nicht, nein.
Tim Pritlove
Sondern das war sozusagen einfach nur so eine Qualität, die du gesucht hast,weil du einfach Quais nach dem richtigen Partner geschaut hast,der sozusagen auch in dein Leben passt.Ist ja sozusagen, es ist ja im wahrten Sinne des Wortes Partnerwahl hier an der StelleBist dann sozusagen dein eigenes Social-Dateing-Network da,
Jochen Schumacher
Hunde-Dateing-Network, eingestiegen.Ja, Tinder für Köter.
Tim Pritlove
Okay.Und das war dann auch ganz erfolgreich.
Jochen Schumacher
Ja.Also konkret, ich hatte irgendwann,dieser Apportiert-Sport wird halt mit den Hunden also mitWettbewerben und Working-Tests betrieben auch auf einer internationalen Ebene.Und man will von einem Hund, wenn ichdie Richtung gebe beim Einweisen, dass der genaudahin läuft, wo ich will und genau auf mein Pfeifensignal seine Arbeit tut.Läuft so ein Hund über eine Lebendfährte von irgendwas anderem,dann soll der trotzdem die Richtung behalten und beieinem Jagdhund möchte ich halt, dass der die Lebendfährte arbeitet, weil das Tote liegtspäter immer noch da und das Lebende muss ich sofort haben.Und das war für mich dann eigentlich der Punkt, wo ich gesagt habe, was will ich überhaupt mit dem hin?Wo will ich mit ihr hin?So und dann begab es sich ebenso,dass eine Schwester meines Hundes, also aus dem gleichenWurf, bei einem Grafen in Münsterland zuhause war und ich hatte dem halt mal also bei diesenWelpenprägungs- und Ausbildungsgeschichte irgendwann mal angesprochen:"Sagen Sie, ist das eigentlich okay, wenn ich bei Ihnen mal bei so einer Jagd mitgehe?"Und der sah halt auch, dass ich mir viel Mühe mit derAusbildung gab und dann nahm der alter ??? (Mehr):"Ja, kommen Sie mal vorbei."Da war ich dann so zwei, drei Mal, bin alsHundeführer mitgegangen und es war insofern auch sehr beeindruckend, weil dieseGesellschaftsjagden auf dem Land eine soziale Funktion auch haben.Also da rückt das Dorf zusammen, da kommt die Familie wieder zusammen.Diese Jagdgesellschaft zog durch die Landeund da war ein Familiengrab im Wald da hieltdann alles an und dann wurde halt auf dem Jagdhorn angeblasen,was so eine gewisse Feierlichkeit hat.Also für mich wurde quasi greifbardiese Verbindung zu der Erde auf der sie leben und vonder sie auch lebenund Teil dieses Geschehens zu sein, hat auf mich halt Anziehungskraft ausgeübt.Ich fand das...
Tim Pritlove
Wie groß war diese Jagdgesellschaft?Wie groß ist so eine Gesellschaft, wenn sie auf Jagd...
Jochen Schumacher
20 bis 30 Leute
Tim Pritlove
Die alle aber auch eine spezifische Funktion erfüllen dann in dieser Gruppe?
Jochen Schumacher
Bei den Niederwildjagten ist es,also es gibt Treiber, das sindalso manchmal die Jugendlichen oder die Frauen, die gehen halt durch in Reihen undtreiben auf, dann werden Schützenstände halt auf der anderen Seite...
Tim Pritlove
Und bei Niederwild heißt?
Jochen Schumacher
Niederwild ist ab Reh abwärts.Im Grunde alles.Also Reh, inklusive alles, was kleiner ist.Das ist ein Begriff, der kommtnoch aus dieser alten Adelsgeschichte.
Tim Pritlove
Ja, also keine Elefanten.
Jochen Schumacher
Nee nee, keine Elefanten.Obwohl ein Freund von mir hat in Holland mal ein freilaufendes Känguru gesehen.Das wollte ihm auch keiner glauben.Gibt ja mittlerweile alles
Tim Pritlove
Okay und du hast dann da auch gleiche eine Funktion übernommen.Und dann Hundeführer heißt?
Jochen Schumacher
Hundeführer heißt, ich stand mit dem Hund bei einem Schützen und...
Tim Pritlove
Also dann schon mit deinem Hund?
Jochen Schumacher
Mit meinem Hund ja.Und wenn der was erlegt hat,hab ich halt den Hund arbeiten lassen.
Tim Pritlove
Ja, okay.Der hat sich da auch gleich drauf eingelassen?
Jochen Schumacher
Er hat sich auch gleich drauf...Mein Hund fand das... dafür ist sie gemacht.Also muss man sich ja klar machen.Dafür sind die gemacht.Das ist ja auch oft einer derKonflikte wenn der Mensch denkt, wir gehen spazieren,denkt der Hund wir gehen jagen.Und schon kriegen die kein Gespräch zustande.Ja, es ist so.Ja gut und in diesem ganzen Zusammenhang,war dann, irgendwann hab ich halt dem alten Grafen, was sowieso ein Filu war,also dem haben sie mal das Knie punktiertund dann sagt der Arzt: "Ja da kommt Blut", und dann sagt er:"Es kann gar nicht sein, mein Blut ist blau."Solche Späße riss der dann auch noch.Ja und dann sagte ich: "Ich liebäugel damit, die Jägerprüfung zu machen."Und dann ging er an seinen Waffenschrank, drückte mir eine Flinte in die Hand.Und sagt: "Hier nehmen Sie mit.Können Sie Anschlagübungen machen."Und ich: "Nein!"Waffenrecht, also das das hochgradig verboten war, war mir ja klar.
Tim Pritlove
Ja.
Jochen Schumacher
Und jetzt hab ich zwar was gesagt, aber hoffentlich nimmt mich keiner dafür hoch.Also dieses Stück Eisen,also Widerstand war zwecklos, hab ich mit nach Hause genommenund dann hatte ich natürlich höchstenDruck das Ganze zu legalisieren.Ja dann war es um mich geschehen.
Tim Pritlove
Okay, das ging ja schnell.
Jochen Schumacher
Ja das ist jetzt so acht, neun Jahre her.
Tim Pritlove
Aber das war auch das erste Mal überhaupt,dass du an die Jagd rangekommen bist?Das hattest du jetzt so vorher eigentlich nicht wirklich.Außer dem Oberförster sozusagen.
Jochen Schumacher
Ja genau, also zu der Zeit war ich mal einmal bei so einer Gesellschaftsjagd mitund dann, also wie man so ist um die 18.Echter Kerl, aber nichts anmerken lassen und in Wirklichkeit die Hosen voll.Irgendjemand hat den Hasen erlegt und im Vorbeigehen:"Hier häng ihn mal an den Treiberwagen!"Und dann hatte ich diesen noch körperwarmen Hasen in der Handund ich weiß nicht.Der fühlte sich ja noch lebendig an.Der war aber tot.
Tim Pritlove
Ja.
Jochen Schumacher
Und dann umwickelt man halt die Läufe mit Draht und hängt die an den Wagen.Und ich: "Ich tu dem doch weh."Diesen unmittelbaren Kontakt mit Tod, den hatte ich da das erste Mal.Hat mich auch bis heute nicht so richtig verlassen,aber ich glaube ein guter Jäger, den verlässt das auch nie wirklich.
Tim Pritlove
Können wir doch vielleicht mal so ein bisschen,vielleicht spulen wir einmal ein bisschen zurück,um auch diese ganze Jagdgeschichte, wie sie sich heute darstellt,auch besser in den Kontext setzen zu können.Jetzt ist ja der Mensch im Prinzip auch,ja, wie sagt man immer so schön,als Sammler und Jäger gestartet.Wo wir jetzt wirklich gestartet sind,das ist in gewisser Hinsicht immer noch Objekt der Forschung.Und wenn man sich sozusagen unsere ganzen Vorfahren anschaut,aber es ist halt schon klar, der Homo sapiens hat halt irgendwann im Wesentlichenseine Ernährung dadurch geleistet, indem er halt Früchte,oder was auch immer sich zum Essen anbot, einfach eingesammelt hat,oder eben andere Tiere gejagt hat.Weiß nicht, hast du da so ein bisschen Einblick?Ich meine heutzutage ist ja Jagd,und darüber wollen wir ja eigentlich auch reden, kultiviert.Hat sich über Jahrhunderte entwickelt,hat eine bestimmte Ausprägung,hat auch eine bestimmte Funktion, auf die wir sicherlich kommen werden,aber am Anfang war es ja einfach so das nackte Überleben, sozusagen.Also der Mensch war ein Tier unter vielenund hat gejagt und geraubt wie viele andere Tiere auch,die so eine Lebensform ausgeprägt habenund irgendwann hat er es dann auch mal wieder sein lassenoder zumindest sich um andere Nahrungsoptionen...
Jochen Schumacher
Also die ältesten Erkenntnisse, die mir bekannt sind,also an möge mich jetzt wirklich nicht auf Jahreszahlen oderQuellen so ganz wahnsinnig nageln.Die Menschheit hat ja ihren Ursprung in Afrikaund ich sage mal vor drei Millionen Jahren,also um jetzt maleine Größenordnung in den Raum zu rufen, war es in der Tat so, dass dieseUrart, aus der wir entstammen, im Wesentlichen vegetarisch gelebt hat.Und dann gab es damals wohl irgendeine Klimaverschiebung,die dazu geführt hat, dassAfrika im Kern austrocknete, also sich mehrin Savannenlandschaft in offene Landschaftenumgewandelt hat und da gab es dann wohl einen Split in der Evolution, dass ein Strangversucht hat sich weiter vegetarisch zu ernährenund der andere angefangen hat mit Jagdfähigkeiten.Was man da herausgefunden hat, ist, dass unsereKonstellation, also wenn man sich vielleicht nochmalvorstellt, ein Schimpanse versucht einen Gegenstand zu werfen, dann sieht dasziemlich tapsig und lächerlich aus.Und wir Menschen haben eine ganz große Fähigkeit,Gegenstände sehr zielgerichtet zu werfen.Daraus wurde dann halt eben Speerwerfen.Also ich kann haltauf eine relativ große Distanz ein Tier mit einem Werkzeug, wie einem Speer halt eben zur Strecke bringen.Erlegen.Zusätzlich haben wir halt die Möglichkeit, wenn es um den Lauf eines Marathons geht,ein Pferd tot zu laufen.Wir können länger laufen als jedes andere Tier.Wir haben unglaubliche Ausdauerfähigkeiten.So und die Kombination aus dieser Hetzjagd,die möglich war, plus dem finalen Erlegen auch aus einer gewissen Distanz,hat dann dazu geführt, dass dieser Zweig sich wohl evolutionär verfestigt hat,die proteinhaltige Ernährung hat dafür gesorgt,dass in einem Zeitraum, den ich jetzt nicht ganz genau weiß,aber das hat man so an Funden nachvollzogen, das Gehirnvolumen von 600Kubikzentimeter auf 1400 Kubikzentimeter angewachsen ist.Und man hat die ersten sozialen Fähigkeiten so wirklich entwickelt.Also über etwas ganz Einfaches hinaus, weil man halt ebenkooperativ besser jagen konnte, als für sich alleine.Also ein Wild umschlagen unter Ausnutzung der Windrichtung,dass meine Witterung da nicht ankommt,den Weg verstellen und das dann halt im Team zu organisierenoder auch mit in Kooperation größere Tiere zu erlegen.Also es gibt ja selbst Mammuts, die von Menschen erlegt wurden,also wo einfach die vielen Mücken am Ende das Tod des Mammuts waren.Also im Nahkampf dann am Ende zumindest.
Tim Pritlove
Die Mücken? Achso die Menschen im Vergleich...
Jochen Schumacher
20 Jäger mit ihren Speeren drauf einwirken,irgendwann gibt's halt auf das Mammut.Also es ist natürlich alles noch sehr archaisch, aberüber diese Tätigkeit hat die Physiognomiesagt man glaube ich, also unsere körperlichen Fähigkeiten istzum Beispiel, dass unser Schultergelenk eins ist,was halt eben diese Ausholbewegung des Werfens ganz gut kann.Das kann ein Primat nicht sonst.Wir haben eine Möglichkeit über die Drehung der Hüfte eine Spannung aufzubauen,die dieseSchwungbewegung des Werfens haltunterstützt und darüber halt eine große Zielgenauigkeit hinbekommen.Nun, das waren ja im Grunde so,also ich meine Jagen ist eigentlich der älteste Hacker-Sport der Welt, wenn man so will.Also ich muss ja ein Verständnis für ein Lebenssystem meiner Zielwildart finden,ich musseine Vorstellung davon haben, um dann an der richtigen Stelle gezielt reinzukommen.Also auf welchem Weg laufen sie zum Wasser?Wovon ernähren die sich, wie sind denn die Wanderrouten mit den Jahreszeiten?Also ganz...
Tim Pritlove
Zu welchen Tageszeiten tauchen die überhaupt wo auf.
Jochen Schumacher
Also es erfordert ja eine...
Tim Pritlove
Große Analysefähigkeit erst mal auch.
Jochen Schumacher
Ja und auch eine Empathie.Ich muss mich in die Welt wirklich rein fühlen.Also das ist ja auch was,was jagt so unglaublich interessant macht.Also es ist wirklich ein System Verständnis kriegen,sich da rein fühlen darüber auch eineBindung aufbauen, also manchmal sogar eine persönliche Bindung,um dann aber wieder in einerGeistesleistung oben drüber zu gehen und Unvermeidliches zutun, weil ich sehe ja sonst selbst auch wieder dahinscheide.Also ich, meine eigene Existenz hängt ja zumindest unter diesen urtümlichen Bedingungenganz primär davon ab und auch das meiner Sippe.Ja und so entwickelte sich das dann weiter,also Pfeil und Bogen ist ja eigentlich nichts weiter, alsdie nächste, also enhanced Speere sozusagen.Ja also Speer 2.0..Und ja dann hatte man letztendlich ein Alltag,wenn man sich da mal rein denkt, also so stelle ichihn mir vor, dass ich mit meiner kleinen Sippe und den Dingen, die ich so tragen konnteletztendlich den Wildtieren hinterher gezogen bin und deren ständiger Begleiter war,weil sie ja eben auch meine Nahrungsgrundlage darstellten.Zusätzlich zu den Dingen, die man natürlich so gesammelt und konsumiert hat.
Tim Pritlove
Verstehe. Das hat dann sozusagenauch diese Wanderschaft noch einmal enorm befeuert.
Jochen Schumacher
Ja, so verstehe ich es zumindest.
Tim Pritlove
Ja, weil man muss halt quasi mit den Herden mitziehenund die Herden ziehen halt mit dem Wetterverlaufund dann ist man davon halt auch abhängig.Klar, wenn man immer im gleichen Ort bleibt, dann ist halt nichts.
Jochen Schumacher
Ja und dann gab's einen Punkt in der Geschichte, derwar so in etwa vor 10 000 Jahren, alsoist noch gar nicht wahnsinnig lange her,da kam irgendjemand auf die Idee und hat gesagt danehmen wir doch mal so einen Samen von der Pflanze und stecken den malin ein Stück Erde waseigens zu dem Zweck freigelegt wurde.Und da war die Landwirtschaft geboren
Tim Pritlove
Das ist dann sovor allem Nahost, Syrien.Das sind so die Geburtsstätten der Landwirtschaft gewesen.Euphrat, Tigris – die Region.
Jochen Schumacher
Also wahrscheinlich auch in Verbindung mit der Viehwirtschaft,wo man irgendwann gelernt hätteich kann halt Wildtiere einfangen und ich kann die gezielt miteinander verpaaren,dass die Dinge besser können, die ich brauche als Mensch.So und jetzt hatte die Jagd auf einmal eine Zusatzfunktion.Also vorher reine Nahrungsbeschaffungund jetzt musste ich auf einmal meineersten kulturellen Leistungen gegen wilden Einfluss verteidigen.Also habe ich mir einen Acker angeeignet,mit dem Ziel da eine spezielle Frucht drauf zu entwickeln.Dann möchte ich eben zum Beispiel nicht mehr, dass meine Wildschweinewie frei draußen herumlaufen,in diesen Acker reingehen, mir umdrehenund mir meine Nahrungsgrundlage kaputt machen.Und ich möchte auch keine wilden Einkreuzung mehr haben,weil meine Zuchtziele damitnatürlich konterkariert werden.Also war Jagd auf einmal auch Verteidigung.Und letztendlich glaube ich damit, also so verstehe ich es, diesesLandwirtschaft betreiben und Vieh züchten,war ja im Grunde das, was sesshaft werden überhaupterst wirklich möglich machte.
Tim Pritlove
Genau, weil man eben nicht mehr den Herden hinterher ziehen mussteund auch durch Vorratsanlegung et ceteraund dann eben auch die fortgeschrittenen Nahrungsbehandlungen,sprich Mehl, Brot und Bier.An der Stelle verweise ich auch nochmal an unseren wunderbaren CREzum Thema Bier.Da kommen wir an dieser Stelle auch auf eine interessante Art und Weise vorbeigeschrammt.Ja genau, so und dann wurde man halt unabhängiger von den Jahreszeiten,unabhängiger auch von der Wanderungund konnte halt irgendwie bleiben.Meinst Jagd ist dann sozusagen mehr zur Verteidigung fürzur Erzielung der Zucht Ziele geworden.Aber ich meine diesen Jagdaspekt, den gab's natürlich auch immer noch.
Jochen Schumacher
Ja also ich,also mehr würde ich nicht sagen.Auch.Also es war einfach eine Zusatzfunktion und also gewichten will ich eigentlich gar nicht.Es war nur, auf einmal war es so, ist übrigens auch bis heute so.Ist nach wie vor eine Aufgabe, die da mit reinfällt.
Tim Pritlove
Und die Hunde sind ja dann im Prinzip auch in diesem Zeitraum gekommen.Habe gerade nochmal nachgeschlagen, also so richtig gut...Es scheint wohl auch sehr umstritten zu sein,wann der Hund wirklich dazu kam,aber das scheint über einen sehr langen Zeitraum,graduell stattgefunden zu haben.
Jochen Schumacher
Ja wahrscheinlich auch pendelt,also wie die Kulturen auch gerade drauf eingeschossen waren.Also da bist du jetzt wahrscheinlich mit deiner Netzrecherche schlauer als ich.
Tim Pritlove
Ja, ich lese mir das jetzt hier nicht komplett durch.Das ist eine Menge, was man hier erzählen kann zu Canis lupus so,aber irgendwo zwischen 15.000 und 100.000 Jahren.Also ist wirklich schon etwas unscharf definiert.
Jochen Schumacher
Ein langer Begleiter.Und die sind auch extrem pfiffig sich in unserer Gemüt zu schleichen.Da sind die außerordentlich begabt.Also jetzt waren wir, also im Grunde ging da ja dann auch so dieBasis los für unsere Arbeitsteilung.Also mach du halt den Acker, ich Bau dir einen Pflug.Gib mir das Korn, ich Mahl dir das Mehl.Gib mir das Mehl, ich back dir das Brot.Also da fing er im Grunde an, sich die ganzen Aufgaben einfach zu teilen.
Tim Pritlove
Beziehungsweise, auch die Jagd wurde sozusagen auch zu einer Spezialaufgabe,die sich dann eben Leute sozusagen gewidmet haben,die sich darauf konzentriert habenund die dann halt das Fleisch rangebracht haben.
Jochen Schumacher
Genau und ich sag mal die Reinrassigkeit löste sich wahrscheinlich auch.Also reine Jägergabs dann immer weniger.Es gab halt dann immer mehr Leute, die auch zur Jagd gingenaus mehr oder weniger schönen Gründen.Also ist heute noch nicht lustigbei Kälte auf Wildschweine zu lauern nicht unbedingt immer.
Tim Pritlove
Weil?
Jochen Schumacher
Weil es kalt ist.Windig und nass und diese Dinge.Die Jagd hatte aber eigentlich ja ich denke schon fast immer undhat sich auch lange gehalten so eine, ja so eineFunktion im Erwachsenwerden.Also das erste Mal mit auf die Jagd zu dürfenund das erste Mal ein Tier zu erlegen war halt invielen Ur-Religionen natürlich einfach ein Schritt des Erwachsenwerdens.Da wurde man dann halt eben überführt und ist ja übrigens auch viele Völker haben jairgendwie sich das Leben nach dem Tod als die ewigen Jagdgründe vorgestellt.Also so schlimm kann es dann immer nicht sein.
Tim Pritlove
Interessanter Punkt.Da habe ich so nie darüber nachgedacht.
Jochen Schumacher
Also stammt sicherlich aus diesen Zeiten und ich meine, wenn man so im Altertum, griechische/römische Mythologie, da gab's ja die Göttin der Jagd, die Diana,eine Frau und bei den Griechengab's Artemis, auch Göttin der Jagd auch ein Mädchen, auch eine Frau.Also auch ganz spannend.Also ich bin dem noch nicht so richtig nachgegangen, aberkomischerweise wurde die Bejagung,also Jagd ja damals eben Frauen zugeteilt auch als Hüterin der Wildtiere.Also so eine Funktion war auch was drin.
Tim Pritlove
Interessant.Auch noch nicht darüber nachgedacht.
Jochen Schumacher
Man sagt ja Mutter Natur
Tim Pritlove
In Deutschland. Ist das sonst auch immer so?Ich meine, wir sagen auch "die Sonne",aber da sind die anderen auch nicht... da gehen die anderen ja auch nicht mit.
Jochen Schumacher
Also Weiblichkeit ist ja etwas, immer als etwas behütendes verstanden worden.Und die Ressourcen, von denen man lebt, galt es halt auch immer zu behüten.Die waren halt wichtig.
Tim Pritlove
Was man ja in so zum Beispiel in Indianer-Kulturenauch in starker Ausprägung gefunden hat, dass sozusagen dieses...die Bejagung immer auch einher ging so mit einer Wertschätzung.Also wo dann sozusagen das Gejagte, wo man sich dann,ich weiß nicht ganz genau, wie die Riten so abliefen,aber es gab dann halt so Dankes-Zeremonien et cetera,so eine Verbundenheitund halt auch generell in der indianischen Kultur haltauch diese Vorstellung, dass das alles in Balance bleiben muss.Was bei uns...
Jochen Schumacher
Glaube ich allerdings nicht, weil...
Tim Pritlove
Ist das Mythos? Ist das Winnetou oder?
Jochen Schumacher
Also Gleichgewicht und Einheit ist so einealso Natur ist ein ständiger Kampf,ein ständiges Werden und Vergehen, ein Geben und Nehmenund da gibt es kein Gleichgewicht,weil wenn es ein Gleichgewicht gäbe, hätte ja die Entwicklung aufgehört.
Tim Pritlove
Ja, ist richtig.
Jochen Schumacher
Also da gäbe es ja keinen,keine neuen Arten und kein Aussterben von alten Arten.Dieses Ganze nach vorne ist einfach ein eine Dynamik.
Tim Pritlove
Die bis heute anhält.
Jochen Schumacher
Also deshalb ist dieser Begriff des Gleichgewichtes auch einer, der demeine Statik andiktiert,die dem nicht gerecht wird.
Tim Pritlove
Aber bleiben wir doch mal beim Altertum und den Göttinnen.
Jochen Schumacher
Ja, das ist der Punkt wo ich am wenigsten drüber weiß,aber mach mal.
Tim Pritlove
Wir können ja auch von da weiterziehen.Aber es hat so auch auf jeden Fall– gut, überrascht jetzt auch nicht sonderlich –aber es hat da sozusagen auch göttlichen Status gehabt.Es handelte sich auf jeden Fall um einen Bereich,der es zumindest wert war, dass man da mal Götter zuweist.Nicht nicht ganz unerheblich.Überhaupt spielt sich ja dann die Jagd,vor allem wie wir sie heute kennen, halt in zunehmendem Maßehier so in unserem Festland Europa ab.Der Mensch zog ja weiter nach Norden,die klimatischen Bedingungen haben sich geändert.Nach der Eiszeit konnte man halt einfach hier, in der gemäßigten Zone,sehr viel besser lebenund es hat sich dann halt auch die entsprechenden Umstände eingestellt,hier das zu machen, mit der Landwirtschaft.Ab wann kann man denn sagen...? – Schwierig.Heute sagt man halt "die Jagd"und dann macht sich einfach so einen Kulturfenster aufund es gibt Dinge, die damit assoziiert sind undalles andere ist irgendwie was anderes.Bisher haben wir eigentlich immer das Ganze noch als Teildes normalen Daseins angesehen.Das war halt einfach Teil des Lebens.Durch diese zunehmende Diversifizierung unserer Gesellschaftund Spezialisierung, ist ja sozusagen auch diese Jagd,mehr oder weniger, immer in einen etwas kleineren Bereich abgedreht wordenund hat sich dann sogar irgendwann zu einer Art Sport entwickeltoder sagen wir mal einer Tätigkeit,die vielleicht nicht unbedingt erforderlich immer war,wenn man sich so den ganzen Adel anschaut oder ich weiß nicht.
Jochen Schumacher
Also Erfordernis also da kommen wir vielleicht später nochmal drauf.Also zunächst mal warJagd und der Erfolg damit natürlich auch immer ein Stück weit etwas, mitdem man sich brüsten konnte.Also tut der Angler mit dem größten Fisch, der die Armspanneüberreicht und tut sicherlich auch der eine oder andere Jäger halt mit dem dickstenHirsch und in dem schwersten Kampf undalso die Geschichten, die man halt abends beim Bier erzählt.Und was eben im Mittelalter passiert ist, ist dass die Jagd unterKontrolle des Adels gelangt ist.Der die dann immer kulturell sicherlichauch in neue Blüten getrieben hat,also da hat sich auch eine Kunstszene drum entwickelt.Da haben sich Fertigkeiten neu entwickelt.Also Beizjagd mit demVogel zu jagen zum Beispiel sind so Dinge, die zwar glaube ich irgendwie imArabischen oder Persischen ihren Ursprung haben, da bin ich aber jetzt auchnicht ganz tief drin.Also wenn ich mich so erinnere, es gibt halt viele Bildnisse vonirgendwelchen Fürsten und Herrschern mit einem Greifvogel auf der Hand,wo die sich haben porträtieren lassen.Das hat aber natürlich auf der anderen Seiteauch wirklich zu zu dekadenten Auswüchsen geführt.Also die Spitzen fand ichdie sogenannten Einstelljagden, da hat man im Grunde in der Mitte einesReviers Bühnen aufgebaut und die Bevölkerung hatte das Wild halt dann inder Mitte zusammen zu treiben und dann wurde halt da einfach schlichtwegein großer Haufen Wildtiere zusammen geknalltUnd dann haben die weiß gekelten Gesichter mit ihren Perücken halt:"Huhuhu, da ist er aber wieder."Also so in etwa stelle ich es mir vor.
Tim Pritlove
Fast schon so Jahrmarkt.
Jochen Schumacher
Genau.Und das Ganze ging aber auf der anderen Seite Hand in Hand also umdiese Belustigungdes Adels halt hinzukriegen, gabs halt dann ein zunehmendes Jagdverbot inder Bevölkerung und da kommt übrigens auch diese Aufteilung von Hoch- undNiederwild her, dass das Hochschild eben dem Adel vorbehalten war und dasNiederwild eben ab Reh abwärts da durfte sich der
Tim Pritlove
Die Hasen dürft ihr euch noch holen, aber die Hirsche, die gehören uns.
Jochen Schumacher
Genau, so in der Richtung ging das.Hatte aber eben auch andere Nachteile, also ichmeine die Bauernschaft in der Zeit war ja eher arm und wenn du deineExistenz auf ein paar Quadratmeter Acker baust und die Horden Wildschweinedrehen um dann hast du schlichtweg ein Problem deine Familie zu kriegenund das hat natürlich auch zu Spannungen geführt.Also in Frankreich waren dieauch sehr extrem diese Spannungen, also das war ja auch in etwa zeitgleich,dass die französische und die deutsche Revolution dann stattgefunden hat.Man muss jetzt auch sehen, damals waren die Wälder im Eimer,weil die einfach unglaublich ausgebeutet wurden zu Brennholzzwecken und dielangsam aufkommende Industrialisierung brauchte halt Energie.
Tim Pritlove
Also wir reden jetzt so von Mitte des 19. Jahrhunderts.
Jochen Schumacher
Genau, so vielleicht fünfzig hundert Jahre vorher also es ist ja immer eineEntwicklung und die Forstbediensteten der Adelshäuser waren eigentlich schonimmer die, die so unterschwellig unter diesem Diktat des Adels geguckthaben, dass sie die Wälder irgendwie in Ordnung kriegen und die hattennatürlich auch in dem Zusammenhang ein Auge auf die Wildtiere also zumindestsoweit sie den Wald bewohnten.Und dann ist die Revolution von 1848 hat haltdazu geführt, dass das Jagdrecht mit dem Eigentum an Grund und Bodenverbunden wurde untrennbar.Also mir gehört ein Stück Land und dann hab ichauf diesem Land auch das Recht Jagd auszuüben.Sie wurde dem Adelweggenommen und wurde damit zu einem bürgerlichen Rechtund das waren ein Meilenstein
Tim Pritlove
Der dann welche Auswirkungen hatte?
Jochen Schumacher
Erst mal gar nicht gute, weil nämlich wie entfesselt alles auf die alles...
Tim Pritlove
Jeder losging.
Jochen Schumacher
Alles auf die Jacke gelegt wurde, was irgendwie nicht bei Drei auf den Bäumen warUnd deutsche Wildtiere können nicht so gut klettern.Also ich habenebenher ein paar alte Schinken, also so alte Jagdliteratur aus Nachlässen,die lasse ich mir schon mal gerne übereignen und es gibt zum Beispiel"Diesels Niederjagd",das ist so ein vor der,also aus dem 19. Jahrhundert glaube ich, ist das Ding entstanden.Da wird davon gesprochen, dass das Rehwild kurz vor der Ausrottung war.Nun jetzt waren wir ja in einer Zeit, wo also so im Groben so Rousseau,dieses zurück zur Natur also eine Naturverliebtheit, eine Romantisierung eintrat,die insbesondere von den Forstbeamten auch ja quasi eingeatmet wurde und diesich zu eigen gemacht haben.Und man sah einfach die Notwendigkeit, wirmüssen an der Stelle was Regulatives tun.Also einerseits in Sachenfairer Umgang mit den Tieren, da formte sich der Begriff derWeidgerechtigkeit und auf der anderen Seite ja so Themen wie Jagd undSchonzeiten und wie kriegt man im Grunde die Natur wieder auf einenleistungsfähigen Zustand zurück, die ja sehr stark ausgebeutet wurde also bevor dieKohle ja entdeckt wurde.Vorher hat man den Wald verheizt für dieSchwerindustrie, muss man sich ja auch mal klarmachen.Ist vielleicht noch Randanekdote,zum Beispiel hat man sehr viel Fichte im Bergbau verwendet.Also Fichte hat den Vorteil, bevor sie bricht knackt knackt und knarzt sie ordentlich.Buche bricht einfach durch und nun ist der Stollen dicht.Also deshalb ist Fichte einfach für den Bergbau das Holz gewesen
Tim Pritlove
Verstehe, weil es mehr Flexibilität hat sozusagen.
Jochen Schumacher
Genau und ein Warnmelder bevor es nachkippt.Ja und die Jagdgesetze, also da gibt's einschönes Papier vom Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages zu, die wurde vonOtto Braun im Grunde erdacht, das war so 1910/1920 rumund war im Prinzip das erste Tier- und Naturschutzgesetz was es überhaupt gegeben hatte.Also wenn natürlich auch noch...
Tim Pritlove
Also jetzt überhaupt weltweit.
Jochen Schumacher
Ja, ich glaub sogar weltweit.Ich bin jetzt nicht ganz sicher, aber für Deutschland kann ich es sicher sagen.Und das ist halt in den ja irgendwie war es nicht durchgesetzt, also Otto Braun war,wenn ich mich recht entsinne, der letzte preußische Ministerpräsident unddieses Gedankengut schwillte aber durch und in Kraft gesetzt wurde diesesGesetz fast unverändert, nur mit einer anderen Präambel halt im DrittenReich, ich glaube 1936, unter Hermann Göring,der damals irgendwie Reichsjagdmeisterwar glaube ich der Titel war.Und was man darin festgelegt hat,ist halt unter anderem die Genetik des Reviersystems.Also da kann man jetzt ja immer trefflich anderer Meinung drüber sein.Also man kann sagen: "Ja das ist jetzt aus dem Dritten Reichund deshalb ganz schlimm."Andererseits kann man aber natürlich sagen, dass unter diesen Bedingungenes möglich war ein solches Gesetz in Kraft zu rufen, ist auch irgendwieeine ganz besondere Leistung.Also das kann man jetzt so oder so sehen.Also ich sehe es eher als eine besondere Leistung,weil ich finde also weil darin nämlichja einfach eine grundsätzliche Haltung klar wird,also ich habe wenig, wenn ich ablösen muss, aberdas Jagdrecht in seinem Paragraphen 1 vielleicht einfach nur malalso Artikel 1: Das Jagdrecht ist die ausschließliche Befugnis auf einembestimmten Gebiet wildlebende Tiere, die dem Jagdrecht unterliegen zuhegen, auf die Jagd auszuüben und sie sich anzueignen.Mit dem Jagdrechtist die Pflicht zur Hege verbunden.Also diese dieser Fürsorgegedanke steckteinfach direkt im ersten Artikel mit drin.Und das ist auch etwas, wasJäger bis heute begleitet.Also ich kann einfach nur abschöpfen,einen Tierbestand dem es vorher gut gegangen ist.Und das macht aus meiner Sichteigentlich sind ist die Jagd eigentlich die einzige Institution, wenn mansie so nennen möchte, die flächendeckend als Anwalt und Fürsprecher derWildtiere von ihrer Anlage her eintritt.
Tim Pritlove
Anfang des 20. Jahrhunderts ging das ja auchso mit den mit dem Umweltschutz eigentlich los.Ist ja auch etwas, was man so vom Kopf her irgendwie gefühlt immer so mehrin den Siebzigerjahren verortet,so als Antwort auf diesen Überschwang.Aber wenn man sich anschaut, so BUNDund ähnliche Organisationen haben ja im Prinzipso ihre Quelle auch in dieser Zeit.Das heißt, dieser Blick auf "der Mensch und seine Umwelt"das ist ja etwas, was jetzt vielleicht nicht nur ausschließlichin diesen Jagdkreisen entstanden istoder hängt das eng miteinander zusammen?Wie muss man das sehen?
Jochen Schumacher
Also für mich sind es Geschwister.Also ich als Jäger, ich verstehe mich als Naturschützer.Ich möchte da draußen möglichst großeVielfalt sehen und erhalten.Und also ich weiß auch niemanden, der mehr Zeit dadraußen verbringt und dadurch hat man halt ein Interesse.Also es ist ja, es ist ja ein Mitfühlen,ein Einfühlen und also in die Zusammenhänge kommen was sicherlich auch gleich nochein bisschen tiefer rein, aberes ist ein Interesse an den Tieren, weil wenn nicht mehr genug da sind,tu ich mir selber als Jäger keinen Gefallen, weil dann kann ich nichts mehrabschöpfen und sind es zu viele dann kommen auch Krankheiten rein undandere Arten leiden darunter.Es ist ja alles miteinander in Zusammenhang.
Tim Pritlove
Ja vor allem, wenn ich dich richtig verstanden habe,durch diese Spezialisierung der Gesellschaft,die im 20. Jahrhundert auch schon enorme Formen angenommen hatte,gab's ja jetzt im Prinzip auch gar nicht so viele hauptberufliche Tätigkeiten,die sich so unmittelbar eigentlich mit allem,was nicht städtisch und nicht Landwirtschaft ist, auseinandergesetzt haben.Außer dem, was die Jagd betrifft.Oder übersehe ich da irgendetwas?
Jochen Schumacher
Also es ist im ländlichen Raum, also korrigiere mich, wenn ich jetzt auf diefalsche Fährte gerate, praktisch im Revierbetrieb ist es so, dass ein Landwirtnatürlich per Definition Interesse hat, auf seinem Stück Land eine Fruchtalso eine Monokultur hinzukriegen.Möglichst sortenrein und auch keineStörung in seiner Ernte möchte und das auch in Ordnung.Und wenn ichFörster bin, also verfolge ich einen ähnlichen Zweck für Holz über längereZeiträume, weil die Umtriebszyklen einfach größere sind.Und als Jäger bin ich eigentlich derjenige, der im Interessenausgleich mit denanderen Nutzungsformen das Recht der Wildtiere einfordert.
Tim Pritlove
Deren Lebensraum zu erhalten, die Hege eben.
Jochen Schumacher
Genau, die Hege.Also ich geh halt her und sage: "Guck mal lieber Förster,ich weiß du betreust einen Freizeitpark.Ich weiß, du betreust ein Stück weit eine Holzplantage.Aber du betreust auch einen Lebensraum."Da kommt natürlich nicht nur meinReh und mein Damhirsche und mein Rothirsch und mein Fuchs und mein Hase drin vor.Da kommen auch ganz viele andere Arten vor, aber wir müssen dochirgendwie gucken, dass wir auf Augenhöhe unsere Interessen ausbalancierenund gut nach Hause gehen können.
Tim Pritlove
Inwiefern beschäftigt man sich denn mit diesem Jagdblickauch mit allen Tieren,die nicht unmittelbar bejagt werden?Ist ja jetzt nicht so, dass jetzt jeder Vogel und jedes Kriechtierautomatisch Teil des Bejagens ist.
Jochen Schumacher
Also ich kann natürlich nicht für alle sprechen.Ich gebe hier jetzt meinePerspektive mit, aber ich bin zum Beispiel vor wenigen Wochen bin ich malzwei Tage mit einem Schädlingsbekämpfer mitgefahren und was der da machtist eigentlich Jagdausübung.Also du musst dir mal klarmachen, jede Kakerlake,die durch hoffentlich nicht deine Küche strauchelt oder jedeSilberfischchen ist ja nichts anderes als die Wildnis, die wieder anklopftund zurückfordert.Und wenn ich die gewähren lasse, dann schafft sie das.
Tim Pritlove
Dann hält die Einzug.
Jochen Schumacher
Dann hält ihr Einzug und...Letztendlich, also ich war in einer Bäckereiin einer rheinischen Innenstadt.In der Mitte eine Straßenbahnhaltestelle, vierspurige Straße, Bäckerei mitGlasfront und dann bin ich mit dem mal mit dem Blick des Jägers undSchädlingsbekämpfer da durch und dann hat er mir die Pässe gezeigt wo dielangen laufen, wo die hoch kriechen, wo die in die abgehängte Deckereingehen, in welchen Faden die unter der Theke der Auslage herumgehen.Und an diese Zwangspässe, also diesePässe wo die sich bewegen, stellt man halt Fallen aufund will den hab, das ist Jagdausübung.Wenn ich eine Maus fangen will, muss ichlernen zu denken wie eine Maus.Und das verbindet mich mit der Maus.Und ich will die, ich will nicht, dass die leidet.Aber ich muss ja auch meineKultur verteidigen.Ich meine, ich esse die Maus auch hinterher nicht.
Tim Pritlove
Die Kakerlake auch nicht.
Jochen Schumacher
Also früher hat man zum Schädlingsbekämpfer ja Kammerjäger gesagt.Eigentlich ich finde es schönere Wort.
Tim Pritlove
Stimmt. Das ist ja ein ganz passender Begriff.Der Jäger in der Kammer.Was wir ja jetzt im Prinzip verorten, so jetzt beim Geschichts-Durchmarsch,wir kommen ja ein bisschen im Prinzip auch in unserer Zeit jetzt schon an,auch wenn wir irgendwie noch hundert Jahre vorher irgendwie feststecken,aber da hat sich ja im Prinzip dieses Kulturwesen,wie wir es heute haben,eigentlich auch manifestiert.Das heißt, aus so einer revolutionär –Also es gab, sagen wir mal so, diese Übergangsphase,wo dieses Jagen einfach so einen tollen Status hatte,dass die Reichen und Mächtigen und Schönen sich das sozusagenschon richtig zum Sport haben gereichen lassen.Mit dem Nachteil für die unterdrückten Massen,die ja eigentlich von Landwirtschaft, zu dem Zeitpunkt,noch nicht in dem Maße leben konnten,weil es aber noch nicht die Mittel gab.Also nicht die Techniken für eine effiziente Bewirtschaftung,Schädlingsbekämpfung.All das, sagen wir mal auch gerade ja die Technikerst in den letzten 50 Jahren so richtig geschafft hat,das alles zu überwinden.Sodass quasi die Jagd eben noch wichtig warund durch diese Revolution,zumindest im Blick auf Deutschland,hat sich das dann erst einmal quasi in so in wilde Zustände überführt,weil jetzt konnte jeder auf einmal jagenund man merkte, das schadet dem Ökosystem noch sehr viel mehrund damit letztlich auch den Menschen.Sodass man dann überhaupt erst auf den Punkt gekommen ist:Okay, wir müssen das jetzt mal regulieren,wir müssen es mal reglementieren.Und der Blickwinkel ist:Diese Lebewesen sind für uns auch wichtigund sie einfach nur wegzukämpfen, bringt uns einfach nirgendwohin,wo wir hin möchtenund deswegen müssen wir sozusagen einen Dualismus haben,mit, ja, auf der einen Seite, ist es für uns Nahrungsquelle,aber auf der anderen Seite müssen wir auch dafür sorgen,dass deren Ökosystem und deren Leben in gewissen Bahnen geschützt wird,damit das einfach eine Balance erfährt,die für unsere Vorstellungen der Kulturlandschaftund des Überlebens passt.Jetzt habe ich schon wieder Balance gesagt.Pfui.Also eine Balance, sozusagen, für unsere Ziele.Das ist es ja, sozusagen.Also nicht der Natur, sondern eben ein Geben und Nehmen.
Jochen Schumacher
Spannend ist der Punkt des Ziels.Das ist nämlich eigentlich alles, worum es sich dreht.Also ich kann meineExistenz ja nicht bestreiten, ohne mit meiner Umwelt und ihren Ressourcenund ihren Lebewesen zu interagieren.Und ich kann mir ein Ziel in den Kopfsetzen, was ich erreichen muss innerhalb dieser Interaktion.Also eben drüber sinnieren, um vielleicht mal von einer ganz anderen Ecke zukommen, ist eine der ersten Fragen in solchen Gesprächen, die über dieseganzen vielen Wertschöpfungsstufen hinweg so passieren also das sind ja auchDistanzen eingetreten zwischen einer sehr städtischen Bevölkerung,die überhaupt nicht mehr weiß, wie eine Handvoll Erde sich anfühlt und jemanden,der da draußen wirklich sozialisiert ist.Geh mal durch deine Lebensmittelvorräte und sag mir mal nur eineKomponente, die du in deinem Stoffwechsel verarbeitest, die nicht entwedergelebt hat oder Lebensraum für Tiere war, wenn ich die Trennung Pflanzeund Tier einführe.Außer Salz, Salz lass ich gelten.
Tim Pritlove
Ja, das Meiste wahrscheinlich.
Jochen Schumacher
Alles.Also mir fällt keine Ausnahme ein.Außer Salz.
Tim Pritlove
Ja.Also alles Mineralische.
Jochen Schumacher
Ja was ja aber auch irgendwo so in den Zyklen.Also mein Sohn hat mich mal gefragt: "Wie kommt das Salz ins Meer?"Da habe ich aber doof aus der Wäsche geguckt.Und die Antwort, auf die ich dann später kam, ist Stein wird haltausgewaschen und wird über die Flüsse ins Meer transportiert, wo es sich konzentriert.Deshalb sind die Meere sehr viel salzhaltige als Süßwasser-Geschichten.Bildung für die Zukunft.Dieses verstoffwechseln, also wenn ich jetzt mal weitergehe von unserempersönlichen Stoffwechselkreislauf in überhaupt alles Leben, was auf diesemPlaneten passiert, dann ist es eigentlich so, dass das Leben dadurchgekennzeichnet ist, dass Lebewesen sich gegenseitig verstoffwechselt in einer Tour.
Tim Pritlove
Also sich gegenseitig fressen und Ausscheidungen gegen,Ein- und Ausgabesystem zwischenAusscheidung und Nahrungsaufnahme hergestellt wird.
Jochen Schumacher
Also unsere Körper, die wir jetzt hier so vertraut sitzen, werdenirgendwann wieder Nahrung für irgendwelche Würmer Mikroorganismen sonst wiesein und sich wieder in dieses zirkulierende System einfügen.Und das bleibt auch nicht immer gleich, es verändert sich dauernd und dasist die Störung also das, was im Negativen der Krebs ist, eine Mutation inder Zelle, ist im Positiven ein Evolutionsschritt, der halt eine neue Art hervorbringt
Tim Pritlove
Oder eine neue Fähigkeit.
Jochen Schumacher
Oder eine neue Fähigkeit oder irgendwie.Also auf jeden Fall für dieseDynamik nach vorne kämpft.Also das so im Herzen zu sich genommen,hat mir total die sich auf die Welt verändert.Total anders.Also vorherbin ich immer so in Richtung der Perfektion, den letzten Bug aus demSystem kehren.Alles muss toll sein.Endlich fertig werden.Ist Quatsch einfachQuatsch.
Tim Pritlove
Gibt’s nicht.
Jochen Schumacher
Gott sei Dank gibt's das nicht,weil dann ist vorbei.
Tim Pritlove
Weil, es muss sich einfach alles permanent ändern,damit es sozusagen dieses Leben auch wirklich erfahren kann.
Jochen Schumacher
Und jetzt, also vielleicht jetzt auf diesen Gedanken die die Populationsdynamikmal draufgesetzt also so hat man mir vermittelt und ich finde es auchrelativ plausibel.Also nehmen wir mal an, wir haben eine gegebenenNahrungsgrundlage und ich setze eine reproduktionsfähige Populationenirgendeiner Tierart da drauf.Dann nutzen die natürlich dieNahrungsgrundlage und pflanzen sich fort und der Anstieg der Populationfolgt so in etwa der steigenden Kurve einer Gaußschen Normalverteilung.Also fängt flach an wird immer steiler, explodiert irgendwann förmlich undgeht dann irgendwann in die Sättigung hinein, um irgendwann Maximum dannnatürlich zu kriegen.So und in dem Moment, wo es flacher wird und in dieSättigung hineingeht, tauchen die ersten Individuen innerhalb derPopulation auf, die nicht mehr genug Nahrung findenDann wird der Organismus schwächer, ein schwächerer Organismus istanfälliger für eine Krankheit und irgendeinen Erreger
Tim Pritlove
Beziehungsweise für eine andere Lebensform,die sozusagen diese Nahrungsquelle dann für sich urbar macht.
Jochen Schumacher
Ja genau und hab dann eben eine Dichte der Population, die es erlaubt, dass eineInfektionsquelle sich bildet.Also wo kriege ich leichter die Grippe beimWaldspaziergang oder in einer S-Bahn in Berlin?Ja ist klar, weißt was ich meine.Und dann fängt natürlich einfach an also durch diese Übertragung des Erregers werdendann irgendwann die anfälligsten Tiere raus sterben, die verdünnt sichwieder die Population und irgendwann reißt die Infektionsquelle und dannist erst mal wieder gut
Tim Pritlove
Das heißt, es pendelt sich auf so einem erträglichen Maß ein.
Jochen Schumacher
Da ist wieder die Idee des Gleichgewichts nochmal Quatsch.Von da ansteigt es nämlich wieder an, bis der nächste Erreger kommt.Also kriege im Grundejetzt nicht ganz genau wahrscheinlich, aber irgendwie so etwas wie eineSinus Kurve des An- und Absteigenden auf einem Niveau, was eben dieseNahrungsgrundlage hergibt.
Tim Pritlove
Gut, kann man ja auch problemlos beobachten.Gerade so im Mittelalter mit den großen Seuchen,die Pest et cetera oder auch mal so Cholera et cetera.Andere, jetzt Ebola.Also wenn immer mal wieder etwas versucht, dem Organismus Herr zu werden,dem der Organismus so erst einmal nicht gewachsen ist,dann kann es ja wirklich massive Einschränkungen haben.Ich weiß jetzt nicht ganz genau, wie viele Leutein den Pestzeiten umgekommen sind,aber das waren schon signifikante Teile.Große, große Prozentteile der Gesellschaft,wo man sich dann halt auch schon fragen muss: Überleben wir das überhaupt?Oder ist das jetzt sozusagen das Finale,was uns für alle Ewigkeiten hinweg rafft?Wobei es der Mensch ja dann immer geschafft hat,sich durch seine Kulturtechnikenund das Lernen dann entsprechend auch zu wappnen und zu immunisieren,durch Maßnahmen oder Erfindungen, um sich da wieder rauszuziehen.
Jochen Schumacher
Stimmt ist richtig, aber was wir ja also diese Kurve mit dem ansteigenden nurmal vor Augen was wir ja nur geschafft haben, ist halt durch unsereKulturtechnik der Medizin einen Erreger nach dem anderen unschädlich zu machen.Was eigentlich nur dafür sorgt, dass wir auf der gleichenNahrungsgrundlage immer mehr werden und auf der anderen Seite dieNahrungsgrundlage immer weiter nutzen müssenalso immer intensiver auch nutzen müssen.Das ist ja das, wo heute ja auch die ganzen Diskussionen sich sodrum brechen.
Tim Pritlove
Die Effizienz der Landwirtschaft.
Jochen Schumacher
Ja genau.Also jetzt kann man es also von da aus kann man jetzt in unterschiedlicheRichtungen weiterdenken.Eine ist jetzt zum Beispiel, wenn ich also den Mensch eben unter dieserPopulationsdynamik sehe, kommt halt irgendwann der Erreger, gegen den ichkein Mittel mehr haben und dann kann ich eigentlich nur naja entweder dasRecht zur Fortpflanzung einschränken oder das Lebensalter begrenzen.Also ist jetzt ganz abstrakt und von oben betrachtet.Wenn ich jetztandersherum an die Nahrungsgrundlage Landwirtschaft gehe, dann ist da imMoment intensive Landwirtschaft zum Problem für den Artenschutz gewordenund das stimmt auch, gibt es viele Beispiele für, die andere Seite ist, geheich denn wieder zurück auf eine weniger intensive Landwirtschaft, also daswas man vielleicht jetzt, ich nenne es mal öko oder Biolandbau, dann habich auf der gleichen Fläche nur noch den halben Ertrag, heißt also ichbrauche die doppelte Fläche, habe also weniger Platz für naturnahe RäumeOder noch anders: Ich produziere die Lebensmittel nicht mehr hier, wo estoll und gut wächst, wir haben nahezu perfekte Bedingungen hier, dann gehtsvielleicht in Dritte-Welt-Ländern nach Afrika und da brauche ich gleich 20fache Fläche für die gleiche Nahrungsmenge.Mache wieder Lebensraum total in den letztenWildnisgebieten und so fängt es an ineinander zu wirken und man wird schierwahnsinnig darüber
Tim Pritlove
Weil es irgendwie so richtig keine Lösung gibt.
Jochen Schumacher
Ja, ist ein Heil für alle und Unendlichkeit also Unendlichkeit ist nicht die Lösung.Heilung für alle ist nicht die Lösung.Und dann also ist zumindestmeine Sicht der Dinge, der Tod ist wir brauchen den, wir brauchen ihngenauso dringend wie die Geburt und die Zeugung.Der ist wichtig, der machtPlatz für neues Leben.Der Tod macht aus Lebewesen LebensmittelUnd den muss man sogar mit einer gewissen Dankbarkeit entgegen nehmen.Und ich sagt ja auch aus einer persönlichen Betroffenheit heraus, weil meineigener Vater ist nämlich über fünf Monate unter voll Beatmung dahin geschieden.Das weiß ich ehrlich gesagt, ich war nicht zu jedem Zeitpunkt sicher, obder das wirklich so wollte.
Tim Pritlove
Okay, kommen wir doch vielleicht noch so ein bisschen aufdie konkrete Jagdwelt, wie sie sich jetzt im Besonderenin Deutschland so abspielt.Jetzt haben wir ja gelernt:Jagdgesetze wurden eingeführtund haben sozusagen Rechte und Pflichten damit auch eingeführt.Das ist irgendwie schon einmal relativ klar,unter welchen Bedingungen das stattfinden kann.Was ist denn sozusagen das Ergebnisund wie stellt sich denn das heutzutage dar, also wenn man Jäger istoder wer auch sonst noch an diesem System sage ich mal teilnimmt,welche Präsenz hat das sozusagen in unserer Gesellschaft?Man sieht das ja nun selten genug.Gerade wenn man so ein Stadt-Ei ist wie ich,hat man da wirklich fast gar keine Berührung damit.Kann wirklich tatsächlich auch nur sehr wenig Erfahrungenund Momente in meinem Leben aufbringen,wo mir das auch überhaupt nur mal über den Weg gelaufen ist.Ich weiß noch, ich bin irgendwann mal durch Schottland gewandert,kam über irgend so einen Hügel, da stand dann ein kleiner LKWmit einer Verladerampe und ich schaute da so draufund dann lag dann halt so ein Hirsch.Mehr oder weniger frisch geschossen vermutlich.Und ich so: „Oh!“Ist ja jetzt nicht so, ja Teestuben und so, Whisky-Brauereien gab's ja in größerer Zahl so.Auf einmal war so das und da dachte ich mir so:"Oh! Ok, hier findet irgendwie auch noch so ein bisschen Natur statt.Jenseits der ausgetretenen Touristenpfade."Wie ist dieses Jagdsystem bei uns integriert?Wie findet das statt? Was war der Begriff?Revier...
Jochen Schumacher
Reviersystem.
Tim Pritlove
Revier-System? Was was ist dieses Revier-System?
Jochen Schumacher
Also wir haben ja seit 1848 eben die Bindung des Jagdrechts an Grund und Bodenund das ist praktisch betrachtet so, dass wirzwei Welten haben und das sind die sogenannten Eigenjagden und diegemeinschaftlichen Jagden oder was die Reviere angeht.Eine Eigenjagdhabe ich ab 75 Hektar.Dann kann ich auf meinem eigenen Grund und Bodeneben die Jagd ausüben, das Jagdrecht ausüben.
Tim Pritlove
45 Hektar.
Jochen Schumacher
70, 75.
Tim Pritlove
75 Hektar. Hektar war irgendwie...
Jochen Schumacher
hundert mal hundert.
Tim Pritlove
Hundert mal Hundert, okay.
Jochen Schumacher
Und die gemeinschaftlichen Jagdbezirke da wird zusammengefasst alleFlächen, die kleiner sind.Und dann gibt es die sogenannten befriedeten Bezirke.Das ist Stadt, Friedhof, Privatgrundstück.Und jetzt steht man vor der Wahl übe ich also im gemeinschaftlichen ist es so,dass das Jagdrecht dann verpachtet wird an jemanden, der sich interessiertund der...
Tim Pritlove
Also kann, aber nicht muss.
Jochen Schumacher
Ja, gemeinschaftlich muss man eigentlich, weil man ja die jadie Genossen dieser Jagdgenossenschaft, die müssen ja, die bündeln ihreInteressen ja innerhalb der Genossenschaft.Also die Idee ist schon so,dass die gemeinschaftlich ihre Interessen da vertreten.Jetzt kann es zwar sein,dass einer der Jagdgenossen gleichzeitig in Tateinheit auch Pächter,Jagdpächter ist, aber es muss eben nicht so sein.Und ja als Eigenjagdbesitzerstehe ich halt vor der Frage, mache ich selber oder verpachte ich?Auch ganz oder teilweise also ich kann auch sagen, ja ich verpachte mein Jagdrecht,aber das Rehwild will ich alleine bejagen oder ich hätte gerne...
Tim Pritlove
Das darf man dann auch?
Jochen Schumacher
Das darf man.also dort herrscht im Prinzip Vertragsfreiheit erstmal
Tim Pritlove
Da muss man auch keine Ausbildung haben?Keine besonderen weiteren persönlichen Erlaubnisse, um das zu tun?
Jochen Schumacher
Jetzt ausbildungsmäßig, okay.
Tim Pritlove
Welche weiteren Hürden mich sozusagen noch davon abhalten können,da tatsächlich mal mit der Flinte in den Wald zu ziehen.
Jochen Schumacher
Hey, wir sind in Deutschland.Jetzt hast du das Fass aufgemacht, jetzt gucken wir auch rein.
Tim Pritlove
Irgendwas gibt's da bestimmt.
Jochen Schumacher
Also man kann ab einem Alter von 18 eine Jägerprüfung ablegenund es gibt noch einen Jugendjagdschein,den man, da kann man die Prüfung ablegen, aber dann praktisch die Jagdausübungnur in Begleitung eines älteren Jägers über 18.Ich glaub mindestens über 18, aberUnsicherheiten sind ja erlaubt.So und der Kurs ist nach Landesgesetz vorgeschrieben.Eine Prüfung in dem einen Bundesland hat aber Gültigkeitin den anderen Bundesländern.Umfasst so wie ich ihn gemacht habe 120 Unterrichtsstunden.Also drei Wochen Vollzeit im Prinzip wenn man so willbei einer 40-Stunden-Woche plus praktische Geschichten, wie Hochsitzbau,Reviergänge, Pflanzenbestimmung, diese Dinge.Also umfasst fünf Fächer.Kriege ich sie alle zusammen?Also Waffenrecht und Waffenkunde, Wildbrethygiene,Wildbiologie, Hundewesen und Brauchtum und Naturschutzgeschichten glaube ich auch.
Tim Pritlove
Das sind ja schon fast mehr als fünf, oder?
Jochen Schumacher
Ja dann streichen wir das raus.
Tim Pritlove
Waffenwesen, Wildbrethygiene, Hundewesen, Brauchtum.
Jochen Schumacher
Ja Hundewesen und Brauchtum ist ein Fach.Ja dann legt man eine schriftliche und eine mündliche Prüfung ab.Eine Prüfungskommission setzt sich wieder zusammen aus Vertreter der unterenJagdbehörde, des Naturschutzes und hab ich vergessen.Also das ist jetzt bei mirauch schon ein bisschen her, aber drei bis fünf Peoples sind da zusammenund wenn das wissen entsprechend nachgewiesen ist,dann hat man eine bestandene Jägerprüfung.Dann schließt man eine Jagd-Haftpflichtversicherung ab,geht damit zur unteren Jagdbehörde, die jeder Kreis- oder Stadt halt hat und sagt:"Ich hätte jetzt gerne einen Jagdschein gelöst."Und die gibt's glaub ich von derDauer von einer Woche bis zu drei Jahren in Nordrhein-Westfalen zumindestist es so.Also ich löse immer gleich den Dreijährigen, der es haltin Summe Rabatt gibt's, auf einen längeren gibt es Rabatt.
Tim Pritlove
Mit der Prüfung hat man kann den im Prinzip beliebig lang machen.
Jochen Schumacher
Und mit dem lösen des Jagdscheins hab ich dann auch gleichzeitigzweites Rechtsgebiet, die Berechtigung eine Waffe zu kaufen.
Tim Pritlove
Aber Umgang mit der Waffe war ja auch Teil dieser Ausbildung.Man lernt auch schießen.
Jochen Schumacher
Ist aber nur so, habe, löse ich keinen Jagdschein, habe ich keine Berechtigungmeine Waffe zu besitzen.Weil ich keinen Bedarf nachweisen kann.
Tim Pritlove
Das heißt, zu diesem Jagdschein lässt man es eigentlich erst kommen,wenn man auch wirklich vorhat, es auszuüben.
Jochen Schumacher
Ich sag mal es gibt natürlich auch Welche,die sagen, ja jetzt habe ich die Waffen, ich meinedie kosten ja auch teilweise viel Geld und um die zu behalten, löse ich mir haltregelmäßig den Jagdschein weiter.Also ist ja Leben geht ja praktisch auch immer hochund runter und wie das dann so ist.
Tim Pritlove
Wenn ich jetzt nach Ablauf der Gültigkeitszeit neu haben will,muss ich dann nochmal eine Prüfung ablegen oder reicht einmal für immer?Oder muss man dann irgendwas auffrischen oder so?
Jochen Schumacher
Nee nee, einmal reicht für immer, aber ich muss halt immer wiederpersönlich zur Behörde gehen und dahinter steckt dann im Grunde einevollständige Offenbarung und Durchleuchtung, weißt ja Terrorismus und so
Tim Pritlove
Ja.Naja gut, aber ich meine, wenn man sich jetzt, was weiß ich,wenn man in der Zwischenzeit nochmal fünf Banken überfallen hat und so,dann überlegen die sich das vielleicht noch mal den Jagdschein.
Jochen Schumacher
Ja ja, deshalb auch das persönliche Auftreten.Die holen dann auch irgendwie einFührungszeugnis und polizeilich und diese ganzen Dinge,dann käme man da nicht weiter.
Tim Pritlove
Ist jetzt durchaus eine sinnvolle Struktur.Findest du das schon übertrieben?
Jochen Schumacher
Sagen wir mal so...
Tim Pritlove
Jäger beklagen sich da ja.Habe ich gehört.
Jochen Schumacher
Ja, das gehört ja auch zum guten Ton, sonst gehört man ja nicht wirklich dazu.Also ich sage mal ja, es ist in gewisser Hinsicht gut, also ganz so liberal wie eswoanders ist, man geht einfach in den Laden und kauft sich, was man gerne hätte,halte ich für nicht richtig und ich sage mal wenigstens derpersönliche Anschein den halte ich auch für wichtig, weil wir sind nämlichdie einzige private Personengruppe, die mit scharfen Schusswaffen die auchTötungsabsicht haben, also hat noch was mit Munition zu tun, kommen wir vielleichtnoch mal drauf, die da frei draußen rumlaufen.Also rechtlich unterscheidet mandas Transportieren einer Waffe und das Führen einer Waffe.Und führen also im Sinnescharfe Schusswaffe mit inklusive Munition geladen in der Waffe,gibt's außer den Jägern und den Polizei,ich glaub Militär darf es noch ein bisschen, nur ganzwenige private Sicherheitsleute, die im Personenschutznach dreifacher chemischen Reinigung und so.Also das ist eine echte Verantwortung, die man dann natürlich auch hat.Die andere Seite der gleichen Medaille ist aber,man ist auch extrem angreifbar.
Tim Pritlove
Durch wen?
Jochen Schumacher
Durch jeden
Tim Pritlove
Inwiefern?
Jochen Schumacher
Sag halt einfach, der hat aber...
Tim Pritlove
Achso, angreifbar im Sinne von...
Jochen Schumacher
die Waffe auf mich gerichtet und dannhat man einen regen Schriftwechsel.Also das geht auch ganz schnell also man ist ja eben dadurch,dass man eigentlich diese immense Gewalt der Waffeunter seiner Verantwortung hat, ist man total verletzlich.Hätte ich jetzt vielleicht gar nicht so öffentlich sagen sollen,aber ich finde die Bevölkerung da draußen hat auch eine Verantwortung mit ihrenAnzeigen ein bisschen sorgsamer umzugehen.
Tim Pritlove
Ist das wirklich ein richtiges Problem?
Jochen Schumacher
Bisweilen.Also man hatschon mit einem SEK eine kleine Jagdgesellschaft auf Taubenjagdauf den Bauch gelegt und terroristisch verarbeitet.
Tim Pritlove
Weil irgendjemand gesagt hat: „Da laufen Leute mit Waffen durch den Wald.“
Jochen Schumacher
Ja man ist halt getarnt also vermummt im Terrorismus-Deutsch und dann wirdman gibt's halt Leute, die sind ja hinreichend sensibilisiert worden aufvermummte Gestalten und dann geht die Welt unter und...
Tim Pritlove
Verstehe, die Paranoia greift da sozusagen auch etwas um sich.
Jochen Schumacher
Na klar.Also es gibt glaube ich in Deutschland jeden Tag zwei Tote durch Gewaltverbrechenund wenn du das Fernsehen anmachst hab ich mal, hat einer gezählt 427.
Tim Pritlove
Pro Tag.
Jochen Schumacher
Im Fernsehen ja.Und entsprechend die Leute gucken halt nur Fernsehen, als sich mit derRealität zu beschäftigen und dann kommt das halt so.
Tim Pritlove
Lattenzaun Tatort.
Jochen Schumacher
Genau.Ja also da also das ist jetzt auch nicht dauernd, aberder Umgang mit Bevölkerung aus dieserPerspektive als Waffenträger erfordert auch ein gutes Fingerspitzengefühl.Und jeder Mensch ist anders.
Tim Pritlove
Ja ok, verstehe ich.Aber kommen wir nochmal so zur konkreten Jagdausübungen zurück.Also, ich muss mich mit dem Thema auseinandersetzen.Ich muss eine Prüfung machen und lerne dabei über verschiedenste Aspekte,vom Waffengebrauch, allgemeinen Regeln, aber halt auch sozusagenNaturverständnis, Pflanzenbestimmung, Hundewesenund weiß nicht, was noch alles mit reinfällt.
Jochen Schumacher
Wildbiologe, ja also so Sozialverhalten, Altersstrukturen, verträgliche Wilddichten
Tim Pritlove
Also man lernt eigentlich schon relativ viel,was man normalerweise nicht lernen würde.Man kriegt wahrscheinlich auch einen Blick für die Natur,den man so wahrscheinlich auch noch nicht gehabt hat. Oder?
Jochen Schumacher
Ich sehe auf einmal überall Rehe, überall sind sie.
Tim Pritlove
Also du denkst, dass überall welche sind? Oder, du siehst sie auf einmal?
Jochen Schumacher
Nein nein die sind wirklich da.Wenn ich denken würde, wären sie weiß ich aberAlso wenn ich jetzt mit einem Auto auf einer Landstraße, auf einer Autobahn,auf einmal sehe ich sie überall stehen, habe ich früher nie wahrgenommen.
Tim Pritlove
Wie war das so für dich, als du diese Prüfungen gemacht hast?Was ist da so mit dir passiert?
Jochen Schumacher
Ja die Prüfung war, also ich mein gut, das ist halt eine bestandene Prüfung man freutsich natürlich einfach mal so und...
Tim Pritlove
Ja, ich mein überhaupt durch diesen ganzen Lern...Durch diese Lernphase auch durchzugehen,die Erfahrungsphase damit verbunden.
Jochen Schumacher
Ja ich will jetzt nicht so total verklärt werden, aber ich sage mal es ist einealso eigentlich ist es eine Prüfung, mit der man die Qualifikation erlernt,mit dem Lernen überhaupt erst anzufangen.Also es ist eins der ganz wenigenHandwerke, wenn nicht das einzige, was man erst ausüben darf,nachdem man die Prüfung bestanden hatIch darf ja vorher nicht zur Jagd gehen ohne bestandene Jägerprüfung.
Tim Pritlove
Aber Ärzte...
Jochen Schumacher
Ja unter Aufsicht oder so schnibbeln die vielleicht,ich weiß noch nicht genau weiß ich jetzt da nicht so gut.Also ich weiß nur, ich kriege es auseinander, aber nie wiederzusammen, wenn ich so ein Tier hab.So viel zu meinen medizinischen Kenntnissen
Tim Pritlove
Ja gut, aber unabhängig davon.Was hast du da erlernt, womit du vielleicht nicht gerechnet hast,dass du damit konfrontiert werden würdest?
Jochen Schumacher
Für mich bedeutsam ist, ich bin völlig eigenständig, mit meinenMöglichkeiten in der Lage, mir aus Natur Ernährung zu bauen.Das war ich vorher nicht.
Tim Pritlove
Okay, also Tier-Ernährung.Beeren sammeln hättest du ja jetzt wahrscheinlich schon vorher können.
Jochen Schumacher
Hätte ich vorher auch können, aber auch darüber weiß ich eine Ecke mehr.Da kommen Sachen dazu, die also zum Beispiel so was wie eine Eiruhe.Also Rehwild hat seineFortpflanzungszeit Ende Juli, Anfang August die Blattzeit wie wir Jäger sagen unddas befruchtete Ei wird quasi eingelagert und zwar bis zurWintersonnenwende und erst dann beginnt der Embryo zu reifen.Das macht der Dachs und das Reh.Und das ist eine Fähigkeit, da wusste ich vorher gar nichts von.Ich meine die ganze Natur ist so Frühling es fort, es ist Setzzeit.Brut- und Setzzeit wie wir sagen.Da hat die Natur ihre Kinderstube.
Tim Pritlove
Das ist dann sozusagen so getimed,dass die Tragzeit dann quasi durch den Winter gehtund dann sozusagen im Frühling die Kinder kommen.Dass das alles so getimed ist, egal wann es jetzt zum Akt kam.
Jochen Schumacher
Ja wenn die Temperaturen wieder stimmen,wenn die Vegetation halt explodiert, dass danneinfach die optimale Zeit ist, sein Nachwuchs auch durchzubringen soorganisiert sich die Natur.
Tim Pritlove
Stell dir mal vor, dass wär beim Menschen so.Das wäre eine Kindergeburtstagsphase. Kann man sich gar nicht vorstellen.
Jochen Schumacher
Ja du, guck dir den Kölner Karneval an.Also Strukturen entdecken, die wie tickt dieser Computer, dieses System dadraußen, wie greife ich ein also was war vorhin kurz hatten so dieses wie viele Tiereauf welcher Nahrungsgrundlage.Ist, also jetzt nun mal um ein Beispiel Rotwildist zum Beispiel eine Art, die aus Sicht des Forstes sehr unerwünscht ist,also die es eigentlich ein Steppen-Bewohner also Schottland oben, weite Hügel, wo dieweit gucken können.Das sind so Lebensräume, die das Rotwild gerne hat, umsich halt einfach, um Fressfeinde relativ früh zu erkennen.
Tim Pritlove
Früh erkennen zu können, ja.
Jochen Schumacher
Gleichzeitig ist Rotwild aber auch ein Kulturflüchter.Jetzt haben wir eine sehr engbesiedelte Landschaft und das drängt das Rotwild in die Wälder zurück.Jetzt haben die halt natürlich auch nicht so wahnsinnig toll viel zufressen als Wiederkäuer mit Pansen und ihrem Verdauungssystem,dann fangen die an halt die Bäume zu schälen,die Rinde runter zu knabbern, da geht danneine Fäule rein der Baum stirbt ab.??? (Reve) fressen die Naturverjüngung auch ab.Das ist im Moment so ein Thema, das ist so ein klassischer Waldwild-Konflikt.Der tobt heftig.Eine der ganz heiß diskutierten Themen.So und jetzt kann ichaus also ich sage mal die Extremen, also der Forst will, dass sein Waldprosperiert und die Naturverjüngung heißt ja nichts anderes, als dass derSamen, den die Bäume abwerfen in ihrer Mast, so nennt man das, sie sichin Triebe hoch bringt.So Wild findet frische Pflanzen echt lecker.Und der Förster sagt:"Naja, dann ist doch auch doof, weil da muss ich erstens Setzlinge kaufenund mühsam Pflanzen und diese Setzlinge auch noch Eingattern, damit dasWild nicht reinkommt und das macht alles Kosten und die Vielfalt undNaturverjüngung und weg mit dem Wild."So extrem, ich will dem jetzt auch nichtUnrecht tun, weil da gibt es auch echt gute drunter.
Tim Pritlove
Na gut, aber ist halt auf jeden Fall ein Interessenskonflikt.
Jochen Schumacher
Ja genau.Und jetzt kann ichnatürlich hergehen und da gibt's auch ganz extreme Dinge,also im Moment tobt ein Krieg im Erzgebirge.Da ist eine Forstbewirtschaftung im Moment unterwegs, die sieht Jagdeinfach als Dienstleistung des Waldbausund da ist eine Vorgehensweise, dass die den Rotwildbestand mit zwei Drückjagden,müssen wir auch noch drauf kommen, pro Woche von Oktober bisJanuar halt soweit reduzieren,dass die Setzlinge von alleine sicher hochkommen.So und dann steht man als Jäger dernatürlich tötet.Ja stimmt.Steht man da auf der anderen Seite alsLobbyist des Wildtieres
Tim Pritlove
Aber sozusagen im Auftrag des Holz, der Holzwirtschaft.
Jochen Schumacher
Ja.Da eiert es wieder durch.Also ich sage mal grundsätzlich halte ich es schon für richtig, dass derGrundeigentümer die Interessen und die Zielsetzung vorgibt.Also ich kanneinen Wald mit wirtschaftlichen Ziel betreiben, ich kann einfach einenschönen Wald wollen, ich kann den als Lebensraum bewirtschaften, ich kannden als Freizeitpark bewirtschaften.Und all diese Nutzungsinteressenzwischen diesen Polen, zwischen Holzplantage, Freizeitpark und Lebensraum,die sind natürlich irgendwie drin und diese Gleichgewichte damit zufinden, das ist halt eine Herausforderung, vor der man da ständig steht.So und ich kann jetzt natürlichalso dem extremen Forstmann, der das Wild nach Möglichkeit weg haben will,dem kann ich dienlich sein, aber dann frage ich mich als Jägernatürlich auch irgendwie:"Ey, ich will, ich will hier auch gesunde Wildtiere haben."Also siehe Jagdgesetz, einen gesunden der Nahrungsgrundlage und denLandeskulturellen Verhältnissen angepassten Wildbestand.Also muss ich da auchKontra geben.Habe auf der anderen Seite wieder so kleine Tücken, die mirentgegenschlagen mögen aus den anderen Dingen und sagt vielleicht auch, wirkönnen doch auch anders rangehen.Also zum Beispiel weiß man beim Rotwild,dass Fütterung halt was bedeutet.Also Fütterung in Notzeiten halte ich für eineVerpflichtung, wenn ich denen die Wanderwege zu ihren Nahrungsquellenabschneide, die gehen nämlich über keine vierspurige Straße mehr drüberals Kulturflüchter.Ich weiß aber auch, wenn die schlecht ernährt werden, dannsetzen die weniger Hirsche in die Welt, dann setzen die mehr weiblichesWild in die Welt, das heißt da die vorhandenen Hirsche können mehr weiblichesWild beschlagen und dann hab ich unterm Strich halt meinen mein Schäl- undVerbissproblem potenziert.Also ist neben dem Abschuss eine gezielte und gekonnteFütterung und auch noch mit den richtigen Mitteln durchaus eine Maßnahme,die halt bei der Steuerung solcher Populationen im Einklang mit den ganzenInteressen, ein Faktor ist.
Tim Pritlove
Okay, das heißt die Jagd besteht eigentlich gar nicht mal nuraus dem Aufspüren und Töten,sondern ist sozusagen auch noch etwas vielschichtigereDialog mit der Lebewesenstruktur.
Jochen Schumacher
Ein Berufsjäger hat mir mal gesagt, wir gestalten einen Lebensraum, weil wireinfach wissen, also am besten von allen Beteiligten wissen, wie dieZusammenhänge sind.Also ganz eindringliches Beispiel an der Stelle ist,jetzt lachst du dich kaputt, ein Flughafen.
Tim Pritlove
Wieso?
Jochen Schumacher
Bei Vogelschlag ist zum Beispiel eine echte Bedrohung für den Flugverkehrund jeder Verkehrsflughafen, der etwas auf sich hält, hat mindestens einenBerufsjäger am Start
Tim Pritlove
Der dann im Wesentlichen was tut?
Jochen Schumacher
Der die Lebensraumverhältnisse für Wildarten, die dem Flugverkehrgefährlich werden können so verschlechtert, dass die da Möglichkeit keineZwischenfälle mehr passieren.Also heißt konkret Ansitzeinrichtungen fürBussarde rausnehmen zum Beispiel.Bepflanzungen, Zäune, gucken dass die nicht geeignet sind.Heißt die Mahd aufden Wiesenflächen so anzulegen, dass ungefähr kniehoch stehen bleibt, damitein Bussard von einer Ansitzeinrichtung ein Kaninchen oder eine Maus garnicht mehr sehen kann.
Tim Pritlove
Und sich damit dann die Bussarde woanders hin trollen.Sind im Wesentlichen diese Greifvögel das Problem?
Jochen Schumacher
Auch Rabenvögel sind ein Problem.Also da musst du zum Beispiel gucken, dass das Aasschnell wieder weg ist.Gleichzeitig aber übrigens auch also gerade in Köln, woich einen Freund von mir genau diese Funktion wahrnimmt, das ist eines derbedeutendsten Naturschutzgebiete der Republik die Wahner Heide, da sindselten Orchideen und Pflanzen und die kommen ja auch auf demFlughafengelände vor.Und auch das ist eine Kooperation, die zwischenJagd und Naturschutz dann an der Stelle stattfindet.
Tim Pritlove
Verstehe. Also hat sozusagen jeder Kulturraumauch seine eigenen Anforderungen,seine eigenen Ziele.Und letzten Endes, ist es dann, unter anderem,aber eben auch an Jägern,für den jeweiligen Kulturraum, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen,um die eigentlichen Ziele, sei es mehr Naturschutz,mehr Artenschutz, oder eben Lebensraumgestaltung, um die dann zu erfüllen.
Jochen Schumacher
Also ein ständiges aufmerksames Wahrnehmen, was passiert hier, ein dauernderDialog mit allen, die daran beteiligt sind, unter allen möglichen Aspekten,also von finanziellen Geschichten über Artenschutz bis wann kommt wo welcheMahd oder welcher Mähdrescher zustande, wie gehen die damit um über denDialog mit Freizeitnutzern, die überhaupt keine Idee haben.Also das kann auch ich Hundebesitzer, also ich habe mal irgendwie zwei kleine Münsterländer, die Karnickeljagten und die dazugehörige Frau: "War doch nur Spaß."Kaninchen kann haltnicht zum Tierarzt gehen.Das ist auch praktischer Tierschutz, dieWildtiere davor zu beschützen.
Tim Pritlove
Okay, wenn ich jetzt so ein bisschen drüber nachdenke,wird mir irgendwie auch so ein bisschen klar,dass vor allem so dieses Bild, was man glaube ich hat,so der Jäger, der sitzt in seiner Jagdhütteund dann ab und zu ist mal Zeit, mal wieder ein paar Tiere abzuknallen.Dann geht man halt mal raus und dann ist man wieder drin.So kann das gar nicht funktionieren.Sondern man kann eigentlich diesen Auftrag,den jeweiligen, den man dort zu verfolgen hatund den man erfüllt sehen möchte, der kann eigentlich auch nur stattfinden,wenn man eben eigentlich die ganze Zeit Teil dieses Systems ist,indem man vor allem auch viel beobachtet.Man muss ja auch quasi die Ergebnisse in irgendeiner Form bewerten.Hat meine Maßnahme jetzt auch zu dem gewünschten Ziel geführt?Oder hat sie vielleicht irgendeinen Seiteneffekt gehabt,den ich so noch gar nicht auf den Zeiger hatte.Das heißt, man ist eigentlich noch zum Großteil vor allem unterwegs.Also so ein vollberuflicher Jäger beobachtet im Wesentlichen die ganze Zeitund denkt darüber nach, was da eigentlich getan werden muss.Das ist ja eigentlich ein bisschen so eine Tätigkeit wie Programmieren.
Jochen Schumacher
Ja, ich sage ja ältester Hacker-Sport der Welt.
Tim Pritlove
Es muss ja auch erst mal so ein bisschen bewusst werden.
Jochen Schumacher
Also ich meine wie jede also Jagd ist ein Handwerkund wie jedes Handwerk kann man Jagd gutund schlecht ausüben.Was aber natürlich unfair ist, ist die schlechtenBeispiele für alle stellvertretend hinzustellen, sondern fair wäre doch malhinzugucken und erst mal zu verstehen wie Zusammenhänge sind, weil Fehlerimmer passieren also fehlerfreie Software gibt's ja auch nicht.
Tim Pritlove
Nee gibt’s nicht, leider. Nicht wirklich. Nur so im beschränktem Maße.Na dann lass vielleicht noch mal kurz bisschen was zu dieser Wahrnehmungdurch die Gesellschaft sagen.Also, ich hab da immer so ein bisschen den Eindruck,die Jagd hat so ein bisschen schlechten Stand.Es irgendwie so ein etwas missverstandener Bereich,oder vielleicht auch etwas, was einfach vielen Leuten so fern ist,dass da einfach die Grundlagen des Verständnisses fehlen.Ich merke das ja auch grade selber an mir,dass bestimmte Aspekte hier einfach aufkommen.Dass man sich so denkt: „Hm ja, so hab ich das noch gar nicht gesehen.“Wie ist denn so dieser Dialog mit der Gesellschaft?
Jochen Schumacher
Also jetzt muss ich eigentlich so in mehrere Richtungen mal gehen.Wir haben,also um vielleicht einmal den Blick nach innen in die Jägerschaft zu sehen,ich weiß ja aus meiner eigenen Geschichte,dass ich über dieses virtuelle extremarbeitsteilige Leben irgendwann mit Mitte 30/40 also so ein typisches Alter beivielen auf einmal so einen Hunger nach draußen verspürteWenn ich jetzt an irgendeiner Spielekonsole sozialisiert bin und spiel damein Ego-Shooter und werde erschossen,dann habe ich noch sieben Leben.Und ich glaube Christian Grasse hatte das inseinem Vortrag und wenn ich das Virtuelle realer machen möchteund ich fange dann an zu bluten, dann sage ich:"Boa ist das aber gut gemacht hier."Also das klingelte in meiner, weil wenn ich als Jäger etwas tue, dann hat dasunmittelbare und existenzielle Konsequenzen, die ich auch sofort verspüre.In allen möglichen Dimensionen.So und jetzt kommt jemand, der ich sage malüber diesen Weg von Wohnungen in Tiefgarage klimatisierten Auto und wiederins Büro und seinen Besprechungen irgendwie sozialisiert wird mit diesemHunger und dieser virtualisierten Prägung nach da draußen,also macht eine Prüfung, wo auch nur: "Arbeiten wir das so ab."Also das gibt's ja durchaus.Und kommt dann halt über eine Einnahmequelle vonweiß ich nicht 100 paar und Euro auf eine Drückjagd,also man muss diese Stände, die man da hat, bezahlen,also das sind so Gesellschaftsjagden auf Schalenwild.Dann jagt der, als wenn der ein Computerspiel machen würde.Und Technik auf den Waffenführt auch dazu, dass das Leben halt fünfzig/hundert Meter entferntausgehaucht wird und mich gar nicht mehr so unmittelbar erreicht.Und ich weiß noch, ich habe meine erste Sauauf 5 Meter erlegt und ich habe halt klappern hören,wie die letzten zwei Versuche die Lunge noch einmal zu füllenweggehen und förmlich spürbar, wie das Leben diesen Körper verlässt und das ist,das ist eine riesengroße Verantwortung, die einfach über dieVirtualisierung, die wir in allen Lebensbereichen verspüren, verlorengehtund über die immer besser werdende Technik, die auch im Umfeld der Jagd undder Waffen eben zur Verfügung stellt halt einfach verloren geht.Also das ist etwas,da suche ich auch, das ist mir auch immer so ein Anliegen, das so nach innen indie Herzen zu bringen.Oder der Kampf gegen die Wildschäden ist auch einwirtschaftliches Thema, weil wir sind ja nicht mehr so sehr aus unsererVerantwortung für unsere Umwelt heraus lebend, sondern für uns zählt nur nochErfolg und Sieg oder Niederlage,monetäre Dinge also Umsatzziele im Vertrieb habe ich ja auch selber langegenug erlebt und darunter gelitten.
Tim Pritlove
Sehr abstrakt.
Jochen Schumacher
Und jetzt habe ich das Schlimmste anWildschaden, was ich mal gehört habe, war pro Jahr 75 000 Euro, nur weilWildschweine durch einen Acker pflügen und nach Eiweiß suchen.So und jetzt hast du System-Dinge.Also du hast zum Beispiel einen Rübenacker und jetzt kommt der Bauer hat vorne dran ein Grubber,also wo die Oberfläche umgedreht wirdund die Restfrüchte der Rüben liegen da noch rum,weil sie nicht vollständig abgeerntet wurden und hintendran einen dickenPflug und pflügt die einen halben Meter oder ein Meter unter die Erde.Dann hast du halt perfekte Bedingungen für allerlei Engerlinge und Getier, Eiweiß,wo die Sauen wieder ins Feld wechseln und im nächsten Jahr hüfttiefe Löcher buddeln,wo dir der Bauer hinterher wieder gegenüber steht und sagt:"Hand auf, Wildschäden, jetzt."Und das sind Zusammenhänge, die muss ich begreifen.Und ich muss im richtigen Moment das Feld unter meiner Beobachtung habenund auch die Gespräche suchen.
Tim Pritlove
Also der Bauer fordert vom Jäger Wildschaden ein.
Jochen Schumacher
Wildschaden, ja.Das steht in aller Regel in den Pachtverträgen,dass der Jagdpächter wildschadenersatzpflichtig.Das können die Karnickel sein, die in die frische Saat vom Weizen gehen,das sind eben meistenteils Wildschweine, das ist aber auch Rehwild oder Rotwild,was halt im Walddie Naturverjüngung oder die frisch gepflanzte Sturmfläche halt gerade begeistert.
Tim Pritlove
Das ist so eine Konstellation,wo der Bauer vielleicht der Eigentümer ist,dieser gesamten Ländlichkeiten.Ein großer Teil davon wird als landwirtschaftliche Nutzflächezum Einsatz gebracht.Und was darüber hinaus noch an Fläche ist,wird mit Pachtvertrag an Jäger abgegebenund in dem Vertrag steht drin:Ziel dieses Lebensraums, ist die Koexistenz mit der Landwirtschaft.Kriegt das mal hin!Und wenn du jetzt die Sauen nicht unter Kontrolle kriegst,dann hast du mir einen Verdienstausfall zu kompensieren.Weil sonst hast du deinen Vertrag nicht erfüllt.
Jochen Schumacher
So und jetzt ist, also ich sage mal man trennt jetzt die landwirtschaftliche Fläche istbejagdbare Fläche, Waldfläche ist bejagtbare Fläche.Also das ist zeitgleich.Man muss im Grunde auf dieser bewirtschafteten Fläche eine Koexistenz mitden Tieren managen.Und aus Sicht des Land- oder Forstwirts, der brauch halt die Tiere nicht die Wildtiere.Erstmal.Die sind im Herzen oft auch anders.Aber jetzt hat man auch wieder wirtschaftliche Konzentration also wo man früherhalt dem Landwirt in einer Latzhose gegenüberstand,"Komm da drüben ey. Hier 50.Alles ist das gut. Handschlag, gehen wir ein Bier trinken."Da ist heute halt eine landwirtschaftliche Kapitalgesellschaft.Da kommen Lohnunternehmer, die machen nichts anderes als einenMaschinenpark in der Erntezeit quasi rund um die Uhr in Betrieb halten.Hab schon Anrufe gekriegt, also da hatte ich eine halbe Stunde Fahrzeit ins Revier."In 20 Minuten kommen die mähen, hast du Zeit?"Ey, geht's noch?
Tim Pritlove
Um dann was zu tun?
Jochen Schumacher
Ja die Äcker abzustellen, wenn die Wildschweine drauf springen, dass man siehalt eben vielleicht noch kriegen kann.Wild- also Elektrozäune, Verteidigungsmaßnahmen, Elektrozäune, um ein paarQuadratkilometer Feld ziehen,zwei-, dreireihig.Also sie haben es meistens zweireihig gemacht.Jeden Tag abfahren, ob nichtirgendwo ein Ast drauf gefallen ist, der den Stromkreis unterbricht oderein freundlicher Mitbewohner oder Mitbürger halt gesagt hat:"Das will ich aber nicht in meiner Umwelt", und reißt das Ding kaputt.Hat man ja auchMit dem Bauern diskutieren, Bejagungsschneisen einzuführen.Ich meine, wenn ich einen Maisacker direkt an den Wald ran baue, dann seheich überhaupt nicht mehr, wenn die Schweine vom Wald ins Feld wechseln.Habe gar keine Chance sie zu kriegen.
Tim Pritlove
Dann sind die schwuppdiwupp da.
Jochen Schumacher
Überhaupt Bioenergie Thema,ich meine das ist eine Katastrophe für die Datenschutz.Das ist eine Katastrophe.
Tim Pritlove
Das Bioenergie-Thema ist?
Jochen Schumacher
Wir haben da Maiswüsten da draußen.Das ist doch nichts anderes, als Rohstoff fürBioenergieanlagen und ich sag mal so, Gegenden wie der Niederrhein, was soklassische Wunderländer für Bodenbrüter,ob jetzt Bergbau oder nicht waren, die sind halt mittlerweile komplettvermaist und damit wird Lebensraum verschlechtert und für andere wieder verbessert.Also ich meine ist ja auch immer so,wir verschieben ja immer die Regler und das sind alles Dinge, die hat manhalt auf dem Radar und versucht irgendwie damit umzugehen.
Tim Pritlove
Okay, das sind jetzt so Konfliktstellen,die teilweise aus dem Vertraglichen sich heraus erwachsen,beziehungsweise aus diesen Meta-Entscheidungen der Politik,der Gesellschaft als solchen.Wenn man jetzt mal nur so diesen eigentlichen Diskurs mit der Gesellschaftüber das Jagen an sich betrachtet:Welche Konfliktstellen machen sich da auf?Wie, denkst du, ist die Wahrnehmung sozusagen der Jagdwelt?
Jochen Schumacher
Also größtenteils unwissend.Also es ist einfach ausgeblendet.Also Ich jage ja relativ stadtnah, also am südlichen Ende von Köln habe ich viel vielKontakt als Jagdausübender mit der städtischen Bevölkerung gehabtund es ist halt sehr oft so,die gucken mich an, als hätte ich einen Bastrock an und einen Speer in der Hand.Also eine Anekdote, die ich da immer gerne raushole,wir liefen da also mit einem Freund, ich eine Flinte über der Schulter, er zwei Hundedabei augenscheinlich Jäger.Ich hatte eine Ente dabei und ich nehme die jetzt schon einfach nicht mehr so am Halsund lass die baumeln, waseigentlich das Bequemste wäre, sondern ich neben den Kopf und pack denunter eine Schwinge und trug die auf dem Unterarm wie ein Baby.Dann sprang halt eine ältere Dame aus dem Gartentor wirklichpanisch auf mich zu und sprach:"Um Himmels Willen! Die Ente, ist die verletzt?"
Tim Pritlove
Die arme Ente.
Jochen Schumacher
Ja also ich meine total Parallelweltenmit reichlich Abstand dazwischen.Und ich schnappte auch nach Luft und: "Die ist tot."Um Himmels willen was ist denn passiert?
Tim Pritlove
Was tun wir jetzt jetzt?
Jochen Schumacher
Ja, ich habe drauf geschossen.Aber warum tun Sie das?Ja, weil ich dann esse, ich essen die dann undich töte die immer, bevor ich die esse immer.
Tim Pritlove
Macht sich gut.
Jochen Schumacher
Ja und das ist so also diese Wertschöpfungsstufen.Also irgendwer hat mal gesagt, bevor ich eine Wildsau erlege, habe ich 48 Stunden aufeinem Hochsitz verbracht.Ich kenne auch Leute, die pennen da ein und wundern sich morgens über eine abgeräumteBühne da unten und umgedrehte Wiesen, die sie schlichtweg verschlafen haben.Also wer will schon in der Holzkiste schlafen da draußen.Was ist passiert, wenn man jetzt dran vorbei guckt, könnte einer drin sitzenund gerade da machen.Und ich meine das ist doch ein Erleben, das habe ich doch nicht mehr vor dem Kühlregal.Hab doch keine Bindung mehr zu dem Tier,was das Schnitzel geliefert hat.Ich weißdoch gar nicht mehr, welchen Weg es gegangen ist.Und diesen also auf einmal diese Pole ein des gleichen Fadens wieder so nahezusammenzukriegen, erzeugt bei vielen Menschen halt erstmal so ein befremden.Auf der anderen Seite, wenn man damit ein bisschen sensibel umgeht, dannaber auch so ein: "Achso. Ja, klar."Also ich meine, wie will, ich meine man verstoffwechselt ja.Wir hatten es ja vorhin.
Tim Pritlove
Irgendwo muss es ja herkommen.
Jochen Schumacher
Also deshalb man kann sich dem ja nicht entziehen.Man kann nicht nicht auf seine Umwelt einwirken.Man kann nicht ohnedie Existenz anderer Lebewesen zu nehmen, seine eigene bestreiten.Es geht eben nicht.Und wenn der Gedanke wieder transportiert ist, dann ist alles gut.
Tim Pritlove
Da gibt's ja natürlich auch so Bewegung, wie bei den Veganern.Dass die so ein bisschen die These in den Raum stellen:Man könnte das jetzt auch komplett tierfrei gestalten.Also weiß jetzt nicht, ob das jetzt so die Kernthese ist.So sehr verinnerlicht habe ich jetzt die Botschaften da auch nicht,aber da gibt es ja eine gewisse Ablehnungshaltung.Weiß nicht.Ist das so eine Bevölkerungsgruppe,oder so ein Trend in der Gesellschaft,mit dem ihr häufiger in Konflikt geratet?Oder rede ich mir das jetzt nur so herbei?
Jochen Schumacher
In der medialen Darstellung taucht es natürlich zunehmend auf.Es ist halt gerade die Sau, die durchs Dorf getrieben wird.
Tim Pritlove
Also, ich meine, die Kritik der Veganerbewegung orientiert sich,wenn ich es richtig wahrnehme,auch sehr viel mehr an diesem industriellen Prozess der Tierverarbeitung.
Jochen Schumacher
Ja, also es gibt solche und solche.Landwirtschaft ist jetzt ein eigenes Thema, aber ich meine man kann dreiSchweine ganz schlimm halten und 1000 ganz liebevoll.Also ich ist wieder so ein manalso der Begriff Massentierhaltung ist ja auch keiner,der irgendwie definiert wäre.So aber es gibt eben eine Fraktion der sogenannten Tierrechtler, die...also ich vereinfache das jetzt ein bisschen und der Shitstorm mag über dieKommentarspalte hereinbrechen.Die fordern im Prinzip ein Lebensrecht für Tiere und man darf diegar nicht mehr töten und auch gar nicht mehr nutzen.Also es gibt da auch Vereine, die fordern ein Verbot der NutztierhaltungVollständig also worunter dann auch ein Blindenhund fällt und auch eine Kuh,die Milch gibt und alles Andere.Und wie alles kann man es übertreiben.Also es war ja ich glaube in Berlin war es sogar, haben Mütter ihre Kinder nicht mehrgegen Masern impfen lassen mit dem Hinweis Impfstoffe werden ja inHühnereiern gezogen, die sind ja nicht vegan und dann gab es halt eben toteKinder und ob tote Kinder vegan sind, kann man jetzt auch wieder trefflich diskutieren.Also will nur sagen, man kann ja ein Schieber drehen.Anderes Ding ist, wenn ichaufhöre tierische Produkte zu ernähren jetzt mal ganz egal,ob Fleisch oder Milch und Eier.Dann gehe ich aber auf eine Landwirtschaft, die wie auch mehrfach erwähnt,ein Ziel einer Monokultur hat, ich gestalte also Lebensraum um.Mir ist mal eineStudie über den Weg gestolpert, dass der bei der Bewirtschaftung vonAckerland 25 Mal mehr Tiere sterben, als auf einem Grünland, weil ichnatürlich Kleinnager, Insekten, keine Ahnung irgendwie was, wenn ich damit schwerem Gerät durchgehe, ist sowieso blöd und der Lebensraum istnatürlich auch wieder an meine Zwecke als Mensch angepasst.Andersherum brauche ich aber auch, um Ackerbau nach vorne zu treibenschlichtweg die Düngung aus der Tierhaltung.Also mache ich mehr pflanzliche Ernährung, brauche ich auch mehr Tiere,Also irgendwo, wenn man mal anfängt es rund zu denken, dann ist eigentlichimmer irgendwo in der Mitte die Wahrheit.Also ich bin jetzt auch keiner, der sich nur vom Steak ernährt und ich mussauch nicht jeden Tag Fleisch haben, aber irgendwo in die Mitte.Also was ich im Moment ganz gut finde, ist haltso was wie Kuh-Leasing oder Tier-Leasing.Also Bauern, die verkaufen, bevor die ein Schwein anschaffen oder eine Kuh, verkaufendie im Grunde die Kuh an eine Familie.Züchten die also päppeln die halt hochalso durch die Mastphase durchund dann kann diese Familie oder kriegt halt ein Viertel oder das ganzeTier geht zum Schlachter als Wurst, Schinken, Schnitzel, keine Ahnung was fürden eigenen Verzehr und zwischendurch mit Bild und Webcam und keine Ahnungwas man da alles treiben kann.
Tim Pritlove
Wie bei „Per Anhalter durch die Galaxis“,wo dann die Kuh an den Restauranttisch kommtund sich feilbietet.
Jochen Schumacher
Ja gut, aber wo weil einfach nur mal wieder den direkten Kontakt natürlichherstellen und ich finde das eine ganz gute Idee.Kann man auch mit Bäumen machen.Kaufe das Brennholz für deine Enkel, wächst hier.Oder kaufe den 10 Prozent der Strecke aus diesem Jagdrevier.
Tim Pritlove
Um da vielleicht nochmal abzuschließen so mit diesem:Die Jagd und die Gesellschaft.Ich weiß da jetzt nicht so viel drüber.Ich hab nur so –Man hört halt immer mal wieder die eine oder andere Klage,dass sozusagen jetzt auf rechtlicher Basisauch Änderungen angestrebt werden,die bei den Jägern nicht so populär sind.
Jochen Schumacher
Wie schön er sich ausdrücken kann.
Tim Pritlove
Naja, deswegen mache ich das hier.Was sind das sozusagen für Trends, die dort beklagt werden?
Jochen Schumacher
Betrieben wird es aus der einen Seite aus dem Naturschutzverbänden raus undzum anderen eben aus diesen Tierschutz, aber eigentlich im WesentlichenTierrechtsorganisation.Und die grobe Idee dahinter ist, Natur Natur sein lassen,was aber eigentlich nur bedeutet, dass man dem Elend letztlichfreien Lauf lässt.Also ich sag mal so, ich hab so, was mich in der Seele treibt, ist aus derNutzung der Natur entsteht auch die moralische Verpflichtung zur Fürsorgeund wenn ich mir ein Reh oder einen Hirsch nehme,ganz egal ob weiblich oder männlich,und ich lass die natürlich altern, dann bedeutet das praktisch, dass dieihre Zähne irgendwann so weit runter geschliffen haben, dass die dieNahrung nicht mehr verwerten können.Das heißt, die verhungern.Und nach Rücksprache mit einem Tierarzt und einemProfessor für Nutztierethnologie in einer Person ist halt verhungern dasSchlimmste, was einem passieren kann.Also das ist wirklich ein qualvoller, langsamer, langer Tod.So man praktiziertdas bereits in manchem Nationalpark und es gibt halt Fälle, da hat man 30Stück verhungerndes Wild halt irgendwie dabei beobachtet, wie sie das Efeuvon den Häusern im nächsten Dorf fressen oder auch später wirklich nebenden Wanderwegen verenden.Und ich finde das wird unserer Zivilisation nicht gerecht.Das hat nichts mehr mit dem Menschenbild zu tun, was wir glaube ich die meistenvon uns wenigstens mit sich herumschleppen.Also ich habe da,mich bewegt das und da bin ich wirklich froh, dieses Handwerk mit meineneigenen Händen ausüben zu können und so ein Tier zu erlösen.Dass es überhaupt so weit kommen muss, ist übrigens ein Drama.Also ich kann einer großen, also Rotwild existiert in diesem Land ausschließlichin Bewirtschaftungsbezirken und es muss erlegt werden, wenn es nur ein Hufda raus setzt.Das darf nicht frei ziehen.Das ist ein Mythos.
Tim Pritlove
Weil das rechtlich so ist? Oder weil?
Jochen Schumacher
Weil es rechtlich so ist.So und wenn wir in Form von Grundrechten denken, da halte ich es auch mitKai Uwe Denker, dass ein Berufsjäger aus Namibia, der hat gesagt:"Klar haben Tiere Rechte, die haben das Recht frei ihre Fährte zu ziehen."Und Rotwild ist eine weit ziehende Wildart,die über viele hunderte Kilometer manchmal ziehen.
Tim Pritlove
Aber das Recht haben sie eigentlich nicht.
Jochen Schumacher
Das haben wir eben genommen durch die Inbesitznahme dieser Welt.Wir Menschen haben die Verantwortung dafür.Und ich finde, dann müssen wir auch dafür sorgen, dass die wenigstens ineiner stabilen Restpopulation erhalten bleiben und ihren Lebensraum haben.
Tim Pritlove
Was mich jetzt noch mal interessieren würde:Wie läuft denn eigentlich so eine Jagd ab?
Jochen Schumacher
Da gibt es ganz viele unterschiedliche Formen der Jagd.
Tim Pritlove
Ja, das hätte ich jetzt sozusagen auch noch einschränkend hinzugefügt.Von daher weiß ich jetzt auch gerade gar nicht,welche Form der Jagd jetzt vielleicht an dieser Stelleauch am interessantesten ist, zu beleuchten.Auf der einen Seite hatten wir –Ich mein, du bist ja im Prinzip als Einzeljäger unterwegs,oder wie nennt man das dann?
Jochen Schumacher
Vielleichtlass uns mal kurz die Technologie des Tötens noch einmal vorziehen.
Tim Pritlove
Das gehört ja sozusagen dazu.
Jochen Schumacher
Ja weil das ist jetzt ein integraler Bestandteil der Jagd und sollte manvielleicht auch nochmal handwerklich, so perfide das klingen mag,einfach mal drüber reden.Wir haben im Grunde drei Varianten, das istder Büchsenschuss, der Schrotschuss aus der Flinte oder die kalte Waffe,also alles was Messer ist.Also erschlagen tun wir...doch bei Kaninchen kommt es auch manchmal vor.Also Karnickelfangschlachten.So und was ich also erstmal mit einem Büchsenschuss tue,ist halt ein Projektil beschleunigen und ich möchte eine maximaleEnergieübertragung auf den Wildkörper haben, weil ich da eine Zerstörungherbeiführen möchte, die dafür sorgt, dass das Herz-Kreislauf-System zusammenbricht.Zielpunkt ist also oberhalb des Zwerchfells wo Herz und Luge sitzen.
Tim Pritlove
Weil das da die effektivsten Schäden erzeugt. Die Effizientesten.
Jochen Schumacher
Ein perfekter Treffer ist die Lunge zu treffen und das Herz intakt zu lassen.
Tim Pritlove
Weil?
Jochen Schumacher
Weil das Herz nun dafür sorgt, dass das Blut in maximaler Geschwindigkeit ausdem Körper raus gepumpt wird und damit der Tod eintrittHerz treffen ist auch okay.Beim Auftreffen selber hab ich schon eine Schockwirkung, also eineÜberreizung des Nervensystems, der Schock-Tod, ist ja eigentlich nichtsanderes als eine Überreizung des Nervensystems.Das ist das, was beim Schrotschuss noch eintritt, aber dazu später.Also vielleicht einfach noch mal in die Waffentechnik kurz rein.Also so ein typisches Jagdkaliber meist geführt in Deutschland ist.30 06 Springfield oder ich schieße eine 07 x 64, wenn auch sehr selten,weil ich meistens wenn ich losgehe mit der Flinte jage.Wenn ich eine Schussabgabe mache, hab ich halt ein Abbrand des Zündpulvers,was für einen Druck vor meiner Nase von um die 4000 bar sorgt.Also wenn man sich mal klarmacht, was ein Autoreifen so bei zwei bis drei Bar vielleichtausmacht, sind 4000 bar direkt vor der Nase...denkt man nicht so gerne.Ist eine Menge.So dann ist da ein Projektil, das hatbei diesem Kaliber ich sag mal so elf-zwölf Gramm,das wird auf einer Entfernung von ungefähr 50 Zentimeter von Tempo nullauf über dreifacher Schallgeschwindigkeit beschleunigt.Dann geht das da raus, parabelförmiger Flug.Parabel kennst du dich ja aus.Also verliert natürlich an Geschwindigkeit und sackt dann immer schneller runter.Und jetzt hab ich erst mal von der Zieloptikeinen anderen Verlauf, nämlich eine Gerade wenn ichdurchs Zielfernrohr oder über Kimme und Korn gucke und mein Geschoss gehterst einmal nach oben, kreuzt diese Visierlinie wie man es nennt undfällt irgendwann wieder runter und kreuzt sie zum zweiten Mal,um dann weiter abzusenken.Und jetzt ist dieser zweite Punkt der Kreuzung, dennennt man günstigste Einschussentfernung, was bedeutet das kann ich aufden Packungen der Munition ablesen, dass ich auf definierten Entfernungen,eine Schießstandentfernung ist typischerweise 100 Meter, zum Beispiel drei odervier Zentimeter hoch Schuss habe, um dann in der GEE also günstigsteEinschussentfernungen von zum Beispiel 180 Meter zu haben.Das hat den Vorteil, dass ich halt wenn ich jetzt auf so eine Kammer nennendie das oder ich sage immer ein bisschen schlapp auf den Maschinenraumschießen Herz-Lungensysteme eben.Meine Treffgenauigkeit, ich muss im Moment der Schussabgabe nicht ganz sogenau berechnen, wo ich hinkomme,weil ist es kürzer, bin ich maximal diese vier Zentimeter zu hoch, bin ich haltüber meine GEE hinaus, bin ich halt zum Beispiel bis 200, 230 Meter oder wasimmer noch maximal vier Zentimeter drunter.Also deshalb diese Einschuss-Dinger.Das Ganze verändert sich aber noch mit Höhe, also Hochgebirge ist anders.
Tim Pritlove
Luftdruck ist anders.
Jochen Schumacher
Luftdruck ist anders.Schieße ich hoch, schieße ich runter ist anders.Diese ballistischen Teile mit Außenballistik ist das andere.Was bei der Jagd jetzt wirklich komplett anders läuft, ist die sogenannte Zielballistik.Also mein Geschoss trifft auf den Körper aufund jetzt habe ich einen Einschuss.Und was ich unbedingt haben will ist ein Ausschuss.Weil ich dann Pirschzeichen habe am Anschuss.Also läuft das Tier noch ein paar Meter,kann ich anhand dieserPirschzeichen also dieser Gewebereste und auch desSchweißes also der Blutkonsistenzziemlich genau sagen, wo habe ich es denn wirklich getroffen.
Tim Pritlove
Also wo am Körper.
Jochen Schumacher
Wo am Körper.Es gibt Leute, die haben Schnitthaarbücher also die können anhand derHaarfarbe bestimmen,in welcher Höhe, an welcher Stelle ungefähr das so gelaufen ist.Du findest Knochensplitter.
Tim Pritlove
Warum ist das überhaupt wichtig?Ich meine, weil es dann unter Umständen weg ist und nicht komplett totund flüchtet noch eine Weile.
Jochen Schumacher
Ich habe schon von einem Rehbock gehört, da lag das Herz am Anschuss undder ist noch über 200 Meter gelaufen.Und ich habe...Ich kann halt einfach daran entscheiden,ist das eine einfache Todsuche,sehe ich zum Beispiel an einem hellen blasigen Schweiß.Das ist Lungenschweiß.Kann ich sicher sein, das Ding ist tot oder ich habe zum Beispiel sehrdunklen, körnigen Schweiß.Der riecht nach Leber, das sind Leberschüsse oder darunter oder ich finde Panseninhalt.Dann weiß, ich war ins Weiche unterhalb des Zwerchfells irgendwo.
Tim Pritlove
Führt nicht unmittelbar zum Tod und tut vielleicht weh,aber rennt in Panik davon.Und das, unter Umständen, auch ziemlich lange.
Jochen Schumacher
Also sind jetzt alle Vorfälle, die will man nicht...
Tim Pritlove
Ja, aber passiert.
Jochen Schumacher
Passiert und ich sage mal eine einfache Todsuche, die mach ichvielleicht mit meinem eigenen Hund.Wenn ich halt schon sehe, hmmdas aber jetzt doof, dann hole einen Schweißhundeführer.
Tim Pritlove
Das heißt, man holt sich dann sozusagen nochmal extra einen anderen Hundund einen anderen Hundeführer.Warum? Weil das dann schwierig zu finden ist? Oder?
Jochen Schumacher
Weil ich zum Beispiel eine Verletzung habe, wo ich schon sehen kann, das Tier läuftweit und es dauert lange und die Fährte hat einen Anspruch, die ichmit meinen Mitteln überhaupt nicht hinkriege
Tim Pritlove
Aber in dem Moment ist es natürlich das Ziel.Also, man muss dieses Tier finden. Man lässt das jetzt nicht davonziehen.
Jochen Schumacher
Ja natürlich also das ist sowieso.Wenn ich den Finger krumm mach, hab ich die volle Verantwortung.Also das ist übrigens auch was ich jetzt so aus meinem Erleben.Wenn ich in dem Moment, wo ich den Finger krumm mache, dann lastet ein Druckauf meinen Schultern, der ist nicht zu ertragen.Und wenn ich seh, das liegt und alles ist gut, dann macht das huuuu undund das fällt abund alles ist gut.
Tim Pritlove
Und wenn das nicht ist, dann ist zittern.
Jochen Schumacher
Dann ist natürlich zittern.Also ich hatte auch mal so einen Fall, auf einen Rehbock geschossen,der kurz über so eine kleine Anhöhe ist und man geht nicht sofort hinterher.Also Jägersprache: "Der geht ins Wundbett" und dannstirbt er und deshalb lässt man ihn in Ruhe.Wenn man die nochmal aufmüdet zu früh, dann schießt wieder das Adrenalin rein undman verlängert die Fluchten.
Tim Pritlove
Was heißt aufmüdet?
Jochen Schumacher
Also wieder auf die Läufe.Also die flüchten wieder, die die kämpfen ja um ihr Leben und übrigens manchmalauch sehr wehrhaft also gerade was Schwarzwild also Wildschweine angeht undman will die in Ruhe verenden lassen, das ist so die typische Zigarettenlängesagt man dann, bevor man dann wirklich gucken geht, ist alles ok.Und man hat in den meisten Fällen ist alles okay.Und manchmal ist halt doof.Und dann ist der Schweißhundeführer also es gibt ein Netz.Also ich weiß jetzt nicht genau, aber ich glaube so um die 1000 Schweißhundestationenbundesweit von ehrenamtlichen Leuten, die sich im Grunde zujeder Tages- und Nachtzeit aus dem Bett klingeln lassenund dann solche Nachsuchen machen.Also einerseits durch solche Fehlschusse verursacht, aber auch zu einem sehrgroßen Teil durch Verkehrsunfälle verursacht.Also ist wieder so ein "hinterherräumen" hinter der Zivilisation.Ich habe neulich ein Bericht inBern, im Kanton Bern, ist die Anzahl der verursachten Nachsuchen durchVerkehr siebenmal so hoch wie die durch Jagd.
Tim Pritlove
Stimmt. Was für ein Aspekt. Den habe ich noch gar nicht bedacht.Das heißt auch an der Stelle kommen dann diese Leute zum Einsatz.
Jochen Schumacher
Also eine krasse Geschichte war ein Verkehrsunfall, da wird ein Schweißhundeführer,also hannoverscher Schweißhund oder bayerischer Gebirgsschweißhundoder die dritte Rasse sind die erzgebirgischen Dachsbracken, die alsSchweißhunde-Spezialisten eben geführt werden.Eben Experten auf der Fährte.Die gehen hinterher auf so seiner Fährte, die mitkleinsten Spuren,also stell dir vor, ein verwelktes Herbstlaubund da kommt jetzt ein Tropfen Blut drauf und geronnenes Blut wird ja eherbräunlich also das verliert ja das leuchtende Rot sehr schnell beim Gerinnen und daüberhaupt ein Auge für zu haben, so was zu sehen.Oder da hängt mal ein StückFell und drei Haare irgendwo also da ist wieder so eine ganz andere Schärfung,der Sinne mit verbunden.Und dann geht man diesem Hund hinterher und ja ich meine so einWildschwein geht ja auch nicht um dieBrombeerdickungen drum herum, sondern mittendurch.Der Hund geht dann auch mittendurch und ich auch.
Tim Pritlove
Weil, man darf auch den Hund nicht verlieren.
Jochen Schumacher
So und jetzt hast du wieder erstmal der Schweißhundeführer kommt vor Ort.Und was ist denn überhaupt passiert?Der ist erstmal angewiesen auf dieInformationen, die ihm der Jäger oder der Autofahrer in dem Fall halt liefert.Und geht halt hinterher und denkt: "Naja wohl aufgrund der Angaben müsste eigentlich finden."Und dann war das aber gar nicht so, weil man irrt sich, gerade so in derDämmerung oder wenn es dunkel wird.Da ist ein Erdhaufen, der fängt auf einmal an sich zu bewegen.Also in der Dunkelheit auf dem Hochsitz sitzen und einfach nur malaufs Smartphone gucken.Danach braucht das Auge wieder drei Minuten, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen.Also auch Technik-Foo.Ganz vorsichtig damit.Podcast hören auf dem Hochsitz, ja ist unterhaltsam,ich kriege aber nichts mehr mit.
Tim Pritlove
Weil, man muss eigentlich komplett eintauchen in diese Umgebung.Optisch, akustisch. Was noch?
Jochen Schumacher
Ja in die Psyche in die Gewohnheiten der Tiere.Also in all diese Dinge.In den Hormonhaushalte also wenn Fortpflanzungszeiten sind.Wie verhalten die sich?Ist auch ein Fiebern.Kommt das Tier nochmal über den Winter, sehe ich ihn wieder?Also ein Hirsch reifwerden zu lassen, heißt den 12, 13, 14 Jahre zu begleiten auf seinem Lebensweg.Ist eine Verbindung,wo ich schon manchen gehört habe, der hat gesagt:"Ich kann den nicht erlegen."Fragen ihren besten Freund.
Tim Pritlove
Verständlich.
Jochen Schumacher
Das sind also das ist ja auch etwas mütterliches zu gucken, dassdenen das Bettchen immer schön gemachtist also Lebensraum intakt und so.Gut aber zurück zur Nachsuche.Also man geht da hinterher und weißnicht, was einen erwartet.Das hab ich irgendwann komme ich,ich sehe unterwegs auch immer Wundbetten wo die sich nieder getan haben.Da ist dann halt zerdrückt.Da ist dann halt wieder Schweißoder irgendwas zu finden.Der Hund verweist die auch, zeigt die an.Und irgendwann höre ich esvorne halt rascheln und dann schnalle ich den Hundalso lasse ihn von der Leine.Und der Hund hat den Job dann hinterher zugehen und das Tier zu stellen also am Ort zu binden,dass ich als Jäger halt hinterherkomme mit meinen vergleichsweisebeschränkten Möglichkeiten und daran komme.So wenn der Hund aber drum herumspringt, in dem Tempo wie Hunde das können, kann ich nicht schießen ohnemeinen eigenen Hund zu gefährden.
Tim Pritlove
Kriegt man den Hund dann abgezogen?
Jochen Schumacher
Seltener, weil wenn ich den abziehe, haut das Schwein wieder aboder welches Tier auch immer es ist.Heißt dann halt nicht selten, ich muss da von Hand dran.Also ich eineWildsau, gerade die Keiler also die Keiler haben vorne diese Waffenalso die man so als lange Hauer kennt und es gibt Geschichten vonÄrzten, die im Wald verblutet sind.Die gehen zwischen die Beine, hauen einmal links und rechts,sind die Schlagadern durch, dann bist du so schnell blutleer, da kannste gar nicht gucken.Da gibt's wieder Sauenschutzhosen, die das weitgehend...Kostet 250-300 Euro so eine Hose.
Tim Pritlove
Aber eine lohnende Investition.
Jochen Schumacher
Und die Bachen, die weiblichen, die kauen halt gerne also diebeißen und die kauen dir dieMuskeln und Sehnen durch.Hatten wir mal so ein Fall im Revier, das war auch großes Hurra.So und jetzt musst da von Hand ranalso du guckst halt irgendwie, der Hund beschäftigt das,dass die Wildsau halt mit dem Hund beschäftigt ist und im richtigen Momenthintendran mit der einen Hand halt den Hinterlauf genommen, hochgezogen und mit demanderen muss ich mit dem Messer halt vorne tödlich in die Kammer rein.Wenn ich aber einfach rein hacke, treffe ich eine Rippe.Wenn ich die Rippe treffe,komme ich nicht in den Maschinenraum.Also muss ich irgendwie drauf, zurückführen eine Lücke zu finden,rein stoßen und aufdrehen, weil die Lunge ein Unterdruck System ist, dass dieLunge kollabiert und in sich zusammenfällt.Also diese eine Geschichte, die ich gerade absprach.Das Schwein hat man hinterher gewogen das waren 163 Kilo.163 Kilo die um ihr Leben kämpfenund wir haben jemanden, der ehrenamtlich also mit kleinen Unterstützung, diekriegen tausend Euro im Jahr, 1000 Euro im Jahr so lächerlich, die danndiesen Tieren hinterher gehen, um die dann zu erlösen, weil sonst dieverrecken qualvoll.
Tim Pritlove
Diese Schweißhundeführer sind dann auch diejenigen,die diesen Todesstoß setzen?Also die übernehmen sozusagen diese komplette Entsorgung.Oder „Entsorgung“ ist das falsche Wort. Endbegleitung.
Jochen Schumacher
Die Verwertung ist dann noch mal wieder eine andere Nummer, können wir auch noch einsteigen.
Tim Pritlove
Ja, auf jeden Fall.
Jochen Schumacher
Will nur mal...Also ich weißdas ist dramatisch und musst du wahrscheinlich explizit an die Sendunghängen und mal den Schalter an machen.
Tim Pritlove
Ich meine, so ist das Leben einfach.Nur man kriegts halt normalerweise nicht mit.Deswegen wollte ich ja auch da drüber sprechen.
Jochen Schumacher
Ja, ich wollte auch mal offen drüber reden.Das sind da eben auch Risiken, die man der Tierwelt zumutet wenn man mit demAuto oder mit dem Zug fährt.Das passiert und das ist eben immer diese Grenze zwischen Zivilisation und derverbliebenen Wildnis, die da draußen noch auf diesem Niveau tobt.Also ist auf jeden Fall...Ich kann mir eigentlich kaum etwas vorstellen, wofür man mehr Hintern inder Hose haben muss.Man muss da wirklich einen kühlen Kopf behalten.Also wenn ich da nicht die Kontrolle über mich selbst und dasZusammenspiel mit dem Hund und wann tue ich wann was und wann greife ichhalt wirklich zuund wie setze ich meinen Stoß.Wenn da etwas schief geht, dann bin ich selber ernsthaft in Gefahr.Oder mein Hund auch.Es gibt Fälle da wurden Hunde erschossen weil die hinter der Sau einfachnicht sichtbar waren.
Tim Pritlove
Oder vielleicht auch im Kampf mit dem Tier.Weiß nicht wie. Ich mein, der Hund wiegt ja nicht 160 Kilo.
Jochen Schumacher
Nee nee, klar.Also die müssen ja auch sehr flink auf den Läufen sein.Also ich will auch gar nicht, dass mein Hund in den Nahkampf geht.Der soll halt drum rumtanzen und kläffen und verbellenAlso blinken.
Tim Pritlove
Eindruck schaffen, sozusagen.
Jochen Schumacher
Ja und da ist wieder so ein also Hund und Mensch auf der Jagd ist was Einzigartiges.
Tim Pritlove
Mit was für Tieren hast du so gemeinhin zu tun?Also wenn es wirklich zum Abschuss kommt, was ist das dann meistens?
Jochen Schumacher
Also ich habe bis jetzt Wildschwein, Reh, unzählige Enten, ein paar Fasane,ein paar Hasen, viele Kaninchen.
Tim Pritlove
Und so die primären Gründe für die Abschüsse waren,dass man festgestellt hat, dass diese Tiere,also entweder die spezifischen Tiere, also die Individuen,oder halt diese Art dezimiert werden muss, um diese Lebensraumgestaltungen,die man dort vorhat, umsetzen zu können.
Jochen Schumacher
Da ist wieder so ein also diese Zweckbindung da ist wieder so ein Ding.Also wenn genug davon da sind, dann glaub ich,darf ich auch welche entnehmen, damit ich sie essen kannAlso das ist der Anfang von Allem.Also das Jagdrecht ist eigentlich vom Ursprung, von wieder jetzt mal kurzer Sprungnach ganz hinten, ein jedermanns Recht.Weil es existenzsichernd einfach ursprünglich immer gewesen ist und jedeEinschränkung davon ist ja eigentlich ein Preis, den wir der Zivilisationzahlen, dafür dass wir sie haben.So und wenn ich da draußen eine intakte Population habe, die reproduktionsfähigist, dann spricht überhaupt nichts dagegen, dass ich auch abschöpfe.Also erstens, weil ich sie essen kann und zweitens, weil ich sie damit ja auchgesund erhalte von wegen Infektionsdruck und diese Dinge.Oder anders rum.Ich habe zum Beispiel den Fuchs, der es flächendeckend gegen Tollwutgeimpft worden, weil der Mensch halt gesagt hat: "Tollwut ist für uns alsGattung eine so große Bedrohung,deshalb nehmen wir diesen Eingriff per Medikament vor."Jetzt streiten sich die Experten,ist die Fuchspopulation um den Faktor drei bis zehn angewachsen.Mehr Füchse futtern natürlich mehr Nahrung.Gibt ihm einerseits natürlich ein Druck in die Städtealso man sagt mittlerweile leben in den Städtenmehr Füchse als draußen auf dem Land.
Tim Pritlove
Ich sehe so viele Füchse hier, das ist echt enorm in Berlin. Ganz oft.
Jochen Schumacher
Und andererseits haben wir aber ein Artenschutzthema, weil Bodenbrüteralso alles, was Boden brütet, nicht nur die jagdbaren Arten ganz ausdrücklich.Also erstmal kommt nicht gefressen werden und dann kommt schöner wohnen.Nicht weit weg hier in Brandenburg, Sachsen-Anhalt gibt's das Großtrappen-Projekt.Die haben von einer minimal Population von 48 Tieren, 1997 glaub ich wurden diegezählt, die es in Deutschland überhaupt noch gibt.Haben die durch eine Lebensraumverbesserung und einekonsequente Raubwildbejagungjetzt wieder 200 Exemplare hochgepäppelt.So und wir haben erstmal denFuchs, der natürlich sich durch Immunisierung extrem vermehrt hat.Dann kommt der Waschbär rein, dann irgendwann haben mal irgendwelchePelztierfarm-Gegner aus der Tierrechtsszene in Sachsen-Anhalt eineFarm aufgemacht.Die kommen auch noch da drauf und der Marderhund, der wandertvon Osten auch noch einund die kommen alle auf die gleiche Nahrungsgrundlage.
Tim Pritlove
Welche Pelztiere?
Jochen Schumacher
Amerikanischer Nerz.Mink nennt man die.Die sind so einen halben Meter groß.Die hat man mal eben zu Bekleidungszwecken gezüchtet.
Tim Pritlove
Und durch die Befreiung sozusagen ausgewildert.
Jochen Schumacher
Ja als Neozoen nennt man die, Arten die hier halt nicht in die also in die Welt gehören.Und das ist natürlich alles ein kompletter Druck, der dann halt eben aufbedrohte Arten ausgeübt wird.
Tim Pritlove
Nochmal zu diesem „du nimmst dir das“. Ich meine...Du hast sozusagen Jagdrecht jetzt in einem bestimmten Gebiet auf Basiseines solchen Pachtvertrages und das heißt,im Prinzip, kannst du da erst einmal tun und lassen, was du willst,sofern du deine Vertragsverpflichtungen dort auch erfüllst.
Jochen Schumacher
Ja und im Rahmen der Gesetzgebung natürlich.
Tim Pritlove
Ja selbstverständlich. Klar.So. Aber dann kannst du eben auch dieses Gebiet nutzen,quasi zur eigenen Verpflegung. Das tust du auch.
Jochen Schumacher
Das ist der einzige Ertrag, den ich daraus eben kriege.Also mich selber zu verpflegen oder auch das Wild zu vermarkten.
Tim Pritlove
Weil bezahlt kriegst du dafür sozusagen nichts, dass du da jagst.
Jochen Schumacher
Nein ich nenne das gerne kostenpflichtiges Ehrenamt.
Tim Pritlove
Und das heißt, es gehört dann auch so ein Teil dazu,zu dieser Ökonomisierung für einen selbst.Dass diese Tätigkeit sich auch in gewisser Hinsicht für einen bezahlt macht.
Jochen Schumacher
Ja also bezahlt macht sie sich nie.Das ist ganz sicher nichts, womit man irgendwie Geld verdienen kann.Also im Normalfall auf jeden Fall nicht unddas ist einfach nur, das steht den Kosten eben einStück weit entgegen, aber im Normalfall sicher nicht vollständigund schon gar nicht mit Gewinn.
Tim Pritlove
Ja. Und was man jetzt sozusagen – Ich meine, wenn –Was wäre denn jetzt so dein primäres Ziel?Was bietet sich sozusagen an?Also so Rehe, Hirsche et cetera, ist ja nun schmackhaftes Fleisch.
Jochen Schumacher
Ja, Tauben ist z.B.auch toll, kann man super Suppen draus machen.
Tim Pritlove
Aber man isst ja nicht so einen ganzen Hirsch.
Jochen Schumacher
Schafft man kaum.Also ich hab mal Rotwild-Schmaltier gekauft.Man nennt die Kalb im ersten Jahr Schmaltier oder Spießer im zweiten Jahrund ab dann sind es dann Hirsche oder Alttiere im weiblichen Fall.Und das hatte aufgebrochen, also ohne Innereien, am Haken 73 Kilo.Das hab ich mittags um halb zwei bin ich losgefahren,dann haben wir es den Pullover ausgezogen und grob zerteilt in Keulen,Rücken, Blätter also Vorderleute bis zur Schulter, Träger also Hals.Und dann bin ich nach Hause gefahren, da war ich um halb sieben also einehalbe Stunde Fahrzeit ungefähr und dann hatte ich um halb neun die ersteKeule ausgelöst und fertig.Und das ging eigentlich auch nur in meiner Wohnung,weil es war gerade kalt draußen und der Balkon ist direkt an meiner Küche.Also so hatte ich einen Kühlraumund um hab ich eben da um halb neun-neun hab ich die Panikgeschoben angesichts des Restberges und hab mein Freund angerufen und dannhaben wir wissen morgens um eins darum gemacht und das ganze Zeug haltküchenfertig zubereitet.Und das heißt dann halt eben ja auch wirklich eine möglichst vollständige Verwertung.Also zum Beispieldie Bauchdecke ist Muskulaturfleisch dran und Abschnitte da mache ichnoch ein Gehacktes draus, kannste astreine Bolognese oder Frikadellen von machen.
Tim Pritlove
Man kriegt auch eine Menge Kücheninspiration, sozusagen.
Jochen Schumacher
Ich kenne Leute, die machen Schinken aus KaninchenGeht alles, man kann Wurst selber machen.Also das ist alles möglich.Also das ist ja bis zum Verzehr hinten mit Kochen und Zubereitenum allem Trallala...
Tim Pritlove
Aber du bist ja nicht gezwungen, das alles unbedingt selber zu machen?
Jochen Schumacher
Nee, bin ich nicht, aber ich finde jeder Jäger sollte das wenigstens mal erlebt haben.Also was ich auf jeden Fall machen muss, ist aufbrechen.Wenn ich ein Tier erlegt hab,e also nehmen wir jetzt mal ein Reh, weil es eine sehrhäufige Art ist, hab ich vor zwei Wochen noch gehabt,dann kommt der Organismus zum Stillstand durch Todund im Grunde beginnt dann die Verwesung.Das erste was ich tue, ist halt Bauchdecke öffnen.Machen was mal detailliert, weil es so schön ist.Also bei männlichen Tieren ist der erste Schnitt ist Schniedel ab
Tim Pritlove
Warum?
Jochen Schumacher
Also die sind ja an der Bauchdecke, ja weil ich sonst einfach die Bauchdecke nicht ordentlich öffnen kann...
Tim Pritlove
Ah, aus Platzgründen.
Jochen Schumacher
Das ist so eine Hautfaltealso ich muss links anfassen und dann den Schnitt halt nach hinten inRichtung Keulen setzen, um den Schniedel und dann hintenrum halt auch nochdie Hoden mit abzunehmen, damit ich offen bin.So dann mache ich einen kleinen Schnitt,dass ich mit zwei Fingern also Zeige- und Mittelfinger der linken Handhalt unter die Bauchdecke komme und zwischen den Fingern die Klinge voninnen quasi führen kann, weil ich die Innereien nicht verletzen möchte.Das Schlimmste ist Blase und Galle, wenn die halt da rein laufen, dann hatdas geschmackliche Auswirkungen.Also Urin und Gallenflüssigkeit ist nicht gut.Was ich auch nicht unbedingt möchte, ist so Mageninhalt drin.Ist nicht mehr ganz so schlimm, aber ich will natürlich auch keine Verkotung haben.Und dann fühl ich halt die Klinge bis zum Brustbein erstmal hoch und dann öffnet sich das.Das Ganze ist übrigens wichtig, dass relativ zeitnah zumachen,weil sonst verhitzt es, weil die ganzen Verdauungsvorgänge mit den Bakteriendann durch die Magen- und Darmwändediffundieren ins Wildbret hinein und das merkt man auch geschmacklich.Das heißt irgendwo mitten in der Pampa steht man und macht das klar.Also ich häng die dafür gerne an den Hinterläufen an den Baum.
Tim Pritlove
Damit die ja erst mal so aussuppen können.
Jochen Schumacher
Ja Aussuppen das eine, das andere...
Tim Pritlove
Dass man überall rankommt, sozusagen.
Jochen Schumacher
Ja, Arbeitshöhe muss ja auch irgendwie ein bisschen Ergonomie muss ja auch sein.Und dann kommt mir das alles entgegen und im Grunde ist wie früher in derFeuerzangenbowle, das ist halt eine Maschine und die hat vorne und hinten Loch.Hast halt vorne natürlich irgendwie über Speiseröhre, wo es reinkommt, hast du halt musstgucken, dass das nicht in den Körper alsoman kann die verknoten, da gibt's auch Techniken für, was ich persönlich abernicht anwende und am anderen Ende, wo die Rückstände wieder rauskommen,da hab ich das Problem, dass der Enddarm durch den Beckenknochenhindurch führt und ich kann jetzt nicht ohne.Also ich kann da jetzt mit Messer nicht einfach drin rumfuhrwerken,weil sonst hab ich immer die Gefahr, den Enddarm zu verletzen und dann haltja die Scheiße im Tier zu haben, um es beim Namen zu nennen.Und jetzt gibt's halt zwei Varianten, die eine ist halt Schloss aufbrechen,also dafür gibt's bei ??? (?) Tieren wird quasi der Knochen vorne immer härter,da brauche ich eine Säge, bei Jungtieren kann ich mit einem Messer außen drauf drückenund dann halt quasi das Becken brechen, dass der Enddarm frei liegtund die andere Variante, die ist noch schöner.Die heißt im Grunde, ums Weitloch hinten rum aufschärfen, wie man sagen.Also hier Ringelrund drum, zieh quasi den Darm nach oben raus, bis das vollständig frei istund der sich vollständig gelöst hat und kann ganzdann den Rest nach unten wieder gut rausnehmen.Dafür gibt's übrigens tolle Plugs,also es gibt so Stöpsel, die kann man wirklich reinziehen,um das raus zunehmen und drunter abzuschärfen.Also gibt es Spezialwerkzeug für.
Tim Pritlove
Logischer Fortschritt. Hurra!Ja, aber ich meine, das sind ja auch so Sachen,da macht man sich ja nie einen Kopf darüber.Da denkt man immer so: „Piffpaff“ und dann war’s das irgendwie,aber man muss ja dann sozusagen auch mit den Konsequenzen leben.Also nicht nur jetzt hier mit dieser Nachpirschund den damit verbundenen Gefahren und Konsequenzen,sondern eben auch die Zuführung einer Verwertung.Und die jetzt ganz unabhängig davon, ob du das jetzt selber ist oder nicht.Das muss ja jetzt erst mal gemacht werden.Und die Überreste, die verbleiben dann am Ort?
Jochen Schumacher
Kommt kommt drauf an..Also Standard ja.Lassen wir erstmal da die Innerei.Also die Leber ist zum Beispiel,Leber und Herz ist kleines Jägerrecht,kriegt der Erleger.Also versuch mal eine Rehleber zu kaufen, du wirst scheitern.Also kriegst du quasi gar nichtund ja freuen sich die Füchse zum Beispiel.Ist auch nicht so schlimm.
Tim Pritlove
Das verwertet sich von alleine und das ziemlich schnell.
Jochen Schumacher
Hat jetzt noch ein kleiner Ausflug bleifreier Munition.Es gibt Magenmilieus, zum Beispiel bei Greifvögelnalso hier Adler ist ein Thema, wo Blei sich imMagenmilieu auflöst und dann den Vogel vergiftet.Dem hätte man ganz einfach Herr werden können,indem man sagt, Aufbruch mitnehmen.Und in die Biogasanlage zum Beispiel, wo so was dann reinkommt.Was man aber getan hat, ist man versucht geradeeine Pflicht zur bleifreien Munition einzuführen.
Tim Pritlove
Also es ist noch nicht der Fall, sozusagen.Also Munition enthält in der Regel Blei?
Jochen Schumacher
Ja.Blei hat halt einfach den entscheidenden Vorteil auf einer kleinenFläche eine hohe Masse zu konzentrieren also spezifisches Gewicht.Und es hat den Vorteil relativ gut verformbar zu sein.Also nochmal zurück in die Zielballistik.Ich stoße auf und jetzt hab ich zwei Typen von Geschossen,ein Zerlegungs- oder Deformationsgeschoss oder auchMischtypen gibt's wie in Haarmantel.Und dann Pilzen die auf und mein Ziel ist eigentlich einmöglichst hohes Geschossrestgewicht zu haben, weil dann ist natürlichmöglichst wenig Splitterwirkung im Wildbret übrig.Für den Verzehr hinterher.Wenn ich jetzt auf Bleiersatzmaterialien gehe,dann geht ein Rattenschwanz an Problemen los.Erstens sind alternative Materialien haben ein geringeres Gewicht.Wenn ich die gleiche Energie auf die gleiche Entfernung auf denKörper auftragen will, muss ich die Geschwindigkeit erhöhen
Tim Pritlove
Also mehr Sprengkraft in der Munition haben.
Jochen Schumacher
Ja im Zünd-Ding und ich sage mal durch geringeres Gewichtbeschleunigt die natürlich auch besseralso bis zum Austritt aus der Mündung.Jetzt habe ich aber den zweiten Teil, dass die Formbarkeiteines Nicht-Blei-Geschossesin aller Regel schlechter ist, weil die Materialien härter sind.Das heißt, das Ansprechverhalten im Körper ist halt schlechter.Die dieses Aufpilzen passiert später.und das kann bei kleineren Tieren dazu führen, dass die quasi wie eineVollmantel-Munition durchgehen undnicht den erwünschten Erfolg zeigen wieein Bleigeschoss es tut.
Tim Pritlove
Das heißt, sie werden einfach nur so durchlöchert,aber diese Auftreffwirkung ist einfach nicht so groß.
Jochen Schumacher
Genau also die Energieübertragung auf den Körper,das ist ja eigentlich das, was man will.Und es gibt Geschosse, die sind mittlerweile ganz gut,aber die verlieren natürlichauf Distanz auch wieder schneller Energie,also je länger die in der Luft sind,ist ein leichteres Geschoss natürlich leichter abzubremsenals ein Schwereres.Und das Ganze ist letztendlich nichts anderes als eine Verschiebungvom Tierschutzgedanken, weil ich ja schnell und unmittelbar töten will,hin zu Umweltschutzgedanken oder wo ich jetzt eben diesenEintrag von Blei nicht mehr haben will.Also das ist eigentlich die Güterabwägung, die da läuft.Und die generelle Verpflichtung auf bleifreien Munitionheißt eigentlich, ein flächendeckenden Tierversuche einführen.Es kommt nämlich sehr darauf an.Also ich kann ein relativ großes Geschossmit viel Geschossgewicht leichter durch eine bleifreieAlternativkonstruktion ersetzen,als zum Beispiel eine Kleinkaliber-Geschoss.Und deshalb ist immer so ein kommt drauf anund es gibt auch wieder bleifreie Geschosse,die sind nur auf eine Entfernung von 50/60 Meter wirksam.Also danach haben die einfach so viel Energie verloren,dass die hinterher nicht mehrdas nötige Ergebnis erzielen.Oder Ansprechverhalten worüber man sich inder Jägerschaft eigentlich bisher wenig Gedanken gemacht hat.Also da hat mal jemand auf ballistische,nee forensische Seife geschossen, wo diemaximale Ausdehnung der Kaverne erhalten bleibt.Also schießt man auf Gelatine, schwabbelt ja alles wieder zurückund ich muss halt sehr mühsam gucken, wie denn die Energieverteilung war.
Tim Pritlove
Mit so einem Seifenblock sieht man sozusagen ganz genau,wo sich überhaupt Kraft ausgewirkt hat.Es wird einfach nur so ausgehöhlt und bleibt stabil drumherum.
Jochen Schumacher
Genau, ja.
Tim Pritlove
Forensische Seife.
Jochen Schumacher
Ja, was es alles gibt.
Tim Pritlove
Ich lerne hier irgendwie alle 30 Sekunden gerade einen neuen Begriff.
Jochen Schumacher
Ja und das ist eben,also ich würde mir an der Stelle ein sehr viel genaueres "kommt drauf an" wünschen.
Tim Pritlove
Wir waren ja jetzt eigentlich bei dem Ausweiden, Aufbrechenund der Frage: Was macht man dann sozusagen jetzt mit dem Tier?Also, die Reste bleiben vor Ort,es gibt diese Probleme mit der Bleimunition.In dem Moment, wo man Munition eingesetzt hatund irgendwie den Anlass hat zu glauben,dass das sozusagen im Rest verblieben ist,müsste man es eigentlich mitnehmen.Oder sollte man es eigentlich mitnehmen? Oder?
Jochen Schumacher
Ja also zumindest in Gebieten in denen halt solche Gefahren bestehen.Also hier Brandenburg, Meck-Pomm runter, wo Adler vorkommen sind.
Tim Pritlove
Das ist vor allem einem Problem für Vögel, sozusagen. Okay.So. Aber so oder so, hat man dannsozusagen das eigentlich verbliebene Fleisch, sozusagen,der nutzbare, also für uns zumindest nutzbare Teil.Wenn man das jetzt nicht alles selber eintopft, gleich verwertet,alle seine Freunde einlädt, oder den Tiefkühler bedient,gibt's ja sicherlich auch noch so eine Verwertungsketteüber Restaurants oder andere Unternehmen.
Jochen Schumacher
Ja es gibt Wild-Händler, die jadie als Zwischenhändler halt fungieren also insbesondere,wenn man Druckjagden, ist ein Begriff, den hatten wir jetzt auch schon öfter,also sind im Grunde, man versucht den Abschuss auf Schalenwild in
Tim Pritlove
Schalenwild ist?
Jochen Schumacher
Alles, was Hufe hat also Rehwild, Rotwild,Damwild, Muffelwild, Schafe sind das.Also an einem Tag zu konzentrieren,also man stellt großflächig im Revier Schützen aus,oft auch Revier übergreifend,dass benachbarte Reviere sich da absprechen.Man geht mit niederläufigen Stöberhunden rein,die Spurlaut sind vor allem also die,sobald die eine Witterung haben,fangen die an zu klopfen und dann denkt sich dein Wild:"Ach, wieder so ein Nervling. Ich gehe mal auf die Läufe."Und das Ziel ist, dass das Wild halt möglichstlangsam und relativ vertraut vor den Schützenstand kommt,um sich der Erregung hinzugeben.
Tim Pritlove
Also „auf die Läufe“, das sind sozusagen die normalen Laufwege der Tiere?
Jochen Schumacher
Die Läufer sind die Beine
Tim Pritlove
Achso, also die Hunde treiben die Tiere raus.
Jochen Schumacher
Ja sozusagen also ist eine Beunruhigungsjagd, wie man auch sagt.
Tim Pritlove
Okay, gut.
Jochen Schumacher
Also man macht ein bisschen Palaver, die Tiere merken, heute anders als gestern,träume ich mal lieber.Die gehen typischerweise über ihre Wege,die nennt man Wechsel,Wechsel- und Rückwechsel sind wieder da kommt einer zurück.Und dann stellt man eben an diesenstrategischen Punkten auch auf Basis derErfahrungen von vorherigen Jagden,baut man da Drückjagdstände also erhöhte Stände,was aus Sicherheitsgründen auch wichtig ist und guckt halt eben,dass man innerhalb dieser wenigen Stunden den Großteil des jährlichenAbschusses hinkriegt.Bin Alternative zu.Ich jage das ganze Jahr immer mal wieder.Versucht man darüber also das ist zumindest die Ur-Idee,das Jahr über weitgehend Ruhe zu halten undden Tieren auch in Frieden zu lassen.So wird manchmal aber auch kombiniertund dann wird es auch wieder hässlich alsoso eine Drückjagd ist eine sehr scharfe Waffe,mit der man sehr verantwortungsvoll umgehen muss.
Tim Pritlove
Scharf, weil sie sehr effizient ist sozusagen.Die Tiere relativ wenig Chancen haben, dem zu entgehen.
Jochen Schumacher
Sie ist sehr effizient und deshalb mit Vorsicht zu genießen.Also wenn ich als Schütze wohin geh und da ist eine Drückjagd,dann will ich wissen, wer betreut das Revier,was ist den Rest des Jahres da gelaufen,wie ist die Bejagungstrategie, wie gehen die mit Forstund sonst was um also ich nerv und will Fragen beantwortet haben,weil ansonsten ist das schnell Massakerund da wird auch Matsche produziert.Also wenn man zum Beispiel mit hochläufigen Hunden jagt,dann gehen die halt so hart ans Wild, dass...
Tim Pritlove
Was heißt „hochläufig“ beim Hund?
Jochen Schumacher
Lange Beine, schnelle...Lange Beine macht schnelle Hundealso ein Dackel ist eigentlich da ideal.Also man nimmt kleine Terrier,die auf jeden Fall nicht unmittelbar am Wild jagen,sondern eigentlich nur so viel Unruhe machen, dass es sich in Bewegung setzt.Und wenn ich einen Hund habe, der am Wild jagt,dann hab ich halt hohen Adrenalinausstoß.Ich mache das Tier sehr schnell,wenn ich überlege ist das Wildbret auchgar nicht mehr zu verwertenund ich habe natürlich auch Unfälle, dass da Risse passieren.Also die Hunde wollen auch haben, die Frage nicht.
Tim Pritlove
Wodurch ist geregelt, wie viele Tiere man überhaupt erlegen darf?
Jochen Schumacher
Ja meistens ist es eher ein Muss ehrlich gesagt,also gerade im Schalenwildbereich ist es eher ein Muss.
Tim Pritlove
Es gibt eher eine Vorgabe: so und so viele müssen.Wodurch kommt diese Vorgabe?Ich meine letztlich basiert das doch alles auf der eigenen Analyse.Oder gibt es tatsächlich...
Jochen Schumacher
Hat was hat was mit Zielrichtung.Ja natürlich ein Stück weitund man einigt sich dann mit demGrundeigentümer was immer der da tut und welche Ziele er verfolgt.
Tim Pritlove
Aber auch nur mit dem.Also, es gibt jetzt keine behördliche Verfügung?
Jochen Schumacher
Doch doch gibt's auch noch.Also es gibt auch noch behördliche Abschusspläne.Ich sage mal es ist halt eben so, dass ich als Revierbetreiber,hoffentlich korrigiert mich jetzt keiner,aber auf jeden Fall ein Abschussplan aufstelle, den ich auchabstimme mit meinem Grundeigentümerund den reiche ich bei der Unteren Jagdbehörde einund die genehmigen den dann.Und ich muss hinterher auch meine Strecken wieder melden,damit die gucken, ist der erfüllt oder muss ich noch.
Tim Pritlove
Aber es kann aber auch sein, dass die dann sagen:„Ja hier, aus folgenden Erwägungen mit den anderen Revieren und so weiter,erhöht doch mal, oder senkt doch mal diesen Plan.“
Jochen Schumacher
Senken hab ich noch nicht überliefert bekommen.
Tim Pritlove
Also eher mehr als weniger.
Jochen Schumacher
Ich habe nur mehr gehört.
Tim Pritlove
Weil?
Jochen Schumacher
Zum Beispiel gab es im Allgäu mal Tuberkulose im Rotwildund dann muss ich Infektionsketten unterbrechen.
Tim Pritlove
Achso. Okay, sozusagen als Seuchen-Bekämpfungsmaßnahme.
Jochen Schumacher
Ja dann gibt's aber wieder bürokratische Spitzen,da hat einer da kommt Rotwild nur als Wechselwildalso nur sporadisch im Revier vorund wenn der Abschuss von 30 Stück Rotwild kriegtund kein einziges Stück sieht, dann hat er hinterher pro Stück eine Strafe vonein Ordnungsgeld von 500 oder 1000 Euro.Und dann fragt er sich natürlich: "Was soll das?".
Tim Pritlove
Wie stellt man denn jetzt sicher...Ich meine, Tiere können ja auch krank sein,gerade wenn jetzt Tuberkulose auf einmal im Raum steht.Da schießt man sich ja jetzt Nichtmal 10 Hirsche und sagt: „Yum, lecker!“Muss man die dann auch noch medizinisch untersuchen lassen?
Jochen Schumacher
Aber hallo.Ja natürlich.Also in solchen Fällen ganz sicher.Also Tuberkulose ist jetzt ein eher seltener Fall,relativ gängig ist Schweinepest.Also sieht man manchmal so "Schweinepest gefährdeter Bezirk",das heißt da wird...
Tim Pritlove
Das gilt dann auch für Wildschwein, sozusagen.
Jochen Schumacher
Das Problem dabei ist, wenn diese Schweinepestauf Hausschweine übergreift, dann wird ziemlich weiträumigder ganze Fleischhandel stillgelegt und die Bestände müssten dann auchim Amtsdeutsch gekeult werden.Tolles Wort, ne?
Tim Pritlove
Sind überhaupt alles ziemlich tolle Worte.
Jochen Schumacher
Ja und dann ist im Grunde das eine ist halt Impfköder ausbringen,was die Jägerschaft dann meistens als Amtshandlung stellvertretend für dieBehörde übernimmt und das andere ist halt wiederReduktionsabschüsse hinzukriegen, um die Infektionsketten aufzulösen.Bedeutet praktisch, dass manein Schwein erlegt und dann ist innerhalb eines Landkreises irgendwoein Container aufgestellt,da muss man dann alles hinfahren inklusive Aufbruch,dann nimmt man Proben,muss man bei alles fressen ohnehin tun alsogerade bei Schweinen auf Trechiden prüfen
Tim Pritlove
Trichinen?
Jochen Schumacher
Trechiden ist ein Endoparasit also der sich von innen ansammeltund sich im Muskelfleisch festsetzt und dann überAusscheidungen wieder überträgt.Irgendwie so ganz grob.Und den will man als Mensch eben auch nicht haben unddeshalb bei jedem Stück Schwein, Schwarzwildeine Trechidenprobe, die wird dann an den Amtstierarztoder nur der normale Tierarzt eingeschicktalso ich jage nicht so viel auf Schweine,aber auf jeden Fall wird überprüft und wenn man innerhalbeiner Woche keine Meldung erhält ist alles gutund kann es verzehren.So und Schweinepest ist dann halt nochmal da muss man...
Tim Pritlove
Also muss man das immer bei den Schweinen, generell immer machen?
Jochen Schumacher
Ja, auf Trechiden muss man immer untersuchenund auf Schweinepest da gibt's dann noch extra Probenvom Schweiß muss man eine Probeund ich glaube ein Stück aus dem Vorderlauf nehmen, in Tüten verpacken,mit einem Begleitformular und in die Behörde,in die Veterinärämter liefern, die dann ein Monitoring durchführen und dann...
Tim Pritlove
Das erheben. Und bei Rehen ist das aber nicht so Pflicht.
Jochen Schumacher
Bei Rehen gibt's soweit ich weiß jetztkeine Krankheiten, die eine Gefährdung für die menschliche Kultur bedeuten.Also die haben schon mal so Magen-Darm-Erkrankungen, dann sieht man halt mitverschissen im Spiegel also Hintern halt durch die Gegend laufen,schleppen sich so dahin und die erlegt man natürlich.
Tim Pritlove
Aber für das Fleisch spielt das dann keine Rolle, spätestens dann, wenn...
Jochen Schumacher
Ja bei denen, ja verwertet man nicht mehr.Die haben manchmal zum Beispiel Rachendasselfliegen.Das ist eine Fliegenlarve, die setzt sich im Rachenraum fest.Die ist zum Beispiel nicht negativ fürs Wildbret.Also wenn die bis dahin noch nicht so abgekommen und verhungert sind,dann kann man die durchaus noch verwerten.Das ist sowieso also diese erste Beschau also wie sieht ein gesundes Organ aus,wie sieht eine also eine Leber muss zum Beispiel glatt und glänzend mit scharfen Kanten sein.Der Geruch, der einem aus der Bauchhöhle entgegenkommt, ist schonein Signal für ist gesund oder nicht.
Tim Pritlove
Ist da irgendwas?Also, wie unangenehm sind diese Gerüche, mit denen man konfrontiert ist?
Jochen Schumacher
Wenn man die erste Mal eine Nase voll nimmt, dann weiß man nicht genau,ob man das normal oder unangenehm finden soll.Und meine Erfahrungskurve ist, so ist es eben.
Tim Pritlove
Es ist ja jetzt auch sozusagen, zu dem Zeitpunkthat das ja auch Verwesung und so weiter noch nichts zu tun.
Jochen Schumacher
Also so riecht das Leben so würde ich sagen.Also es ist eigentlich ungewohnt,aber nicht unangenehm.Also beim ersten Mal riechen...
Tim Pritlove
Das ist neu, klar, anders.
Jochen Schumacher
Es ist neu und man ist noch nicht sicher.
Tim Pritlove
Da kommt man dann sozusagen rein.Das heißt, nach dem Schuss, der im Idealfall schnellund mit möglichst wenig Drama und Schmerzenfür das Tier zu Ende geht.Was nicht immer gelingt, wo man dann eben nochmal nach pirschen mussund gegebenenfalls noch etwas ausgefeiltere Tötungsmaßnahmen nachlegen muss.Nimmt man die Tiere, bricht man die Tiere aufund dann muss man sozusagen erst maleinen medizinischen Schnell-Check machen,der sich eben mischt aus so einer Erfahrung, Wahrnehmungen, Geruch,optischen Betrachtungen et cetera,relativ zu dem jeweiligen Tier und den gesamt medizinischen Seuchen-Bedingungen,die gerade so herrschen oder nicht herrschen.Und dann belässt man einen Teil dort, also den Aufbruch.Es sei denn, es gibt gute Gründe, wie das mit der Bleimunition in einigen Regionen,nimmt man alles mit.Wenn ich mir das so vorstelle, ich meine –Wie schwer wird so ein Reh? Auch schon so...
Jochen Schumacher
Also ein guter Rehbock20 Kilo ist jetzt nicht so viel.
Tim Pritlove
Okay. Aber so eine Sau,ich meine, wenn dann 160 Kilo irgendwie rumliegen.Wie kriegt man die denn da überhaupt weg?
Jochen Schumacher
Winde.Was für Freunde.
Tim Pritlove
Ich meine, hast du so einen Pickup-Truck, irgendwie, mit einem Krahn?Womit? Ich meine, das packt man jetzt nicht in seinen Pkw.
Jochen Schumacher
Man richtet sich dann natürlich drauf ein.Also wenn ich auf so eine Schwarzwild jagt jetztalleine gehen würdealso es ist jetzt nicht so mein Primäres,dann hätte ich mir jetzt ins Auto zum Beispiel eine Winde gepacktoder mindestens ein Flaschenzug, um da was zu machen.Also ich bin ja, ich habe teilweise 50/60 Meter,um an den nächstem Weg zukommen und ich meine das istmanchmal so ein Tier das rauszubewegen,das ist halt schon echte Ackerei oder man hat halt einpaar Telefonnummern, die auch mal spätabends aufstehen...
Tim Pritlove
Okay, aber so im Normalfall, macht man Kabel ranund mit einer Seilwinde zieht man das dann einfach durchs Gebüsch.Stimmt es eigentlich, dass alle Jäger Subaru fahren?
Jochen Schumacher
Nee bewährt haben sich eigentlich...Soll ich Marken?Aber ist ja egal.Also kleine leichte Suzuki Jimny zum Beispiel.Oder Lada Niva ist voll geil.Also wenig Technik.Robust durchs Gebüsch fahren heißt immer Kratzer im Lack.Scheißegal.Je dicker die Karre wird, umso schneller bleibt sie stecken.
Tim Pritlove
Verstehe, man will etwas, dem man nicht so schnell nachweint,was aber genug Platz hat,aber eben nicht so viel Gewicht auf den Boden bringt.
Jochen Schumacher
Oder was ich auch schon, ist eine andere Strategie,die sagten halt eben so was wie einen VW Caddy.Also eine große Ladefläche, niedrige Ladekante undGelände kommt quasi nicht vor, weil die meisten Waldwege mit Tempo 50befahrbar sind mittlerweile
Tim Pritlove
Okay, aber da muss man trotzdem unter Umständen auch ganz schön heben,bis man irgendwie so ein fettes Vieh durch die Gegend bekommt.
Jochen Schumacher
Ich kann dir sagen.
Tim Pritlove
Okay, und Wild, was man dann eben nicht selber verbrauchen will,das wird man an diese Wildhändler los?Die freuen sich?
Jochen Schumacher
Ja, also bei größeren Strecken kann man die in Anspruch nehmen.
Tim Pritlove
Und im Prinzip ist ja diese Jagd in Deutschland auch die einzige Quellevon Wildfleisch, oder?
Jochen Schumacher
Ja sobald ein Zaun drum ist, ist ja kein Wild mehr.Es gibt dann Damwildgehege und Rotwildgehege.Dann hast du halt im Grundeeinen kompletten Outdoor-Lebenswandel,aber letztendlich werden die auch mit der Waffe geerntet.
Tim Pritlove
Okay.Aber die werden da sozusagen auch gehalten nur zum Zwecke dessen.Mir ist grade gar nicht so klar,wie groß der Anteil von Wildfleisch,was jetzt in Restaurants oder so angeboten wird,oder sonstwie, aus der Jagd stammt.Ist das nennenswert oder ist das irgendwie verschwindend gering?
Jochen Schumacher
Ich sag mal wenn man so in die eher ländliche Gastronomie geht,dann sind wild Gerichte in der Saison eigentlich normal.Ich werde immer...
Tim Pritlove
Dann sourced sich das sozusagen auch primär aus dem Jagdtrieb.
Jochen Schumacher
Das ist zumindest das Ideale.Die haben, wenn die örtliche kleine Betriebe kennen,haben sie natürlich die Verbindung zu den örtlichen Jagdrevieren oderauch Forstbetrieben, die dann halt eben die Jagdjahr verantworten.Und dann nehmen die ab.Und sagen: "Alles was erlegt wird ab zu mir."Ich bin dann nur manchmal, immer wo ich ein bisschen...Ist halt so eine Denke, wenn irgendwo Wildgulaschauf der Karte steht dann, fange ich an kritische Fragen zu stellen.Welches Wild denn?Taube, Kaninchen, Hirsch, Wildschwein?
Tim Pritlove
Du meinst, weil es nicht spezifisch benannt ist...
Jochen Schumacher
Also es kann ja ein lustiges Potpourri.
Tim Pritlove
Ich dachte der Begriff „Wild“ ist eigentlich eher für Rehe und so.Was war nochmal die richtige Kategorie? Schalenwild?
Jochen Schumacher
Also Wild ist eigentlich der Sammelbegriff für alle Tiere die keinen...Die nicht domestiziert sind.Ich meine Wildgulasch, da kannst du ja alles durcheinander hauen.
Tim Pritlove
Ich habe so ein bisschen immer im Gefühl gehabt,es handelt sich da primär eigentlich um Hirsche und Rehe,wenn man jetzt von Wild spricht.
Jochen Schumacher
Ja, die sind natürlich in der Kommunikation am vordergründigsten.
Tim Pritlove
Könnte aber auch was anderes sein.
Jochen Schumacher
Ich hab auch schon Krähe gegessen.Was ganz lustig ist, weil Krähe schmeckt fast ein bisschen wie Rindfleisch.Ist aber auch ein Allesfresser und müsste damit eigentlich zurTrichinenuntersuchung gebracht werden.
Tim Pritlove
Aber? Wird er nicht?
Jochen Schumacher
Wenn du mit der Krähe zur Trichinenuntersuchung gehst die lachen dich aus.
Tim Pritlove
Aber weil?
Jochen Schumacher
Weil das hat noch nie einer gemacht.
Tim Pritlove
Das ist ja jetzt mal ein Argument.
Jochen Schumacher
Im Grunde wäre es aber nur konsequent.Der Alexander Busch der hat malGrillpartys mit Krähen gemacht und alle fanden es total lecker.Und da gibt's auch Rezepte als PDF zum Download.Mit Krähenburger zum Beispiel.Ab wann in unserer Wahrnehmung...Also ich esse jetzt auch nicht dauernd Krähe.Ich habs einmal probiert.Der Konsequenz dann halber, aber...
Tim Pritlove
Ich mein, ist ja nicht so, dass wir einen Mangel an Krähen hätten, oder?
Jochen Schumacher
Ja ganz im Gegenteil.
Tim Pritlove
Werden die denn auch aktiv bejagt?
Jochen Schumacher
Hoffentlich!Krähe ist eine der Arten, die extrem vonder Kultivierung der Landschaft profitieren.Also überhaupt Nahrungsopportunisten, wie man sie nennt,die eine Vielzahl an Nahrungsquellen haben.Denen gehts prachtvoll in unserer Kulturlandschaft undhochspezialisierte Arten, die eine ganz bestimmte Nahrungsquelle brauchen,die vielleicht für uns nicht mehr wirtschaftlich tragbar,auch nicht als Beifrucht, irgendwie möglich ist,die haben ein Problem.Und Krähe ist ganz sicher eine Siegerart.
Tim Pritlove
So, wie der Fuchs, wie der Waschbär, dieser Mink.
Jochen Schumacher
Die profitieren davon und das ist dann eben wieder dagegenhalten.Es geht nie um ausrotten, nie.Aber man muss den anderen Arten halt auchihren Platz lassen.Sie zumindest in einer reproduktionsfähigen Größenordnung zu haben,wenn noch nicht mal vielleicht in jedem Landstrich aber zumindestso grundsätzlich finde ich.
Tim Pritlove
Ach, das ist alles so interessant.Aber, jetzt kann man wahrscheinlich noch Tage und Wochen darüber reden.Vielleicht mal zum Abschluss: Es gibt ja auch noch so...Man hat ja auch so ein Bild vom Jäger.Mit dem Jagdhorn, auf dem Weg durch den Wald.Es hat ja so eine interessante Kultur, die sich sozusagen darum...Also überhaupt Musik, weiß nicht,vielleicht sollte man das nochmal ansprechen.So dieses Horn.Welche Funktion hat denn das?Ist das jetzt sozusagen nur Feiereioder erfüllt das in der Jagd auch tatsächlich noch eine Funktion?
Jochen Schumacher
Die Geschichte ist, das war das Smartphone des Waldes und der Felder.Ein Kommunikationsmittel über weite Entfernungen.Dafür hat man es eigentlich gebraucht.
Tim Pritlove
Was wurde da so kommuniziert?
Jochen Schumacher
Anblasen des Treibens, jetzt gehts los,aufhören zu schießen.Hahn in Ruh heißt das Signal.Treiber in den Kessel,das Treiben voran oder...
Tim Pritlove
Das sind dann so Melodien, so kurze Melodien.
Jochen Schumacher
Kurze, prägnante Melodien, die dann eben allgemeinverständlichder Kommunikation dienen.
Tim Pritlove
Und das Horn war die Wahl,weil es durch diesen Druck so unglaublich laut sein konnte.
Jochen Schumacher
Genau, trägt über recht weite Entfernungen.Und genügte dafür eben.
Tim Pritlove
Aber das kommt jetzt nicht mehr zum Einsatz,weil es irgendwie erforderlich wäre,sondern jetzt ist das sozusagen nur noch so ein traditionelles Beiwerk.Oder hat es noch irgendeine Funktion?
Jochen Schumacher
Also es wird rein für den praktischen Jagd Betriebrudimentär noch eingesetzt, weil bis ich alle angerufen habeoder kein Netz da ist.
Tim Pritlove
Im Wald ist das nicht immer so gut.
Jochen Schumacher
Nicht überall ist Berlin
Tim Pritlove
Denk mal nicht, dass das hier so gut wäre.
Jochen Schumacher
Du ich habe am südlichen Ende der größten Stadt von Nordrhein-Westfalen,nämlich Köln 1,1 Megabit im Download.Also ich weiß wie Schmerzen sich anfühlen.
Tim Pritlove
Immerhin.
Jochen Schumacher
Naja besser als in die Hose geschissen.Ich sage mal im praktischen Bereich ist das Jagdhorn sicherlichauf eine rudimentäre Funktion zurückgefahren, aber es ist nicht ganz weg.Das ist es eben auch nicht.Und darüber hinaus ist es halt eben...Es fällt unter den weiten Teil der Brauchtumspflegeund insbesondere nach den Jagden das Strecke legen.Also fällt eben in diesen ganzen Bereich rein, also...
Tim Pritlove
Strecke legen, ist das Ausbreiten des erbeuteten Tieres.Wenn die da alle so nebeneinander liegen.
Jochen Schumacher
Also nach der, wenn ich es erlegt habemein Reh, meinen Hirsch was auch immer, dann ist es zum Beispielein mentales Innehalten, in dem ich den letzten Bissen gebe.Also ein Bruch von einer bruchgerechten Holzart.Fichte, Eiche zum Beispiel.Ein Zweig und schieb den in den Äser, also ins Maul.Das ist so,also Gedenkmoment, also wenn man es getötet hat klingt auch doof.Also es ist so eine, ich habe dieser Natur etwas entnommen.Und das Strecke legen,ist halt eben dieses ritualisierte alles zusammentragen.Ihr wart alle da.Der Tag ist gut gelaufen das ist unsere Ernte.
Tim Pritlove
Also auch so ein soziales Moment.
Jochen Schumacher
Ein soziales Moment, aber es hat auch einen spirituellen Anteil,um jetzt vielleicht ein bisschen weit zu greifen.Was Quatsch ist, ist den Hut zu ziehen zum Beispiel.Wir stehen ja nicht am Grab.Hat sich bei manchen eingeschlichen. Ist totaler Unfug.
Tim Pritlove
Jeder hat so seine eigene Bedeutungswelt an der Stelle.
Jochen Schumacher
Ja und ich sag mal, das ist auch etwas,was im ländlichen Raum noch erhalten ist,dass dieses enge miteinander umgehen.Ich habe zum Beispiel bei Frettierjagden,wo auf Kaninchen wird mit Frettchen gejagt.Da geht man mit zwei, drei wirklich guten Freunden,auf die man sich echt verlassen kann.Hat einen guten Hund dabei und zwei, dreiFrettchen, also kleine Marder.Die lässt man in die Kaninchenbauten, die Springen irgendwann raus unddann legt man die mit der Flinte.Das sind eben flüchtiges schießen, wo ich im Schwenken durchausmal an meinem Kumpel vorbeikomme.Da brauche ich auch Vertrauen zu diesen Menschen,dass der nicht im falschen Moment schießtUnd dieses gegenseitige Vertrauen zueinander,das ist ein echter Wert.
Tim Pritlove
Und das wird durch solche sozialen Rituale auch noch gestärkt, meist du?
Jochen Schumacher
Das wird auch noch gestärkt und ich hör mal das ist einealso das muss man sich ja auch mal klarmachen, wenn manin einem Ballungsgebiet wohnt und wo allesnur von Trends und Moden und Gewinnerzielung und Entertainmentund sonstigen Dingen getrieben ist,dann sind die Menschen, mit denen man umgehtauch sehr schnell austauschbar oder werden es zumindestoder man braucht eine gewisse Disziplin, es nichts zu tun,wenn einem irgendwo ein kleiner Streit am Gartenzaun nicht passt.Auf dem Land habe ich einen Nachbarn für Jahrzehnte, vielleicht für mein Leben langund wenn ich mit meinem Auto auf einem Feldweg festsitze undder Kumpel hat einen Trecker, dann will ich mir auch echt nicht verscheißen mit dem.
Tim Pritlove
Ganz andere Abhängigkeiten, die da existieren.
Jochen Schumacher
Ja, dann habe ich andere Abhängigkeiten und das ist auch etwa alsoich bin jajemand, der aus der Stadt so in den ländlichen Raum vordringt undich genieße das wirklich dieses verbindliche miteinander umgehen.Das ist ein sehr angenehmes Erleben.
Tim Pritlove
Was hast du denn zurückgewonnen,jetzt durch dieses ganze Eintauchen in diese Jagdwelt?Dir hat ja einiges gefehlt.Was hat sich dadurch wieder eingestellt?
Jochen Schumacher
Ja also so etwas wie im Kontakt mit dieser irdischen Existenz sein mit meiner eigenen.Also meine also auch so etwas wie eine Fehlerkultur.Eine Verantwortlichkeit für meine Handlungen.Ein Abwägen ein Risiken aushalten können.Also ich habe zum Beispiel mal Rotwild-Alttier, dasschonte ganz klar den rechten Hinterlauf.Erlege ich es, um es vor weiterem Schaden zu bewahren
Tim Pritlove
Also „schont“ im Sinne von humpelte?
Jochen Schumacher
Also lahmt, würde man beim Pferd sagen.Oder lasse ich leben, weil vielleicht ist irgendwo ein Kalb,was halt als kümmert sagt man also unbetreut sind.Die finden auch keinen Anschluss mehr in der Sozialstruktur.Das ist eine echt bedeutsame Güterabwägung.Und wo man quasi vor einer Frage steht, egal was ich tue,falsch ist auf jeden Fall oder auch richtig, da Kenn ich beides.
Tim Pritlove
Das sind auch so Entscheidungen, die man eigentlich meidet,oder auch sonst einfach so in der Form gar nicht hat.Das erdet.
Jochen Schumacher
Genau das erdet, richtig.Das bringt einen die Füße wieder mindestens auf die Erde, wenn nicht sogar, rein in die Erde.Also es ist auch nicht so ganz einfach in Worte zu fassen.Also ich meine, ich mache ja auch so eine Pilgerreise durch alle möglichenPerspektiven, die die Jagd so zu bieten hat.Von Ökologen über einen Priester über
Tim Pritlove
Mit dem Jagdfunk.
Jochen Schumacher
Ja, mit dem Jagdfunk.Und die Aspekte gehen nicht aus.Die gehen nicht aus und alles hängt irgendwie zusammen undalso ist vielleicht nochmal ein Wort wertalso ich habe letztes Jahrein sehr eindringliches Erlebnis gehabt in dem ich haltja mit Kai Uwe Denker gesprochen habe und danach seine Bücher gelesen habe.Das ist ein Berufsjäger aus Namibia,der ist ja in der Wildnis quasi groß geworden undführt Jagdgäste in dieser verbleibenden Wildnis.Also in dem Zusammenhang war zum Beispieldie sind am Atlantik zum Angeln gegangen und da gibt's Fischvorkommen,da braucht man an den Angelhaken keinen Köder zu machen.Du wirfst die Angel rein und da beißt quasi sofort was.Also wenn man jetzt darum macht,kann man sich einen großen Haufen Fische an den Strand legenund die haben als Kinder angeln dürfen da untenund die Auflage, die man ihnen gemacht hat war:"Du darfst so viel angeln wie du willst, aber bevor du den zweiten Fisch fängst,liegt der erste geschuppt, ausgenommen und küchenfertig zubereitetbei mir in der Küche."Das ist etwas, das hat glaube ich prägenden Wert.Eine andere Geschichteauch von einem Berufsjäger da unten.Man muss sich das auch mal vorstellen, seine Familie auch mit relativkleinen Kindern ohne geladene Schusswaffe alleine zuhause zu lassen, ist fahrlässig.In einer solchen Welt.Und die Kinder müssen dann also was heißt die müssen, aber die werden mit mit der Waffe groß.Und war also einer als relativ kleiner Junge ist der in einen Jagdrausch geraten und hatirgendwie 30 Hühnervögel erlegt.Kommt mit diesen Hühnervögeln nach Hause.Und das war jetzt lange her,aber dann hatte der Popo Kirmes dort kann man geteilter Meinung sein,ob das nötig ist,aber der durfte nicht eher wieder zur Jagd rausgehen, bevor alle Vögelaufgegessen waren.Das hat natürlich eine ganze Zeit gedauert.
Tim Pritlove
Aber das vergisst man auch so schnell nicht.
Jochen Schumacher
Ja, aber das hält auch fürs Leben.Und so entsteht halt einfach auch eine Respekt und eineRespekt und eine Wahrnehmung fürdie Welt von der man nimmt und in die man wieder hinein gibt.
Tim Pritlove
Und die ist wichtig.
Jochen Schumacher
Die finde ich total wichtig.In den Büchern,man stelle sich vor, man kommt an ein Wasserloch mitten im Nichtsund drinnen steht ein Kudu-Bulle,der schwer verletzt von Hyänen mitten imWasser steht also ins Wasser gerettet vor den Attacken der Hyänen.Der knirscht mit den Zähnen vor Schmerzen.Natürlich erlöse ich den.Da kann ich so viel Natur Natur sein lassen, bringe ich einfach nicht übers Herz.Und das sind Verantwortlichkeiten,die ich in meiner in meinen Fähigkeitenwirklich froh bin, die da angesammelt haben, dass ich mit solchenSituationen zumindest die Chance habe, gut unverantwortlich umzugehenim Sinne meiner ganzen Moralvorstellungen und meiner Werte,die ich mitbekommen habe und die ich auch irgendwie versuche weiter zu entwickeln natürlich.
Tim Pritlove
Ja Jochen, ich würde sagen,unsere kleine Reise durch die Jagd,findet jetzt erst einmal ihren Abschluss.Vielen Dank.
Jochen Schumacher
Ich danke dir auch ganz herzlich.
Tim Pritlove
Ich fand, das sind sehr interessante Einblicke und Gedankenanregungen.Ja, dann bringen wir es jetzt auch zu Ende.Vielen Dank für’s Zuhören hier bei CRE und wir hören uns bald wieder.Und ich sag tschüß und bis bald.

Shownotes

73 Gedanken zu „CRE210 Die Jagd

  1. Beim Download wird mir eine Download-Zeit von über einer Stunde angezeigt. Sowas ist mir bei den metaebene-Podcasts in letzter Zeit ab und zu mal vorgekommen. Ist da mit den Servern irgendwas nicht in Ordnung?

  2. „Jedes Silberfischchen ist ja nichts anderes als die Wildnis, die wieder anklopft und zurückfordert“ (bei 1:04:40)

    Eine feine poetische Formulierung von Jochen! Schön.

  3. Moin Herr Jochen,

    was hältst Du vom Zufüttern von Wildttieren im Winter (Silage, Zuckerrüben, Heu etc., die/das im Wald ausgelegt wird/werden) bzw. was hältst Du vom Anlegen von Kohlfeldern usw. am Rande von Jagdrevieren?

    Wie siehst Du das mit dem Kupieren diverser Jagdhunderasse (Deutsch Draht/Stichel/Kurzhaar, Korthals-Griffon etc.)?

    Bist Du Befürworter von Luchsen und Wölfen?

    Danke!

    • Guten Morgen,

      drei Fragen, die ich nur mit einem entschiedenen „Kommt darauf an“ beantworten kann.

      Fütterungen: Einen Überblick bietet die TVT Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. in dem Papier „Fütterung von Schalenwild aus Sicht des Tierschutzes“ http://www.tierschutz-tvt.de/fileadmin/tvtdownloads/merkblatt77_2012.pdf

      Das ist aber schon für eine Wildart ein hochkomplexes Thema. Man unterscheidet z.B. Fütterung, Ablenkfütterung zur Vermeidung von Wildschäden, Fütterung in Notzeiten, Kirrung (Anlockfütterung).

      Optimal finde ich Massnahmen, die Nahrung und Lebensraum, am besten mehrjährig bereitstellen. z. B. http://lebensraum-brache.de/biogas-aus-wildpflanzen/vorteile-mehrjaehriger-wildpflanzenmischungen/ . Es fehlen Insekten, insbesondere große, damit Vögel ihr Küken in den ersten Wochen aufziehen können.

      Wir leben in nahezu 100% Kulturlandschaft und ich bin der Ansicht, dass aus der Nutzung der Natur die moralische Verpflichtung zur Fürsorge entsteht.

      Sachkundige, feinfühlige und artgerechte Fütterung ist ein wichtiges Instrument zur Erhaltung und Steuerung von Wildtieren.

      Kupieren. Lesestoff: http://www.djz.de/r30/vc_content/bilder/firma447/Archiv_2010/jagdhunde_kupieren_djz_0911.pdf
      Meine Labrador-Hündin hat sich bei der Arbeit in Dickungen (Brombeere, Schwarzdorn, etc) schon mehrfach die Rute blutig verletzt. Das führte zu einer unsachgemäßen „Lackierung“ meiner Wohnung inkl. Mobiliar bis auf Lichtschalter-Höhe. Durch das ständige wieder anschlagen der Verwundung an Kanten heilt eine solche Verwundung deutlich langsamer. Dennoch würde ich Hund dieser Rasse nie kupieren.
      Ich habe schon Spaniel gesehen, die sich die Rute beidseitig vor den eigenen Körper schlagen. Blutet die Rute sehen sie aus, wie in Blut gebadet. Brüche der Rute wurden mir auch schon berichtet.
      Ein Freund führt einen nicht kupierten Magyar-Vizsla in Drahthaar. der hat überaus kraftvolle Rutenbewegung, insbesondere bei der Arbeit. Eines Tages hat er sich eine Fraktur der Rute zugezogen. Das heilt extrem schlecht, schon weil die Rute nicht ruhig zu stellen ist.
      Bei diesen Rassen, insbesondere, wenn sie jagdlich geführt werden, ist das Kupieren der kleinere Teil des Übels. Gerade wegen des Tierschutzes. Eben wieder so eine Abwägung.

      Luchse und Wölfe? Ich finde alle Pflanzen, Tiere und Insekten toll. Weil ich es besser nicht schreiben kann, der Artikel meines Freundes Manfred Nolting.
      http://www.ein-jagdmensch.com/der-wolf-der-verlorene-sohn/

  4. Nur als Anmerkung zum Einführungstext:
    In der Biologie wird der Gattungsname (Homo) immer mit großen Anfangsbuchstaben geschrieben, der Artname (sapiens) wird immer klein geschrieben, sogar am Satzanfang. Das Druckbild sollte kursiv sein.↓

    P.S.: Danke für die vielen neuen Folgen CRE!!!!

    ↑Council of Science Editors / Style Manual Committee: Scientific style and format. The CSE manual for authors, editors, and publishers. 7. Auflage. The Council, Reston (VA) 2006. S. 345.

        • Danke, Philipp. Das Journis (Blogger und Podcast-Textschreiber eindeutig eingeschlossen) das bei Viehchzeugs und Pflänzchen immer und immer wieder falsch machen geht mir SEHR auf den Zeiger.

          Besonders ungeil ist es, wenn Print-Medien dann argumentieren, kursiv setzen würde den Textfluß stören. Völlig absurd wird’s, wenn sie das dann auch für die online-Version oder online-only nicht berücksichtigen.

          Grüße ins ZFMK, vor allem an die historische Grundgesetz-Giraffe. :)

          (Hey, Tim, mach doch mal was zu Forschungsmuseen. Ich organisier dir einen Gesprächspartner, wenn du willst. ^_^)

  5. Vielen Dank für diese Episode! Wieder 3+ Stunden!

    Aber schade, ich bin enttäuscht – empfinde diese Episode als eine der strukturlosesten. Ob es an dem geringen thematischen Grundwissen von Tim lag, dass die Führung durch das Thema irgendwie nicht so richtig erfolgte? Es war eher ein Wabern als das eigentlich immer so tolle Mäandern durch die Episoden. Exemplarisch ist der „Exkurs“ vom Wildfleischhandel über Tuberkulose hin zu Trichinen innerhalb von ca.10 Minuten. Mir fehlten die CRE-Momente, die in denen Tim sagt: „Warte warte warte, lass uns das noch mal kurz zusammenfassen …“

    Es gab drei Momente, in denen ich dachte: „Ah, jetzt kommen wir in bewährte CRE-Strukturen“
    1. die Aufzählung der Bereiche für die Jagdprüfung – hier vermutete ich ein kurzes Beleuchten der Einzelpunkte
    2. die Waffenwirkung (nur Büchse wurde ganz kurz beschrieben) – klar es gibt ja die Pavelfolge :)
    3. die unterschiedlichen Jagdarten
    Keiner der Momente erfüllte sich für mich.

    Letzter Punkt für mich ist das fehlende Nachhaken bei unbekannten Begriffen, wenn dies mal von Jochen hochkompetent erfolgte, war das ursprüngliche Thema komplett weg.
    Um die Metapher aufzunehmen – die Anzahl der geöffneten Klammern wurde nie effektiv verringert.

    Was mir sehr gefiel waren die ständige Reflektion des Jägerseins, die Gschichte, die gesellschaftlichen Bedeutung und die Darlegungen zur Verantwortung.

    TL;DR Hochinteressantes Gebiet, sehr kompetenter Gesprächspartner, mehr Gesprächsführung wäre besser gewesen.

    Danke Tim! Danke Jochen!

    • Sehe ich ähnlich. Zusammen mit „CRE157 Fernsehen“ eine der lowlights mir ähnlichem Symptom:
      Der eine spricht begeistert von seinem Hobby über ‚facts based on opinion‘ während der andere gebannt lauscht.

      Und auch wie bei CRE157 teils abenteuerliche, nahe an der Verschwörungstheorie gebaute Argumentationen.
      Gerade beim Thema der gesellschaftliche Wahrnehmung. Ich bin mir nicht sicher, ob man da zwingend mit „toten Kindern“ argumentieren muss, um die Wahrnehmung auf das Niveau von „Ahnungslosigkeit“ zu stufen.
      Warum man beim Format CRE, wo ihr 5 Stunden und mehr plauschen könnt, genau diesen Aspekt gleich mit „ich vereinfach das jetzt mal“ einleitet, verstehe ich auch nicht.
      Genau an den Stellen, wo es nicht um die Funktionsweise eines Gewehrs geht, hätte ich mir schon ausführliche und reflektiertere Gedanken gewünscht.
      So bleibt halt ein CRE, in dem einer leicht unstrukturiert über sein Hobby erzählt. Schade.

    • Sicherlich gab es Stellen, wo es nicht immer komplett strukturiert rüberkam, aber es war IMHO nicht im roten Bereich. Man muss immer abwägen zwischen Flow und Struktur und ich fand den Flow in den jeweiligen Momenten wichtiger. Man kann ein Gespräch durch zu viel Strukturwillen auch schnell kaputt kriegen. Abwägungssache und nicht immer klappt alles.

    • Problematisch empfand ich eher das Fachvokabular. Warum nicht einfach Blutspur/Fährte statt Schweiß sagen?
      Sonst kommt man schnell von einer Begriffserklärung zur nächsten.

      • Auch wenn es lange her ist, die von dir angesprochenen Vokabeln sind keine Synonyme. Blut ist etwas anders als Schweiß. Fährte und Spur sind 2 unterschiedliche Dinge.
        Wenn du dich über Verkehr unterhältst dann fällt es dir auch schwer Rikschas und ICE als identisch anzusehen, tja beides Verkehrsmittel, haben soviel gemein wie eine Fährte und eine Spur.
        Die Jägersprache gilt als älteste Fachsprache der Welt und „leidet“ gewissermaßen darunter das sehr viele Begriffe in die Alltagssprache übernommen wurden und da oft fehlerhaft verwendet werden. Das Problem haben ja Juristen auch, die messen Wörtern oft eine viel speziellere Bedeutung bei als es im Alltag unter Laien üblich ist.

  6. Ein sehr eindrucksvoller CRE. Tolle Episode, Danke Tim und noch viel mehr Dank an Jochen.

    Allerdings eine Kleinigkeit störte mich, als Mediziner, es ist ein Zwerchfell, kein Zwergfell. :-)

  7. nach allen Ausfuehrungen zur Problematik mit Kugel-Munition fuehle ich mich bestaetigt die Bogenjagd unter Auflagen freizugeben. Jagdspitzen vereinen Tierschutz und Umweltschutz da toedlich und bleifrei

    • Tödlich und bleifrei? Nun, da sollten Sie sich vielleicht mal genauer mit den Details der Bogenjagd befassen – sowohl technisch/geschichtlich als auch zielballistisch – da sind ganz nette Vergleiche zwischen Feuerwaffenprojektilen und Pfeilspitzen zu haben.

  8. Sehr spannende Folge, bei der ich am Ende das Gefühl hatte, man hätte nochmal so lange über das Thema sprechen können.

    Jochen ist ein toller Gesprächspartner, wirkt sehr reflektiert und fachkundig.

    Als Laie hätte mich nochinteressiert, wie andere Arten von Jagden ablaufen, wie funktioniert das gemeinsame Jagen usw.
    Dann gäbe noch den ganzen bereich Trophäen, Felle, Geweihe; den Mythos Großwildjagd usw.

  9. Dieser Podcast öffnete mir die Augen in Hinblick auf das Jägertum. Ich muss sagen, das Jochens Einstellung dazu mir sehr sympathisch ist. Sicher denken nicht alle Jäger so, aber die Grünröcke hat’s für mich in ein positiveres Licht gerückt. Werde bei nächster Begegnung im Feld doch mal das Gespräch suchen.
    Der Aufbau dieser Sendung gefiel mir sehr gut. Tim hat professionelle Gesprächsvorlagen geliefert und war thematisch abseits von Technik und Internet sehr gut vorbereitet. Die 3 Stunden vergingen wie im Flug.
    Hellhörig wurde ich gleich in den ersten Minuten, als es um Retriever ging.
    Wir haben drei Labbi-Jungs im Alter von eins bis 15 Jahren. Habe auch gleich die entsprechende Folge im Jagdfunk-Podcast gehört.
    Wir überlegen jetzt mit unserem 12 Monate alten Labrador Retriever vom Züchter eine jagdliche Ausbildung zu machen. Bisher gingen wir davon aus, dass Jagdhunde hauptsächlich mit Druck, Teletakt und Stachelhalsband erzogen werden. Das lehnen wir ab. Aber auch in Sachen Jagdhundeausbildung scheint es zum Glück große Unterschiede zu geben.
    Vielen Dank an Tim und Jochen für diese Sendung!

    • Wie in jeder Vergleichsgruppe gibt es auch unter Jägern sone und solche. Der andauernde mediale Druck und die damit verbundene Stigmatisierung der Jagd verfehlten natürlich nicht ihre Wirkung. Eventueller „Knorzigkeit“ bitte ich also mit Geduld und Nachsicht zu begegnen. Ich brauchte auch meinen Anlauf, um zur „jagdlichen Plaudertasche“ zu werden.

      Noch eine Bitte. Wenn Du Deine Hunde nicht wirklich auf der Jagd einsetzen möchtest, bitte ich Dich von deren jagdlicher Ausbildung abzusehen. Das verbraucht erstklassiges „Bio“-Lebensmittel zur Hundeausbildung. Das muss ja nicht sein.

      Die gleiche Ausbildung kannst Du auch mit Dummies (Segeltuchsack mit Füllung) machen und später, bei Bedarf, immer noch die Arbeit mit Wild dazunehmen. Anschluss findest Du z.B. über http://www.retriever-forum.net/.

  10. Hallo Tim,
    Ich denke es ist dir vielleicht aufgefallen und deshalb (auch wenns 3 tage zu spät kommt) Herzlichen Glückwunsch zu 10 JAHREN! CRE. Habe gerade mal die alten Folgen durch geschaut und da ist mir aufgefallen das die erste am 22.11.2005 veröffentlich wurde.

    Ich wünsche dir auf diesem Wege viel Erfolg und spannende Gesprächspartner für die nächsten 10 Jahre. Deine Podcasts sind ein Teil der Internetkultur geworden. Du hast uns damit viele Spannende Themen und neue Aspekte aus allen Bereichen näher gebracht. Dafür will ich dir viel mals Danken.

    Ich hebe mein Glas und sage DANKE!

  11. Ich hätte noch zwei Fragen:
    Zu der Trichinenuntersuchung:
    Was macht man denn in der Zwischenzeit mit dem Fleisch? Die Untersuchung scheint ja nicht am selben Tag stattzufinden? Muss man das Tier also zwangsläufig konservieren bis der Befund da ist?

    Und zweitens Persönlich:
    Ist Herr Schumacher Hauptberuflich Jäger oder ist dies ein „Hobby“.

    Schöne Grüße
    Jonathan

    • Konservieren klingt irgendwie nach Mausoleum! ;o)
      Die wenigen Tage bis zum Ergebnis der Untersuchung laufen parallel zur Fleischreifung. Normale Kühlung (Das Wildschwein muss natürlich hineinpassen) reicht aus.
      https://www.wild-auf-wild.de/content/reife

      Ich habe keine Ausbildung zum Berufsjäger. Alles was ich weiß habe ich mir angelesen oder bin Menschen, bei denen ich Expertise vermutete, mit meiner Neugier auf die Nerven gegangen. Einige dieser Gespräche habe ich als Podcast publiziert. Meine Lernkurve ist hoffentlich noch lange nicht beendet!

      • Ahh, noch mehr gelernt, vielen Dank. Als naives Stadtkind dachte ich das das Fleisch am besten sofort verzehrt werden muss.
        Die zweite Frage zielte auf den Zeitaufwand ab. Ob du das parallel zu einem „normalen“ Job machst oder deine meiste Zeit beim Jagen verbringst.
        Schöne Grüße
        Jonathan

  12. Sehr interessante Folge, wenn ich auch Jochens Argumentation und Einstellung nicht immer nachvollziehen konnte. Aber das muss ja auch nicht sein.

    Ihr habt kurz die Bioenergie angesprochen, Jochen meinte, dass das ja alles Quatsch sei, und überhaupt mit dem ganzen Mais und sowieso. In einer WRINT-Ausgabe wurde das Thema auch schon mal angeschnitten und auch da war das sehr gefährliches Halbwissen. Als Student der „Nachwachsenden Rohstoffe und Bioenergie“ an der Uni Hohenheim stoßen mir solche Pauschalisierung natürlich sauer auf. Entgegen Jochens Behauptung wird nämlich der meiste Mais als Futtermittel verwendet (ca. 65 %). Siehe auch https://mediathek.fnr.de/grafiken/daten-und-fakten/bioenergie/biogas/maisanbau-in-deutschland.html.

    Nun weiß das aber der gemeine Spaziergänger nicht unbedingt und so stellt diese „Vermaisung“ der Landschaft durchaus ein Problem für die Bioenergie dar – wenn auch eventuell kein ökologisches. Grundsätzlich läuft in der Bioenergie aktuell natürlich vieles nicht richtig und ist dementsprechend immer kritisch zu hinterfragen. Allerdings bestehen selbstverständlich auch Chancen, wie z.B. in der Verwertung von sowieso anfallender Gülle in Biogasanlagen.

    Zur Klärung all dieser und hoffentlich noch weiterer Fragen würde ich mich über einen Podcast zur Bioenergie sehr freuen. Als extrem kompetente, eloquente und die ganze Thematik immer sehr kritisch hinterfragende Gesprächspartnerin kann ich da nur Prof. Iris Lewandowski vom Fachgebiet Nachwachsende Rohstoffe und Bioenergiepflanzen der Uni Hohenheim empfehlen!

    Ich würde mich sehr freuen, wenn da was bei rum kommen würde :)

    • Da war ich natürlich provokant. Hat ja auch funktioniert! ;o)

      Man möge aber berücksichtigen, dass ich mich als Lobbyist der Wildtiere für deren Interessen einsetze.
      „Wer Bewohner des Bodens ist, hat es in Deutschland besonders schwer.“ Das sind die Worte des leider viel zu früh verstorbenen Prof. Paul Müller https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_M%C3%BCller_%28Biologe%29

      Unter dem Aspekt der Lebensraumqualität halte ich den großräumigen Anbau von Maissorten, die auf die Energieerzeugung optimert sind, für einen ein Rückschritt. Das ist natürlich nur ein Apekt einer größeren Diskussion. Der kam mir aber immer zu kurz. In einer Gesellschaft, die sich zunehmend für Natur- und Artenschutz engagiert, halte ich das für wichtig.

      Schon meine Neugier zwingt mich das Gespräch mit Prof. Iris Lewandowski zu führen. Ob sie das auch möchte?! ;o)

  13. Hey,
    bin grad bei 01:18:xx
    und will dem Standpunkt, dass irgendiwe Menschen an Krankheiten krepieen müssten, damit wir nicht alle verhungern, etwas entgegensetzen. Laut der Gapminderfoundation, die globale Daten auswertet, streben wir nähmlich eben mit und durch Medizin einer Nachhaltigen Bevölkerungsentwicklung entgegen. Weltweit haben wir nähmlich wieder weltweit ein Verhältnis von ca. 2 Kindern pro 2 Eltern (aktuelle Ferltilitätsrate von ca. 2,5), dass über Jahrtausende darüber sichergestellt wurde, dass nur 2 von 6 Kindern überlebten. wenige Kinder sind die Weltweite Norm, es pegelt sich seit Jahrzehnten von alleine ein, die Kinder überleben, es rentiert sich in diese zu ‚inverstieren‘, und daws höhere Durchschnittsalter ermöglicht weltweites lernen…

    es gibt eben, wie der Interviewte sagte, keinen! zirkulräen Naturzustand, wir sind der bestimmende Faktor, der unser Leben bestimmt, nicht die Natur. Wiese scheint es unmöglich, dass etwas unvorhergesehenes mit uns passiert, beispielsweise, dass wir von alleine einen Weg finden, ohne unsere Kinder sterben zu sehen, auf einen guten Weg zu kommen…^^

    hier die Einführung (leicht verständlich gemacht):
    The Overpopulation Myth
    https://www.youtube.com/watch?v=eA5BM7CE5-8&feature=youtu.be

  14. Hallo Tim,

    wie auch Jochen, scheinen viele Jäger eine Sicht auf den Artenschutz zu haben, die auf Abschuss statt auf Selbstregulierung des Ökosystems basiert. Es wäre interessant eine Folge zum Thema „Ökosysteme“ oder „Wald“ mit einem Biologen zu machen, der vllt Jochens Aussagen bestätigen kann oder eine andere Meinung vertritt.

  15. Vielen Dank, Jochen, vielen Dank, Tim!

    Eine tolle Ausgabe, der ich auch gerne noch länger hätte lauschen können (macht nix, ich abonnier jetzt mal den Jagdfunk).

    Ich komme zwar schon vom Land und der Urgroßvater war leidenschaftlicher Jäger, aber ich konnte tatsächlich noch eine Menge dazulernen. Vor allem hatte ich im Kopf bislang die Rollen von Förster und Jäger eher vertauscht.

    Persönlich hätte ich gerne noch etwas mehr über den „technischen“ Bereich erfahren (Büchse, Flinte, Ballistik, Hochsitz), dafür gibt’s aber ebenso den Jagdfunk und die Pavelfolge.

    Macht weiter so!

  16. Hallo Tim, hallo Jochen,

    vielen Dank für diesen tollen Podcast. Ich bin selbst Angler und mich hat das Thema total berührt. Ich finde es spricht nichts dagegen sich hin und wieder eine Forelle zu angeln oder ein Wildschwein zu jagen. Entscheidend ist wie wir mit den Tieren umgehen. Ich würde mir wünschen das viele Leute diesen Podcast hören, denn er regt wirklich zum nachdenken an. Jochen spricht vom Ernten, was ja industriell so gemacht wird. Jedoch der Jäger ist auch ein Naturfreund und sicherlich wäre es sinnvoller das Fleisch von ihm zu kaufen als das aus dem Supermarkt. Würden wir alle den Tieren respektvoll gegenüber stehen würde auf Einsicht Ablehnung folgen und vielleicht auch Rückbesinnung auf das Traditionelle Brauchtum, das Lokale. Es schmeckt ja auch viel besser. Jochen, ich finde du machst das richtig so. Vielen Dank.

  17. Hallo!
    Interessantes Thema und danke für das Gespräch! Mir hat viel gefallen, was mir leider negativ aufgefallen ist, ist das Verständnis von „Gleichgewicht“. Natürlich gibt es in der Natur Gleichgewichte. Auf der untersten – chemischen – Ebene ist ein Gleichgewicht der Zustand, der sich einstellt – sehr einfach formuliert – wenn die Faktoren (Reaktanden in einer Reaktion), die den Zustand definieren, gleich bleiben. Ändern sich die Faktoren, ändert sich die „Lage“ des Gleichgewichts. Aber dennoch ist es ein Gleichgewicht. Ein Gleichgewicht, konträr zum fehlgeleiteten Sprachverständnis, ist eben kein konstanter Zustand, sondern etwas dynamisches. Die rudimentäre Beschreibung eines chemischen Gleichgewichts lässt sich auch auf die makroskopische Welt übertragen und behält Gültigkeit. Populationsdynamik und co.

    Zum Thema Umstellung auf pflanzliche Ernährung würde mehr Monokulturen / Landwirtschaft brauchen: es ist doch so, dass im Verhältnis zu tierischer Erhnährung weniger Fläche insgesammt nötig ist. Schon aus dem einfachen Grund, dass die Energie nicht von Pflanze zu Nutztier zu mir, sondern von Pflanze zu mir geht. Zum Thema Dünger: es gibt ja auch durchaus auch Stickstoff-bindende Pflanzen (in erster Linie sorgt man mit Dünger für den Stickstoff Eintrag). Fruchtwechsel und so Gedöns gibt’s ja außerdem noch.

    Ein sehr interessanter Podcast mit einer für mich doch sehr ambivalenter Freizeitbeschäftigung. Danke!

  18. Hallo Tim, hallo Jochen,
    Tolle Folge!
    Habe nach der Sendung ein gutes Gefühl, derweil mein Handeln im Jagdbetrieb sich hier wiedergespiegelt hat.
    Leider wird dieser Bericht nur einem kleinen Teil unserer Bevökerung zugänglich sein und damit versandert er leider, bei den Intressierten und Fachleuten nicht.
    Ich würde mir wünschen, das dieser Beitrag, in kürzerer Form, der Bevölkerug per Radio zugänglich wird, damit mehr Verständnis für unser Handwerk entwickelt werden kann und die Abneigung gegen uns „Mörder“ abnimmt.
    Vielen Dank an Tim und Jochen für diese Sendung!

  19. Zum Umweltschutz im Dritten Reich. Der Umweltschutz hatte hier bewahrenden und erhaltenden Charakter, nach dem Motto: was jetzt ist ist gut. Eine ganze Menge der Ideen wie die Erhaltung von Naturlandschaften, sind auch heute noch zu sehen, z.B. Almwiesen in den Bergen die es ohne Almwirtschaft nicht geben würde.

  20. Danke für den schönen Cast und interessanten Einblick!

    Ich fürchte aber wir haben da eine Einzelmeinung, welche die Realität nicht spiegelt, gehört.

    Ich wohne eine Stunde Zugfahrt vom Bayrischen Wald entfernt und bin dort häufig zu Gast.
    Dort werden seit geraumer Zeit Luchse geschossen. Die Jäger wissen allesamt gar selbstverständlich überhaupt nichts. Die Vehemenz mit der dort nichts gewusst wird ist erstaunlich.

    Ich möchte dem Interviewgast nicht vorwerfen das alles schöngeredet zu haben, fand ihn im Gegenteil sehr glaubhaft. Aber mit Sicherheit ist er nicht der typische Vertreter der Zunft.

    • Natürlich habe ich in weitern Teilen meine persönliche Sicht wieder gegeben. Und es gibt sicher andere Sichten, als die Meine. Ich erfahre aber von vielen Seiten – und ausdrücklich auch aus der Jägerschaft – Zuspruch. Allein bin ich also nicht. Typisch bin ich mit meiner Haltung natürlich auch nicht. Das ist aber eher wohl eher positiv in dieser schillernden Gesellschaft. Ich leiste einfach mal meinen Beitrag in einer Diskussion, die sehr viel lebhafter, aber auch emotionsfreier und sehr viel sachkundiger geführt werden sollte.

      Der angesprochene Luchs unterliegt, wie z. B. auch Wildkatze und Fischotter, dem strengen Schutz der FFH-Richtlinie. In Deutschland stehen sie unter dem Schutz des Jagdrechts. Er genießt nicht nur seit Jahrzehnten eine ganzjährige Schonzeit; damit unterliegt der Jagdausübungsberechtigte der Verpflichtung zur Hege für diese Wildart. Verstöße sind unzweifelhaft eine Straftat.

      Die vorliegende Schilderung liest sich – wenigstens zwischen den Zeilen, wie eine Vorverurteilung. Das Prinzip „in dubio pro reo“ ist in der deutschsprachigen Rechtstradition erstmals 1631 in den „Cautio Criminalis“ des Jesuiten Friedrich Spee von Langenfeld belegt. Damit trat er der Praxis der Hexenprozesse entgegen und trug entscheidend zum Ende des Hexenwahns in Deutschland bei. Dieses Prinzip hat sich bewährt. Bleiben wir doch dabei und vertrauen (auch wenn’s schwer fällt) auf die Ermittlungen der zuständigen Behörden und unser Rechtssystem.

      • Hallo Jochen,

        jetzt lieferst Du selbst hier mit Deinem In-dubio-pro-reo-Exkurs noch eine Vorlage, da muß ich leider meckern: Schon der Podcast glitt immer wieder ins Pupulärphilosophische ab, z. B. mit der Randbemerkung über die franz. und dt. Revolution, Gleichgewichte seien statische oder Sachen mit der Gauß- und der Sinuskurve. Ziehmlich ahnungslos, kann ich da nur sagen. Ganz als Replik auf die mir unterstellen Ahnungslosigkeit als Nicht-Jäger. Das ärgert mich.

        • Hallo, Norbert.

          Ich finde es ein wenig verwirrend, wenn jemand dezidierte Kritik an der Jagd anbringt und generalisierend aus Einzelfällen auf die Jäger im Allgemeinen schließt und dann, wenn er schlüssige Gegenkritik bekommt, larmoyant mit seinem „Nichtjägertum“ kokettiert.

          D a s ärgert m i c h.

  21. Sehr gute Folge!

    Einige bemängeln die passive Gesprächsführung.
    -> die detaillierten Schilderungen Jochens über das Ausweiden etc. scheinen Tim doch irgendwie auf den Magen zu schlagen. Finde das merkt man. Dennoch, mir hast gefallen!

  22. Wow. Sehr informativ, und das Gespräch deckt wirklich sehr viele Aspekte des Jagens ab. Auch wenn das Gespräch manchmal etwas unstrukturiert wirkt, der Inhalt und die vielen Impulse zum Nachdenken machen das allemal wett. Ich habe Lust bekommen, einen Jäger in meinem Bekanntenkreis nun mal zu löchern, wie das denn so bei IHM ist …

    Treffen sich zwei Jäger: Beide tot :)

  23. Interessantes Thema. Ich finde jedoch das ihr den Teil zur „Geschichte der Jagd“, aufgrund von Mangel an Expertise, besser weglassen sollen hättet.

    • Die Jagd ist bei weitem nicht mein Spezielgebiet, aber ich als Archäologe muss ich bei dem Punkt absolut zustimmen.

      Angefangen bei der Menschwerdung, hin zur Neolithischen Revolution und bis in die Neuzeit waren die geschilderten Ansichten doch extrem unreflektiert und recht voreingenommen.
      Erklärungsmuster wurden immer nur im Fokus von Jagd gesehen und andere Faktoren ausgeblendet.
      Man hat einfach sehr schnell gemerkt, dass das Wissen des Interviewten in dieser Hinsicht sehr auf voreingenommen Halbwissen beruhte.
      Die Schilderungen zum Mittelalter waren zudem doch sehr romantisch und europazentrisch angehaucht

  24. Ich möchte gern noch etwas die Beziehung zwischen Jäger und Forstwirt ausleuchten.

    Nicht immer ist es so, dass der Forstwirt, hier immer als Förster bezeichnet, die Wilddichte – also wie viel Wild auf einer bestimmten Waldfläche lebt – sehr niedrig halten will. Das kommt sehr auf die Baumart an die wachsen soll. Fichtenwälder können z.B. sehr viel mehr Rehe und Hirsche aufnehmen ohne, dass größerer Schaden entsteht. Als Waldbesitzer muss man hier vor allem aufpassen, dass der Terminaltrieb nicht angefressen wird, sodass der Baum gerade wächst. Wildschweine sind im Fichtenwald sogar sehr erwünscht, da sie den Boden im Wald umbrechen und dadurch den Fichtensamen die Möglichkeit geben zu keimen und zu wachsen.

    Das Problem am Fichtenwald ist, dass er keine Trockenheit verträgt und als Monokultur sehr Windanfällig ist. Leider sind das aber gerade die Hauptmerkmale der Klimaerwärmung in Mitteleuropa. Deswegen sind Forstwirte heute gezwungen einen Waldumbau, weg von der Monokultur Ficht hin zu Laub- oder Nadelmischwald, hinzubekommen. Das machen Fichtewaldbesitzer nicht gern, da die Fichte der Brodbaum ist, also den besten wirtschaftlichen Ertrag bringt. Das Problem daran ist, dass gerade diese Bäume, die sich zu Fichte hinzugesellen sollen, dem Reh- und Hirschwild besonders gut schmecken. Wir sprechen hier von Kiefer, Duglasie, Buche und Eiche. Zum Schutz dieser Jungbäume trifft dann solche Maßnahmen wir das Einzäunen größerer Flächen, bzw. nutzt man Wuchshüllen.

    Allerdings reichen diese Maßnahmen nicht aus. Weil die Fichtenwälder auch mehr jagbares Wild aufnehmen können ist die Wilddichte in den Fichtenwälder weit höher, als sie in natürlichen Wäldern wäre. Der Grund liegt hier in der Jägerschaft, die natürlich lieber mehr Wild in ihren Revieren haben will, um schnelle einen Abschuss hin zubekommen. Im Zuge des Waldumbaus hin zu einem robusten, Wald, der Sturm und Schädling trotzen kann, müssen auch die Jäger ein Opfer bringen und sich auf eine geringer Wilddichte einlassen.

    Jäger und Förster haben zwar ein paar gegensätzliche Interessen am Wald, aber im Grunde eint sie ein gemeinsames Ziel: der Erhalt des Waldes und seiner Tiere. Deswegen arbeiten auch Jäger und Forstwirte im Normalfall immer eng zusammen. Es ist auch häufig so, dass der Förster auch Jäger ist und auf die Jagd geht, und viele Jäger besitzen ein paar Hektar Wald. Man kennt die Probleme des jeweils anderen und kann diese nur gemeinsam lösen. Das gelingt häufig gut, aber wie das bei Menschen so üblich ist, gibt es auch Reibereien und Streit.

  25. Hallo Tim,

    im Grunde wäre der mitteleuropäische Wald auch ein sehr spannendes Thema für cre.

    Die Geschichte begann nach der Eiszeit vor 10.000 Jahren mit Birkenwäldern, die sich sich dann zu Haselwälder entwickelten – Ferrero hätte seine helle Freude gehabt und schließlich zu den Urwäldern wurden, wie wir sie uns heute vorstellen.

    Schon vor 4000 Jahren gab es in Mitteleuropa keinen Flecken Wald mehr, der nicht einmal vom Menschen gefällt oder gebranntrodet wurde. Erst danach kamen die dichten Eichen- und Buchwälder, die Tacitus beschrieb.

    Am Endes des Mittelalters wurde dann soviel Raubbau am Wald betrieben, dass man erstmals in Nürnberg, begann Bäume gezielt zu pflanzen. Durch diese Aufzucht von Bäumen war es dem Menschen möglich die Wälder gezielt umzugestalten. So veränderte sich das Aussehen von Deutschland grundlegend. Gab es noch zu Zeiten Luthers fast nur Laubwälder in Deutschland, konnte man zu Beginn der industriellen Revolution, fast nur noch Nadelwälder in Deutschland antreffen. Das war auch die Zeit, in der der deutsche Wald eine besondere und in der Welt einmalige Bedeutung errang. Der Grund hierfür waren die Brüder Grimm, deren aufgeschriebene Märchen recht häufig im Wald spielten und eine besondere Wirkung im Bewusstsein der Deutschen hinterlassen hat.
    Nachdem der Wald die Gründerzeit und die erste Republik gut überstanden hatte, betrieben die Nazis einen starken Raubbau. So verlor Deutschland etwa ein Drittel seiner Forstflächen während der Zeit des dritten Reiches. Erst in den 50er Jahren begann man mit der gezielten Wiederherstellung der verlorenen Waldflächen.

    Das nächste große Thema war das Waldsterben in den 80er Jahren und heute ist es der Klimawandel, der den Wald sehr zu schaffen macht.

    Der Wald spiegelt also kulturelle und gesellschaftliche Aspekte wieder und wurde zu jeder Zeit mit technischer Hilfe bearbeitet und umgeformt. Ein perfektes Thema um darüber drei Stunden zu sprechen.

  26. Ein reichlich spätes Danke für diesen Podcast!

    Mein Blick auf die Jagd hat sich nachhaltig geändert. Aufgewachsen auf dem Land in Waldnähe habe ich die Jagd als gesellschaftlich legitimierte Version der Gewaltausübung aus Spaß kennen gelernt. Ein ums andere Mal wurde ich mit meinem Hund von Jägern ermahnt, ich solle anleinen und bestimmte Bereiche nicht betreten. Ich nahm das als Bevormundung wahr, die einzig auf „der Wald gehört dem Jäger“ beruhte.

    Dabei ist es wohl durchaus so, dass ich selbst Fehler machte. Mittlerweile sind mir diese bewusst. Doch in meiner damaligen Ignoranz dachte ich nicht daran, dass der Jäger Wildtiere schützt vor dem Eindringen von Mensch und Hund in deren Lebensraum.

    Auch über die komplexen Zusammenhänge zwischen Landwirten und Wildeinfluß erfuhr ich so gut wie nichts obwohl ich zwanzig Jahre neben einem Bauern wohnte. Der schimpfte auf die Wildschweine und beklagte Schäden, ich belächelte ihn dafür, ihm ginge es doch auch so gut genug. Die paar Maiskolben…

    Die gelegentlichen Sperrungen von Waldgebieten zur Jagd nutzte ich zum Fluchen auf vermeintlich wohlhabende Schießwütige.

    Für mich ist dieser Podcast deshalb so wertvoll. Ich kann meine polnische Bracke nun besser verstehen, die aufgeregt am Unterholz riecht, kann die Jäger besser einordnen, die früh morgens auf die Pirsch gehen und denke mehr über mein Verhalten nach und bekämpfe meine allzu leichten inneren Schlußfolgerungen für komplexe Sachverhalte.

    Das treibt mich nun nicht dazu dem Jägerhandwerk nachzugehen, doch einmal mit Achtsamkeit und dem Fernglas meines Vaters den Wald zu durchstreifen, darauf freue ich mich.

    Nebenbei, den Jagdfunk höre ich nun auch. Tolles Format!

  27. Hallo Zusammen,
    ich bin seit einige Zeit begeisterter CRE-Hörer und fühle mich nach 2/3 dieser Episode das erste Mal nicht so gut dabei. Ich komme nicht von PETA oder so und bin recht offen und interessiert an die Folge ran gegangen, aber bin ich wirklich der einzige zwischen all den begeisterten Kommentaren, der sich nicht überzeugen lässt? Es handelt sich bei Jägern um Menschen (Männer), die freiwillig los ziehen um chancenlose Lebewesen töten. Die Passion mit der Jochen hier davon schwärmt macht es für mich zunehmend gruselig. All die Fachbegriffe, das poetische und philosophische Gerede von Verantwortung, Erlösung und Naturschutz sind doch am Ende Rechtfertigungen für den Nervenkitzel am Lustmord.

    • Entschuldige bitte, aber das ist Unfug! Insbesondere der letzte Satz.
      Ich verstehe durchaus: Egal, wie viel Empathie man besitzt, selbst gewisse Erfahrungen zu machen, kann nicht durch deren Beschreibung kompensiert werden. Mir ist das besonders klar geworden, als mein Sohn geboren wurde. Ich hatte schon immer viel Verständnis für die Liebe, die Bekannte ihrem Nachwuchs entgegen brachten, aber selbst diese Erfahrung machen zu dürfen, ist einfach unbeschreiblich. Im Wortsinne.
      Und ich bin auch Jäger und habe Tiere getötet. Auch hier kann ein Berichten davon das Erfahrene nicht im Ansatz widerspiegeln. Aber lass dir versichern. „Lust“ am Töten ist NIEMALS dabei. Und da bin ich nicht „der eine, auf den das vielleicht zutrifft, aber die Mehrheit…..“
      Ich gehe mit meinem gesamten Blick auf die menschliche Naturnutzung, dem Verhalten gegenüber Tieren und dem generellen Tun der Menschen in weiten Teilen mit meiner Schwester konform. Sie ist Veganerin. (Nicht in allen Aspekten, das soll der Vollständigkeit halber angemerkt sein)

      Mein Anliegen diesen Kommentar zu schreiben liegt darin, dass ich mich als Angehöriger der grünen Zunft der Diffamierung in deinem Beitrag etwas entgegen setzen möchte. Mein Appell lautet, sich erst umfassend und aus mehreren Perspektiven zu informieren, bevor man Anschuldigungen äußert. Diesen Anspruch habe ich auch an mich selbst, wenn ich einem Thema begegne, dem ich (vielleicht ja, weil ich zu wenig darüber weiß?) zunächst mal ablehnend gegenüber stehe.

      Viele Grüße und nur das Beste!

      • Wie würden wir eine Gruppe von Männern beurteilen, die mit privat bezahlter Ausrüstung angebraust kommt und die Nackschnecken im Gemüsegarten zertreten? Freiwillig, wegen Umweltschutz und Überpopulation.
        „Die Schneckenbeseitger e.V.“

        Oder einen Verein, der regelmässig loszieht um Tauben in den Großstädten vergiftet? Nicht beruflich, sondern weil es ihr Hobby ist! Nach getaner Arbeit ein Bier. Prost!

        Gibt es 2020 wirklich keine besser Lösung zur Populationskontrolle, als zu töten? Ist das wirklich das Beste, was uns mit den großen Gehirnen einfällt?

        Im Todeskampf ist jedem Tier sein Leben so wichtig wie dir deins, wer gibt uns das Recht sie auszulöschen, nur weil sie, ganz ohne böse Absicht, etwas tun das uns nicht passt?

        Ja, es ist ein emotionales Thema.

  28. wir haben die wölfe abgeknallt weil wir unsere schafe lieber selber fressen wollen. darum müssen wir jetzt auch die eigentliche lieblingsspeise des wolfes abknallen. aber wie lange eigentlich noch?
    müsste die überpopulationsproblematik nicht irgendwann mal erfolgreich abgeschlossen sein, wenn man seinen Job gut macht? ich wohne doch nicht mein leben lang mit einem kammerjäger in der wohnung, damit der jedes jahr aufs neue die rattenplage bekämpft. das wäre ein sehr unfähiger jäger.
    vielleicht sollten wir stattdessen die massentierhaltung abschaffen und alle flächen, die für die ernährung unserer nutztiere drauf geht (75%) einfach renaturieren. dann kann der wolf dort wieder fröhlich fressen was will und wir essen lecker gemüse. ist ja eh besser für uns und unseren planeten. und die jäger können sich gerne eine andere aufgabe suchen. zwei fliegen mit einer klappe gestreichelt.

  29. Vielen Dank für die Interessante Folge.
    Kleinkrittelei ist nicht meine Art aber bei diesem sonst sehr detaillierten und umfangreich recherchierten Format will ich es der Gründlichkeit halber anbringen:
    Im Abschnitt „Mensch und Hund“ fällt die Formulierung vom Gastgeber in etwa „der Hund ist ja vom Menschen aus dem Wolf herausgezüchtet worden“.
    Diese Theorie mag sich als Mem halten, wissenschaftlich ists doch mittlerweile mindestens fragwürdig. Es gibt weltweit seit Urzeiten verschiedene Wildhunde, die genetisch eindeutig nicht mit dem Wolf identisch sind. Es liegt nahe (und ist in Ausgrabungen auch so vorgefunden worden), dass Urmenschen Wildhunde gezähmt haben und nicht den Wolf gezähmt und aus diesem einen Hund gemacht.
    Ein Hinweis: Selbst in Gefangenschaft geborene und an Menschen gewöhnte Wölfe sind echt weit davon entfernt, menschliche Anweisungen entgegenzunehmen. Mit Wölfen gekreuzte Hunde tendieren zu einem eher scheuen Wesen und verhältnismäßig geringem Interesse, Folge zu leisten.
    Mehr Infos finden sich netzweit.
    Ist umfangreich genug für ein eigenen Thema, nur unkommentiert konnte ich es nicht stehen lassen.

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